Was hinter den Bauchschmerzen Ihres Kindes wirklich stecken kann
Gerade Bauchschmerzen sind bei Kindern oft schwer einzuschätzen, da es sowohl hochakute, gefährliche Formen als auch ganz harmlose Beschwerden gibt. Und es ist nicht einmal sicher, dass die Ursache der Bauchschmerzen wirklich im Bauch zu finden ist. Wie Sie Bauchschmerzen richtig bei Ihrem Kind erkennen können, erfahren Sie hier.
- Bauchschmerzen bei Kindern richtig diagnostizieren und behandeln
- So können Sie abschätzen, wie ernst die Bauchschmerzen sind
- Wann müssen Sie mit Ihrem Kind zum Arzt, bzw. den Notarzt rufen?
- Bitte Folgendes beachten, wenn Ihr Kind Bauchschmerzen hat:
- Diese 3 „W“ geben Hinweise auf die Ursache der Bauchschmerzen
- Bei psychisch bedingten Bauchschmerzen hilft eine sanfte Bauchmassage
- Was kann hinter häufigen Bauchschmerzen stecken?
- Zusammenstellung typischer Symptome und deren mögliche Ursachen
Bauchschmerzen bei Kindern richtig diagnostizieren und behandeln
Dabei ist der Bauch für Kinder oft der zentrale Punkt, auf den alles projiziert wird. Ist das Kind nicht ernstlich krank, stecken meist Kummer, Aufregung oder Angst dahinter. Besonders bei kleinen Kindern verbirgt sich hinter Bauchweh nicht selten eine Ohren- oder Halsentzündung. Häufig sind Bauchschmerzen auch das erste Zeichen eines beginnenden Infektes.
So können Sie abschätzen, wie ernst die Bauchschmerzen sind
Bitten Sie Ihr Kind, auf dem Bauch zu zeigen, wo es wehtut. Folgender Leitsatz hat sich bewährt:
- "Je weiter der Schmerz vom Nabel entfernt ist,
umso eher hat er eine körperliche Ursache."
Bauchschmerzen um den Nabel herum sind häufig, aber natürlich nicht immer(!), psychisch bedingt. Treten die Bauchschmerzen plötzlich und sehr heftig auf, ist eine ernsthafte Ursache höchstwahrscheinlich. Hat Ihr Kind zusätzlich ein vor Schmerzen verzerrtes, blasses Gesicht mit spitzer Nase, trockenen Lippen und tief liegenden Augen und zeigt es Anzeichen von Angst, bitte sofort den Arzt rufen.
Fragen Sie Ihr Kind, ob es seine Lieblingsspeise essen möchte. Hat es wirklich ernste Bauchschmerzen, hat es weder darauf noch auf etwas anderes Appetit. Verschwinden die Bauchschmerzen, wenn Sie mit Ihrem Kind kuscheln oder es mit seinem Lieblingsspiel ablenken, ist eine körperliche Ursache weitgehend ausgeschlossen. Hat Ihr Kind Fieber, ist das ein sicherer Hinweis auf körperlich bedingte Beschwerden (z.B. ein Harnwegsinfekt, eine Magen-Darm-Infektion oder eine Blinddarmentzündung). Lassen Sie Ihr Kind mit beiden Beinen im Stand hüpfen. Ist das ohne Schmerzen möglich, ist eine Reizung des Bauchfells („Akuter Bauch“, etwa bei fortgeschrittener Blinddarmentzündung) äußerst unwahrscheinlich.
Wann müssen Sie mit Ihrem Kind zum Arzt, bzw. den Notarzt rufen?
