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Textaufgaben in der Grundschule sind für Kinder oft nicht sehr leicht zu verstehen

Welche Textaufgaben Ihr Kind in der Grundschule können muss

Lerntipps Mathe: Textaufgaben in der Grundschule

Viele Eltern sind der Meinung, dass Textaufgaben aus dem Schulmaterial der Grundschule von ihrem Kind gelesen und berechnet werden müssen. In meinem Unterricht in der Grundschule biete ich meinen Schülern allerdings noch zahlreiche andere Übungsmöglichkeiten für Textaufgaben an. Sehen Sie selbst! 

Expertenrat von 
Annette Holl, Grundschullehrerin

Welche Bedeutung hat das Lösen von Textaufgaben in der Grundschule für die weitere Schullaufbahn Ihres Kindes?

Textaufgaben verfolgen selbstverständlich nicht nur das Ziel, Ihr Kind im Mathematikunterricht zu beschäftigen, sondern sollen Inhalte aus Mathe mit realen Situationen verbinden. Ihr Kind lernt die praktische Bedeutung von Zahlen durch Textaufgaben in Mathe kennen, wenn es z.B. Textaufgaben bearbeitet, die am Sparkassenschalter oder an einer Tankstelle spielen. Ihr Kind schult so durch die Textaufgaben sein Vorstellungsvermögen in Bezug auf sprachlich beschriebene Sachprobleme, die es im echten Leben wiederfindet.

Im Umgang mit Textaufgaben in der Grundschule wird das problemlösende Denken Ihres Kindes angeregt. Es muss – ausgehend von einem Problem – eine Lösung durch Mathe finden. Das ist eine Fähigkeit, die auch im Sachunterricht in der Grundschule gefordert ist. So haben rechenschwache Kinder oft große Probleme in Mathe, wenn es darum geht, Tages-, Wochen-, Jahresverlauf, Thermometer, Himmelsrichtungen, Stromkreis oder geschichtliche Ereignisse in einer Textaufgabe zu verstehen bzw. einzuordnen. Auch die Orientierung mit Hilfe von Karten oder Schaubildern beschränkt sich nicht allein auf den Mathematikunterricht und kann Ihrem Kind dann in Mathe sehr schwerfallen:

Im Hinblick auf die weitere schulische Laufbahn Ihres Kindes, also den Übertritt in eine andere Schule, haben Textaufgaben eine zentrale Bedeutung. Neben dem Beherrschen des Einmaleins, der schriftlichen Rechenverfahren und des sicheren Umrechnens von Größen ist es hauptsächlich die Fähigkeit, Textaufgaben richtig und in angemessener Zeit zu lösen, die über eine sehr gute oder gute Note in Mathe entscheidet. Auch im Probeunterricht sind meist die Textaufgaben als Hauptbestandteil der Mathematik-Prüfungsaufgaben ausschlaggebend für das Ergebnis.

Deshalb ist es wichtig, dass Sie den Umgang mit Textaufgaben in der Grundschule möglichst früh auch zu Hause fördern, wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind Schwierigkeiten in Mathe damit hat, Zusammenhänge zwischen den Zahlenangaben zu finden oder sich für einen Rechenweg für die Textaufgabe zu entscheiden. Dabei ist es sinnvoll, wenn Sie wissen, wie Ihrem Kind in der Schule Textaufgaben nahegebracht werden. Fragen Sie beim Elternabend oder im Elterngespräch gezielt nach, damit Sie mit Ihrem Kind ähnlich vorgehen können!

Wann werden in Mathe von Ihrem Kind welche Art Textaufgaben verlangt?

Im ersten Schuljahr der Grundschule geht es in Mathe hauptsächlich darum, dass Ihr Kind sich im Zahlenraum bis 20 zurechtfindet und Addition und Subtraktion kennen lernt. Dabei stehen Textaufgaben eher im Hintergrund, weil die Lesekompetenz der Erstklässler noch nicht so weit entwickelt ist. Ab der zweiten Klasse der Grundschule kommen dann mehr und mehr Textaufgaben in Mathe auf Ihr Kind zu, die es selbstständig lesen und bearbeiten muss. In Klasse 3 und 4 gewinnen Textaufgaben eine immer größere Bedeutung und nehmen mehr Raum für Mathe ein.

