Bauchschmerzen bei Kindern: Wann müssen Sie zum Arzt?

Gerade beim Thema Bauchschmerzen bei Kindern scheiden sich die Geister: Oft ist schwer einzuschätzen wie ernst der Gesundheitszustand ist, da es sowohl hochakute, gefährliche Formen als auch ganz harmlose Bauchschmerzen gibt. Wie Sie die Ursachen der Bauchschmerzen bei Ihrem Kind unterscheiden können und wann Sie den Arzt aufsuchen sollten, erfahren Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Bauchschmerzen bei Kindern

Dabei ist der Bauch für Kinder oft der zentrale Punkt, auf den alles projiziert wird. Ist das Kind nicht ernstlich krank, stecken meist Kummer, Aufregung oder Angst dahinter. Besonders bei kleinen Kindern verbirgt sich hinter Bauchschmerzen nicht selten eine Ohren- oder Halsentzündung. Häufig sind Bauchschmerzen bei Kindern auch das erste Zeichen eines beginnenden Infektes.

So können Sie abschätzen, wie ernst die Bauchschmerzen sind

  • Bitten Sie Ihr Kind, auf dem Bauch zu zeigen, wo es wehtut. Folgender Leitsatz hat sich bewährt: Je weiter der Schmerz vom Nabel entfernt ist, umso eher hat er eine körperliche Ursache. Bauchschmerzen um den Nabel herum sind häufig, aber natürlich nicht immer (!), psychisch bedingt.
  • Treten die Bauchschmerzen plötzlich und sehr heftig auf, ist eine ernsthafte Ursache höchst wahrscheinlich. Hat Ihr Kind zusätzlich ein vor Schmerzen verzerrtes, blasses Gesicht mit spitzer Nase, trockenen Lippen und tief liegenden Augen und zeigt es Anzeichen von Angst, bitte sofort den Arzt rufen.
  • Fragen Sie Ihr Kind, ob es seine Lieblingsspeise essen möchte. Hat es wirklich ernste Bauchschmerzen, hat es weder darauf noch auf etwas anderes Appetit. Verschwinden die Bauchschmerzen, wenn Sie mit Ihrem Kind kuscheln oder es mit seinem Lieblingsspiel/-bilderbuch ablenken, ist eine körperliche Ursache weitgehend ausgeschlossen.
  • Hat Ihr Kind Fieber, ist das ein sicherer Hinweis auf körperlich bedingte Beschwerden wie etwa einen Harnwegsinfekt, eine Magen-Darminfektion oder eine Blinddarmentzündung.
  • Lassen Sie Ihr Kind mit beiden Beinen im Stand hüpfen. Ist dies ohne Schmerzen möglich, kann eine Reizung des Bauchfells („Akuter Bauch“, etwa bei fortgeschrittener Blinddarmentzündung) ziemlich sicher ausgeschlossen werden.

Wann müssen Sie zum Arzt bzw. den Notarzt rufen?

  • bei plötzlichen und heftig auftretenden Bauchschmerzen
  • bei Bauchschmerzen, die länger als 24 Stunden anhalten und nicht nachlassen
  • wenn Ihr Kind apathisch ist
  • wenn es aufgrund der Schmerzen nachts aufwacht oder deswegen sein Spiel unterbricht
  • wenn die Schmerzen in Brust oder Rücken ausstrahlen
  • wenn Ihr Säugling die Nahrung verweigert
  • bei anhaltendem Schreien oder wiederholtem schrillen Aufschreien Ihres Säuglings
  • bei weiteren Beschwerden wie Fieber, Erbrechen, Durchfall, Schmerzen beim Wasserlassen
  • wenn die Bauchdecke hart gespannt ist und Ihr Kind aufgrund starker Schmerzen mit angezogenen Beinen im Bett liegt
  • wenn Wärme (warmer Bauchwickel, Wärmflasche) die Beschwerden verstärkt

Bitte Folgendes beachten

  • nichts mehr zu essen oder zu trinken geben, keine Wärmflasche auf den Bauch
  • kein Schmerzmittel geben, um nichts zu verschleiern
  • Kind hinlegen und zudecken; Beine aufstellen (Kissen zur Stabilisierung unter die Knie geben), damit der Bauch entlastet wird

Oft hilft eine sanfte Bauchmassage Ihrem Kind

Bei Blähungen, Dreimonatskoliken, Verstopfung oder Bauchschmerzen aus psychischer Ursache hilft eine Massage:

