Musik und Lernen: Mehr Hilfe oder Ablenkung für Kinder?

Viele Eltern glauben, dass sich Musik positiv auf den Lernerfolg ihres Kindes auswirkt. Doch gibt es dafür wirklich konkrete Belege? Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie (AMseL) über die Auswirkungen von Musik auf den Lernprozess widmet sich dieser Frage. Erste Ergebnisse zeigen auf, wie Lernen, Sprache, Konzentration und Musik zusammenhängen. 

Inhaltsverzeichnis

Hilft Musik bei der Konzentration

Ob aus dem CD-Player, dem Radio, der Spielekonsole, dem MP3-Player oder als Begleitberieselung aus dem Fernseher – von irgendwoher kommt fast immer ein Ton. In manchen Situationen kann die Musik anregen und motivieren, in anderen ablenken, entspannen oder einschläfern. Kinder sind fast immer der Meinung, dass Musik ihnen beim Lernen hilft und sie sich besser konzentrieren können. Und besonders bei den Hausaufgaben hören sie gerne ihre Lieblingssongs oder sogar ein Hörspiel. Doch dieser Eindruck ist subjektiv und leider falsch.

Musikhören erfordert Konzentration

Alles was die Aufmerksamkeit Ihres Kindes begleitend zum Lernen oder den Hausaufgaben fordert, verringert seine Konzentrationsleistung. Je komplexer die Ablenkung ist, desto weniger gut wird sich Ihr Kind auf die Hausaufgaben oder das Lernen konzentrieren können. Durch das Zuhören wird die Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes auf jeden Fall in Anspruch genommen. Die Aufmerksamkeitsfähigkeit für andere Tätigkeiten, wie beispielsweise das Lernen, wird dabei verringert.

Es ist wie bei einem Kuchen: Je mehr Mitesser es gibt, desto kleiner fallen die Stücke aus. Doch besonders etwas ältere Kinder bestehen oft darauf, beim Lernen Musik zu hören, oder drehen die Anlage auf, sobald die Eltern aus dem Raum sind. Das ist einfach cool, und so sind hier dann intelligente Kompromisslösungen gefragt. Wenn Sie absolute Ruhe nicht durchsetzen können, ist eine leise, ruhige Hintergrundmusik immer noch besser als laute oder unruhige HipHop-Musik, ein Hörspiel oder gar ein laufender Fernseher. Doch kann man Musik auch gezielt einsetzen, um den Lernprozess positiv zu beeinflussen, nämlich wenn Ihr Kind demotiviert oder ängstlich ist.

Mit Musik zur Konzentration

Als Einstieg und Motivationshilfe in die Hausaufgabenzeit kann Musik enorm förderlich sein. Wenn Ihr Kind nach dem Mittagessen noch müde und schlapp in den Seilen hängt, kann es durch seine Lieblingsmusik aus seiner Lethargie gerissen werden. Sein Kreislauf kommt in Schwung, das Gehirn schaltet in den Aktivmodus und die notwendige Konzentration und Motivation für die Lernphase kann aufgebracht werden.

  • Mein Tipp: Wählen Sie mit Ihrem Kind seinen aktuellen Lieblingssong zum Hausaufgabenstart aus und verknüpfen Sie ein tägliches Ritual damit. Beim Lernen sollte die Musik dann allerdings abgeschaltet werden.

Musik kann Ihrem Kind gegen Prüfungsangst helfen

Aber auch vor Klassenarbeiten oder Prüfungen ist Musik hilfreich, und zwar, indem sie entspannt. Nachweislich kann Musik auch ängstliche Kinder und Jugendliche in eine gelöste Stimmung versetzen und positiv gegen Ängste und Niedergeschlagenheit wirken. Vor einer Prüfung steigert das Musikhören bei vielen sogar das kognitive Leistungsvermögen. Wichtig ist, die richtige Musik auszuwählen. Sie muss Ihrem Kind auf jeden Fall gefallen. Dabei ist es egal, ob die Musik positive Gefühle durch sanfte oder eher rockige Rhythmen auslöst.

Selber Musizieren macht erst richtig klug

Das passive Konsumieren von Musik ist also eine zweischneidige Angelegenheit. Anders sieht es mit den Auswirkungen des aktiven Musizierens aus. Beim Erlernen eines Instrumentes laufen im Gehirn jede Menge positiver Verknüpfungen und Lernprozesse ab. Erste Ergebnisse der oben genannten Studie zeigen eindeutig, dass musizierende Kinder von ihrem Hobby profitieren.

Diese Vorteile hat Ihr Kind, wenn es selbst musiziert

Musizierende Kinder können besser lesen und rechtschreiben, sie sind aufmerksamer und hören besser, beziehungsweise differenzierter, weil sie Tonhöhe, Klangfarbe oder Lautstärke besser wahrnehmen, erklärte die Grazer Psychologin Annemarie Seither-Preisler in der Wiener Zeitung. Diese Vorteile haben Kinder, die ein Instrument spielen

  • sie handeln überlegter, sind weniger impulsiv
  • sie können längere Informationseinheiten aufnehmen
  • sie können besser lesen und rechtschreiben
  • sie sind aufmerksamer
  • sie hören differenzierter