- bei plötzlich und heftig auftretenden Bauchschmerzen
- bei Bauchschmerzen, die länger als 24 Stunden anhalten und nicht nachlassen
- wenn Ihr Kind apathisch ist
- wenn es aufgrund der Schmerzen nachts aufwacht oder sein Spiel unterbricht
- wenn die Schmerzen in Brust oder Rücken ausstrahlen
- wenn Ihr Säugling die Nahrung verweigert
- bei anhaltendem Schreien oder wiederholtem schrillen Aufschreien Ihres Säuglings
- bei weiteren Beschwerden wie Fieber, Erbrechen, Durchfall,
- Schmerzen beim Wasserlassen
- wenn die Bauchdecke hart gespannt ist und Ihr Kind aufgrund starker Schmerzen mit angezogenen Beinen im Bett liegt
- wenn Wärme (warmer Bauchwickel, Wärmflasche) die Beschwerden verstärkt
Bitte Folgendes beachten, wenn Ihr Kind Bauchschmerzen hat:
- nichts mehr zu essen oder zu trinken geben, keine Wärmflasche auf den Bauch
- kein Schmerzmittel geben (um nichts zu verschleiern)
- Kind hinlegen und zudecken; Beine aufstellen (Kissen zur Stabilisierung unter die Knie geben), damit der Bauch entlastet wird
Diese 3 „W“ geben Hinweise auf die Ursache der Bauchschmerzen
Eine von uns erstellte Tabelle, gibt Ihnen Anhaltspunkte, welche Erkrankung als Ursache für die Bauchschmerzen Ihres Kindes in Frage kommt. Natürlich gibt es daneben eine Reihe weiterer, meist weniger häufiger Erkrankungen. Bitte lassen Sie Ihr Kind grundsätzlich vom Arzt untersuchen, wenn es über Bauchschmerzen klagt, da die Tabelle den Arztbesuch keinesfalls ersetzen kann!
Bei psychisch bedingten Bauchschmerzen hilft eine sanfte Bauchmassage
Bei Blähungen, Dreimonatskoliken, Verstopfung oder Bauchschmerzen aus psychischer Ursache hilft folgende Massage:
- Ihr Kind sollte in einem warmen ruhigen Raum entspannt auf dem Rücken liegen.
- Wärmen Sie Ihre Hände mit warmem Wasser gut an und verwenden Sie etwas Speiseöl, ebenfalls leicht erwärmt (Wirkungsverstärkung durch Zugabe einiger Tropfen Kümmelöl aus der Apotheke).
- Massieren Sie sanft mit zwei bis drei Fingern in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn rund um den Nabel. Die Kreise langsam größer werden lassen, bis Sie zu den Rippen und zum Schambein gelangen. Dann wieder mit engen Kreisen um den Nabel beginnen, die Sie erneut langsam größer werden lassen. Bei Durchfällen gegen den Uhrzeigersinn massieren! Zusätzlich auch den Bereich des unteren Rückens kreisend massieren.
- Massieren Sie etwa fünf Minuten lang oder solange Ihr Kind es angenehm findet.
- Schneller Bauchwehtee für Kinder ab einem Jahr Sidroga Bio Stilltee (enthält Kümmel, Anis, Fenchel, Melisse; 20 Beutel), Zubereitung siehe Packung. Säuglinge erhalten am besten Fenchel- oder auch Kamillentee, z. B. einen Teebeutel auf 150 bis 200 Milliliter.
Was kann hinter häufigen Bauchschmerzen stecken?
Halten Bauchschmerzen über drei Monate an, bzw. treten sie öfter als einmal wöchentlich auf, spricht man von häufigen Bauchschmerzen. Bei Schulkindern sind sie zu 90 Prozent ohne körperliche Ursache, bei Kindern unter sechs Jahren lässt sich oft doch eine zugrunde liegende Erkrankung finden. Lassen Sie Ihr Kind zur Abklärung bitte immer ärztlich untersuchen! Folgende Erkrankungen können ursächlich sein:
- Verstopfung. Stuhlgang seltener als dreimal pro Woche, Stuhl meist hart und auch schmerzhaft; Behandlung: regelmäßige Zeiten für die Darmentleerung, viel trinken, viel Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung.
- Zöliakie (Unverträglichkeit des Klebereiweißes = Gluten im Getreide). Bauchschmerzen, aufgetriebener Bauch, Durchfall, Kind ist weinerlich, appetitlos und kleinwüchsig; Behandlung: Weizen, Roggen, Gerste und Hafer strikt und dauerhaft meiden.
