Unfälle im Kinderzimmer: Machen Sie Ihre Wohnung kindersicher!
Unfälle im Kinderzimmer
In Deutschland verunglücken jährlich 1,7 Millionen Kinder so schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Betroffen sind vor allem die Jüngsten, nämlich Säuglinge und Kleinkinder. Besonders erschreckend: Die Häufigkeit von Unfällen mit schweren Verletzungen oder tödlichem Ausgang nimmt in dieser Altersgruppe sogar seit Jahren stark zu! Ersticken und Stürze sind die beiden häufigsten tödlichen Unfallarten im Säuglingsalter, während bei Kleinkindern laut Statistik das Ertrinken an erster Stelle steht, gefolgt von tödlichen Unfällen durch Wohnungsbrände. Erst im Grundschulalter überwiegen tödliche Unfälle im Straßenverkehr.
Tatort Kinderzimmer
Die meisten Unfälle passieren im Kinderzimmer, gefolgt von Küche und Treppen(-haus). Über die Hälfte dieser Unfälle sind Stürze, z. B. vom Etagenbett oder beim Laufen. Weitere häufig auftretende Unfallarten sind Zusammenstöße, Schnittverletzungen und – besonders schwerwiegend Ertrinken, Verbrennungen, Verbrühungen und Vergiftungen. Die Ursachen sind banal: Die Kleinen haben noch kein Gefahrenbewusstsein, sind häufig abgelenkt, haben es eilig oder sind einfach nur übermütig.
Die 5 wichtigsten Sicherheits-Basics
- Lassen Sie Ihr Kind niemals unbeaufsichtigt – weder auf dem Wickeltisch noch in der Küche oder im Bad!
- Nutzen Sie Sicherheitsartikel wie Treppen- und Herdschutzgitter, Rauchmelder oder Steckdosenkappen (siehe Bezugsquellen).
- Erklären Sie Ihrem Kind, was und warum etwas gefährlich ist (z. B.Messer, heiße Gegenstände). Bevor es sich am heißen Ofen verbrennt, sollte es die Bedeutung von heiß kennen lernen, indem Sie es unter Ihrer Aufsicht kurz an die heiße Kaffeekanne fassen lassen.
- Üben Sie je nach Alter und Geschicklichkeit mit Ihrem Kind Dinge wie Schneiden oder Kerzen anzünden.
- Achten Sie beim Kauf von Spielzeug und Kindermöbeln auf das CE-Zeichen. Das GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit) ist ein freiwilliges zusätzliches Prüfzeichen, das Ihnen den Hinweis auf einen langfristig höheren Sicherheitsstandard gibt!
Was Sie sich zusätzlich angewöhnen sollten
- Verzichten Sie auf Tischdecken. Hält sich Ihr Kind daran fest, könnte es sie samt Geschirr und heißen Speisen oder Getränken herunterreißen. Stellen Sie Kannen oder Tassen mit heißen Getränken immer möglichst weit in die Mitte des Tisches. Essen oder trinken Sie nichts Heißes, wenn Sie Ihr Kind auf dem Schoß haben. Mit einer Tasse heißem Kaffee kann sich Ihr Kind bis zu einem Drittel seiner Körperoberfläche verbrühen!
- Achten Sie darauf, dass die Kabel von elektrischen Geräten nicht herunterhängen und von Ihrem Kind ergriffen werden können. Ziehen Sie nach Gebrauch sicherheitshalber den Netzstecker.
- Lassen Sie Ihr Kind in der Wohnung auf glatten Böden nicht mit normalen Strümpfen, sondern nur mit „ABSSöckchen“ laufen, damit es nicht ausrutscht.
- Schließen Sie Arbeitsräume (Keller, Bügelzimmer, Hobbyraum) ab, wenn Sie sie nicht nutzen. Lassen Sie Ihr Kind dort nicht allein, nicht einmal für kurze Zeit!
- Lassen Sie keine verschluckbaren Kleinteile herumliegen. Besonders gefährlich sind Batterien und Magnetspielzeug. Nickel-Cadmium-Batterien lösen sich im Magen auf und setzen giftige Inhaltsstoffe frei. Knopfzellen bleiben nicht selten bereits in der Speiseröhre hängen und führen dort zu Schleimhautverätzungen. Das immer beliebter werdende Magnetspielzeug ist deswegen so gefährlich, weil die Magnetstäbe sich auch durch die Darmschlingen anziehen können, wenn mehr als ein Teil verschluckt wird. Das verhindert, dass die Teile mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden, und kann bis zu einer Perforation des Darmes führen.
- Räumen Sie Plastiktüten sofort weg, da Erstickungsgefahr droht, wenn Ihr Kind sich diese über den Kopf stülpt.
- Wenn Ihr Kind den Geschirrspüler öffnen kann, sollten Sie Messer und Gabeln grundsätzlich mit der Schneide bzw. den Spitzen nach unten in den Besteckkorb räumen und scharfe Messer am besten mit der Hand spülen, sodass Ihr Kind nicht drankommt. Gefährlich ist außerdem der ätzende Geschirrreiniger!
- Verwenden Sie im Kinderbett kein Heizkissen und füllen Sie eine Wärmflasche für Ihr Kind niemals mit kochendem, sondern maximal mit 50 Grad heißem Wasser.
- Achten Sie darauf, dass keine Schnüre, Kordeln (auch an Kinderkleidung!) oder Kabel in Reichweite Ihres Kindes herumliegen, mit denen es sich strangulieren könnte.
- Lassen Sie Ihr Kind im Bad nicht allein, insbesondere wenn es in der Badewanne sitzt. Bleiben Sie dabei, wenn das Badewasser einläuft – kontrollieren Sie die Temperatur.
- Lassen Sie Ihr Kind keine Sekunde mit offenem Feuer oder brennenden Kerzen allein. Verwahren Sie Streichhölzer und Feuerzeuge kindersicher.
Betrachten Sie Ihre Wohnung aus der Kinderperspektive
Wenn Sie wissen wollen, wie kindersicher Ihre Wohnung wirklich ist, sollten Sie sie einmal mit den Augen Ihres Kindes betrachten. Begeben Sie sich dazu auf den Boden und krabbeln Sie durch die Wohnung. Manche „Fallen“ können Sie erst auf diese Art und Weise erkennen!
Anschließend gehen Sie mit unserer Checkliste „So wird Ihre Wohnung kindersicher“, die Sie auf unserer Internetseite www.elternwissen.com/forum/gratis-downloads.html „Gesundheit“ herunterladen können, durch die Räume. Die Checkliste führt Sie gezielt zu allen Gefahrenquellen und gibt Tipps, wie sie behoben und Unfälle vermieden werden können.