  1. IhrKind sollte in einem warmen ruhigen Raum entspannt auf dem Rücken liegen.
  2. Wärmen Sie Ihre Hände mit warmem Wasser gut an und verwenden Sie etwas Speiseöl, ebenfalls leicht erwärmt (Wirkungsverstärkung durch Zugabe einiger Tropfen Kümmelöl aus der Apotheke).
  3. Massieren Sie sanft mit zwei bis drei Fingern in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn rund um den Nabel. Die Kreise langsam größer werden lassen, bis Sie zu den Rippen und zum Schambein gelangen. Dann wieder mit engen Kreisen um den Nabel beginnen, die Sie erneut langsam größer werden lassen. Bei Durchfällen gegen den Uhrzeigersinn massieren! Zusätzlich auch den Bereich des unteren Rückens in kreisenden Bewegungen massieren.
  4. Massieren Sie etwa fünf Minuten lang oder solange Ihr Kind es als angenehm empfindet.

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Sidroga Stilltee (enthält Kümmel, Anis, Fenchel, Melisse; 20 Beutel ab 2,29 €), Zubereitung siehe Packung; Säuglinge erhalten am besten Fenchel- oder auch Kamillentee, z. B. einen Teebeutel auf 150 bis 200 Milliliter.

Diese drei „W“ geben Hinweise auf die Ursache der Bauchschmerzen

Die Tabelle gibt Ihnen Anhaltspunkte, welche Erkrankung als Ursache für die Bauchschmerzen Ihres Kindes in Frage kommt. Natürlich gibt es daneben eine Reihe weiterer, meist weniger häufiger Erkrankungen. Bitte lassen Sie Ihr Kind grundsätzlich vom Arzt untersuchen, wenn es über Bauchschmerzen klagt, da die Tabelle den Arztbesuch keinesfalls ersetzen kann!

Zusammenhang typischer Symptome und deren mögliche Ursachen

Wann hat Ihr Kind Bauchschmerzen?Mögliche Ursachen
beim AtmenLungenentzündung
beim WasserlassenHarnwegsinfektion
während oder nach dem EssenMagenschleimhautentzündung, Magengeschwür, Refluxkrankheit (Rückfluss sauren Mageninhalts in die Speiseröhre), Nahrungsmittel Unverträglichkeit, Verdauungsstörungen
im Zusammenhang mit dem StuhlgangVerstopfung, Darmentzündung
nächtliche SchmerzenMagenschleimhautentzündung, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür
Wo hat Ihr Kind schmerzen?Mögliche Ursachen
um den Nabelhäufig psychisch bedingt oder bei beginnenden Infekten, bei zusätzlichem Durchfall meist Magen- Darminfektion, Verdauungsstörungen, beginnende Blinddarmentzündung
im rechten UnterbauchBlinddarmentzündung
in der Mitte des UnterbauchHarnwegsinfektion (meist Blasenentzündung)
im OberbauchMagenschleimhautentzündung, Magengeschwür, Entzündung der Bauchspeicheldrüse
Wie zeigen sich die Schmerzen?Mögliche Ursachen
krampfartig: Kind krümmt sich vor Schmerzen und/oder zieht die Beine an den Leib, bei Säuglingen/ Kleinkindern plötzliches AufschreienDreimonatskoliken, Blähungen,Magen-Darminfektion, Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, Darmentzündung, Darmverschluss, Darmeinstülpung, Nabelkolik, leichtere Bauchkrämpfe auch bei Verstopfung oder bei seelischer Ursache möglich
heftiger Dauerschmerz, Bauch oft hart und

angespannt
Bauchfellentzündung, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Darmlähmung
anfallsweise mit längeren beschwerdefreien

Intervallen
Abdominalmigräne (sozusagen Migräne im Bauch, die mit oder ohne zusätzliche Kopfschmerzen auftreten kann), Nabelkolik,Wurmbefall
mit FieberMagen-Darminfektion, Harnwegsinfektion, Blinddarmentzündung, Bauchfellentzündung,

Lungenentzündung, beginnende Mandelentzündung
mit geblähtem BauchDreimonatskoliken, Blähungen,Verstopfung, Magen-Darminfektion, Darmlähmung
mit Übelkeit / ErbrechenMagen-Darminfektion, Magenschleimhaut-, Blinddarm-, Bauchfellentzündung, Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, Entzündung der Bauchspeicheldrüse Darmverschluss, Magenpförtnerverengung (überwiegend bei männlichen Säuglingen)
mit DurchfallMagen-Darminfektion, Blinddarm-, Darmentzündung, Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
mit Blut im StuhlMagen-Darminfektion, Darmentzündung, Darmeinstülpung
ausbleibender StuhlgangVerstopfung, Darmverschluss, Darmlähmung, Blinddarmentzündung
mit Brennen beim Wasserlassen oder gehäuftem WasserlassenHarnwegsinfektion





Was kann hinter häufigen Bauchschmerzen stecken?