- Verdauungsstörungen wie Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktoseintoleranz) oder Fruchtzucker. Krampfartige Bauchschmerzen und oft auch Durchfälle, sobald das Kind den unverträglichen Stoff erstmals erhält; Behandlung: auslösenden Zucker strikt meiden!
- Nahrungsmittelunverträglichkeit bzw. -allergie: Häufig Kinder aus Allergikerfamilien mit Neurodermitis oder Asthma; neben Kratzen im Hals können Bauchschmerzen, Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen auftreten; Behandlung: auslösendes Nahrungsmittel meiden.
- Nabelkolik. Anfallsartig auftretende, krampfartige Schmerzen im Bereich des Nabels, die bis zu zwei Stunden anhalten; häufig sensible Mädchen zwischen drei und zehn Jahren betroffen, Auslöser meist familiärer Stress oder Kindergarten-/Schulprobleme.
Zusammenstellung typischer Symptome und deren mögliche Ursachen
Beschreibung | Mögliche Ursachen |
---|---|
Wann? | |
beim Atmen | Lungenentzündung |
beim Wasserlassen | Harnwegsinfektion |
während oder nach dem Essen | Magenschleimhautentzündung,Magengeschwür, Refluxkrankheit (Rückfluss sauren Mageninhalts in die Speiseröhre), Nahrungsmittelunverträglichkeit,Verdauungsstörungen |
im Zusammenhang mit dem Stuhlgang | Verstopfung, Darmentzündung |
nächtliche Schmerzen | Magenschleimhautentzündung,Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür |
Wo? | |
um den Nabel | häufig psychisch oder bei beginnenden Infekten, bei zusätzlichem Durchfall meist Magen- Darm-Infektion,Verdauungsstörungen, beginnende Blinddarmentzündung |
im rechten Unterbauch | Blinddarmentzündung |
in der Mitte des Unterbauchs | Harnwegsinfektion (meist Blasenentzündung) |
im Oberbauch | Magenschleimhautentzündung,Magengeschwür, Entzündung der Bauchspeicheldrüse |
Wie? | |
krampfartig: Kind krümmt sich vor Schmerzen und/oder zieht die Beine an den Leib, bei Säuglingen/Kleinkindern plötzliches Aufschreien | Dreimonatskoliken, Blähungen,Magen-Darm-Infektion, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Darmentzündung, Darmverschluss, Darmeinstülpung, Nabelkolik, leichtere Bauchkrämpfe auch bei Verstopfung oder bei seelischer Ursache möglich |
heftiger Dauerschmerz, Bauch oft hart und angespannt | Bauchfellentzündung, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Darmlähmung |
anfallsweise mit längeren beschwerdefreien Intervallen | Abdominalmigräne (sozusagen Migräne im Bauch, die mit oder ohne zusätzliche Kopfschmerzen auftreten kann), Nabelkolik,Wurmbefall |
mit Fieber | Magen-Darm-Infektion,Harnwegsinfektion, Blinddarmentzündung, Bauchfellentzündung, Lungenentzündung, beginnende Mandelentzündung |
mit geblähtem Bauch | Dreimonatskoliken, Blähungen,Verstopfung,Magen-Darm-Infektion, Darmlähmung |
mit Übelkeit/Erbrechen | Magen-Darm-Infektion,Magenschleimhautentzündung, Blinddarmentzündung, Bauchfellentzündung, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Darmverschluss, Magenpförtnerverengung (überwiegend bei männlichen Säuglingen) |
mit Durchfall | Magen-Darm-Infektion, Blinddarmentzündung, Darmentzündung, Nahrungsmittelunverträglichkeit |
mit Blut im Stuhl | Magen-Darm-Infektion, Darmentzündung, Darmeinstülpung |
ausbleibender Stuhlgang | Verstopfung, Darmverschluss, Darmlähmung, Blinddarmentzündung |
mit Brennen beim Wasserlassen oder gehäuftem Wasserlassen | Harnwegsinfektion |