Halten die Bauchschmerzen bei Ihrem Kind über drei Monate an bzw. treten sie öfter als einmal wöchentlich auf, spricht man von häufigen Bauchschmerzen. Bei Schulkindern sind sie zu 90 Prozent ohne körperliche Ursache, bei Kindern unter sechs Jahren lässt sich nicht selten aber doch eine zu Grunde liegende Erkrankung finden. Lassen Sie Ihr Kind zur Abklärung bitte immer ärztlich untersuchen! Folgende Erkrankungen können ursächlich sein:

  • Verstopfung: Stuhlgang seltener als dreimal pro Woche, Stuhl meist hart und auch schmerzhaft; Behandlung: regelmäßige Zeiten für die Darmentleerung, viel trinken, viel Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung
  • Zöliakie (Unverträglichkeit des Klebereiweißes = Gluten im Getreide): Bauchschmerzen, aufgetriebener Bauch, Durchfall, Kind ist weinerlich, appetitlos und kleinwüchsig; Behandlung: Weizen, Roggen, Gerste und Hafer strikt und dauerhaft meiden
  • Verdauungsstörungen wie Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktoseintoleranz) oder Fruchtzucker: krampfartige Bauchschmerzen und oft auch Durchfälle, sobald das Kind den unverträglichen Stoff erstmals erhält; Behandlung: auslösenden Zucker strikt meiden.
  • Nahrungsmittel-Unverträglichkeit bzw. –Allergie: Häufig Kinder aus Allergikerfamilien mit Neurodermitis oder Asthma; neben Kratzen im Hals können Bauchschmerzen, Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen auftreten; Behandlung: auslösendes Nahrungsmittel meiden
  • Nabelkolik: anfallsartig auftretende, krampfartige Schmerzen im Bereich des Nabels, die bis zu zwei Stunden anhalten; häufig sensible Mädchen zwischen drei und zehn Jahren betroffen, Auslöser meist familiärer Stress oder Kindergarten-/ Schulprobleme

Was tun bei psychisch bedingten Bauchschmerzen?

Haben die Bauchschmerzen keine körperliche Ursache, sollten Sie sich Gedanken machen, welche Botschaft hinter den Beschwerden stecken könnte. Die Schmerzen können ein Lösungsversuch für bestehende Probleme sein. Folgende Fragen helfen Ihnen weiter:

  • Welche Bedürfnisse oder Gefühle verstecken sich hinter den Bauchschmerzen: Angst, Unsicherheit, Stress, Einsamkeit, Sehnsucht nach Nähe und Zuwendung?
  • Ändert sich der Tagesablauf, wenn Ihr Kind Bauchschmerzen hat? Bekommt es mehr Zuwendung von Ihnen oder anderen wichtigen Bezugspersonen? Vielleicht wünscht sich Ihr Kind mehr Nähe, Schutz, Sicherheit, Zärtlichkeit, Ruhe oder Zuwendung, als es momentan bekommt. Oder es fühlt sich z. B. im Kindergarten unwohl oder überfordert und wird abgeholt, weil es krank ist.
  • Wann bekommt Ihr Kind Bauchschmerzen? Bei den Mahlzeiten oder bei bestimmten Aktivitäten? Nach den Wochenenden, die es bei seinem Vater verbracht hat? Wenn es mit bestimmten Kindern zusammen sein muss oder sein(e) beste(r) Freund(in) nicht dabei ist? Was ist an den Tagen ohne Beschwerden anders?
  • Was könnte Ihrem Kind helfen, seine Bedürfnisse ohne das „Hilfsmittel“ Bauchschmerzen erfüllt zu bekommen? Überlegen Sie, was bisher wirkungslos blieb, und probieren Sie dann etwas anderes aus. Testen Sie, ob z. B. Kuschelzeit zu zweit, das Lieblingstier oder eine Änderung in der Sitzordnung bei Tisch etwas bewirken

Mein Tipp: Erfinden Sie den „Bauchwehwurm“ oder ein anderes Fantasiewesen, das an den Schmerzen schuld ist. So nehmen Sie Ihrem Kind möglicherweise aufkeimende Schuldgefühle, wenn schon wieder einmal wegen der Bauchschmerzen etwas Geplantes nicht klappt oder es Extra-Streicheleinheiten bekommt. Bei Geschwisterkindern oder Kameraden im Kindergarten kann der Bauchwehwurm das Gefühl der Zurücksetzung mildern. Außerdem können alle zusammen nach Lösungen suchen, wie der böse Bauchwehwurm verjagt werden könnte.