Wie werden Ihrem Kind in der Grundschule Textaufgaben vermittelt?

Mein Tipp
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über eine gelesene Textaufgabe und lassen Sie sich den Lösungsweg Ihres Kindes erklären.

Erst am Ende des ersten Schuljahrs der Grundschule, oft sogar erst in Klasse 2 werden Ihrem Kind Textaufgaben in schriftlicher Form in Mathe begegnen. Dabei gibt es im Unterricht verschiedene Möglichkeiten, die Kinder an die Arbeit mit Textaufgaben heranzuführen. Einige davon stelle ich Ihnen nachfolgend vor. Auch zu Hause im kleinen Rahmen können Sie manche Übung fpr Mathe sicherlich umsetzen.

1. Rechenkonferenzen

Das Ziel, Textaufgaben in Mathe selbstständig lösen zu können, ist für die meisten Kinder nur mit Anstrengung zu erreichen. Es ist wichtig, dass Textaufgaben mündlich besprochen werden. Dabei kann der Lehrer in Mathe eine Aufgabe vorlesen oder an die Tafel schreiben. Im gemeinsamen Gespräch werden dann Lösungsmöglichkeiten für die Textaufgabe in der Grundschule gesucht. An der Tafel stellen einzelne Kinder ihre Rechenwege vor. Es ist auch möglich, dass die Kinder in Gruppen eine Textaufgabe bekommen, die sie gemeinsam lösen sollen. Dabei steht wieder das Diskutieren über den Rechenweg im Vordergrun

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Mathe Textaufgaben

Gespräche über Mathe sind schon in der Grundschule sehr wichtig, weil sie den Kindern „Aha-Erlebnisse“ bringen. So erkennt z.B. ein Kind, dass es ähnlich oder sogar gleich rechnet wie ein Mitschüler, und zusammen können sie dann einem dritten Kind in Mathe erklären, wo der Fehler in dessen Lösungsweg für die Textaufgabe gelegen hat. Wichtig bei solchen Gesprächen ist, dass alle Rechenwege zugelassen werden, sofern sie zur richtigen Lösung führen.

2. Aufgaben symbolisch darstellen (für Klasse 1 und 2)

Vor allem für Erst- und Zweitklässler, aber auch für rechenschwache Kinder in den höheren Klassenstufen ist es wichtig, Textaufgaben anschaulich zu besprechen. Rechenaufgaben werden hierzu an der Tafel mithilfe von Rechenplättchen oder Rechengeld verdeutlicht. In Klasse 2 achte ich zu Beginn darauf, dass die Kinder nicht nur die Rechenaufgaben mit Zahlen aufschreiben, sondern diese auch zeichnen.

Bei dieser Aufgabe würde das dann so aussehen:

Faxi zaubert. Zuerst zaubert er 10 graue und dann 8 weiße Mäuse. Wie viele Mäuse sind das?

Rechnung: 10 + 8 = 18

3. Textaufgaben zu authentischen Materialien (ab Klasse 2, hauptsächlich Klasse 3/4)

Preislisten, Speisekarten, Hotelprospekte oder Fahrpläne bieten zahlreiche Möglichkeiten, Kindern Textaufgaben zu stellen. Aktuell müssen meine Zweitklässler beispielsweise Aufgaben zum Kalender bearbeiten (z.B. Wie viele Feiertage gibt es 2009? Wie viele Wochen haben drei Monate? Wie lange musst du noch auf deinen Geburtstag warten?).

Diese Übungsform stellt den Nutzwert von Textaufgaben in den Vordergrund: Die Kinder erfahren, dass sie die im Mathematikunterricht erlernten Fähigkeiten im richtigen Leben gebrauchen können.

Mein Tipp
Sammeln Sie Werbeprospekte, Fahrpläne, Kalender usw. Überlegen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind Textaufgaben dazu.

4. Bild-Text-Aufgaben (ab Klasse 2)

Bei dieser Aufgabenstellung wird die Aufgabe in Textform gestellt, aber die wesentlichen Daten, die die Kinder zur Berechnung benötigen, werden durch ein Bild geliefert.

So lösen die Kinder zu einem Schaufensterbild eines Sportgeschäftes Aufgaben wie "Wie viel kosten die Gegenstände im Schaufenster zusammen?" oder "Ines kauft sich einen Tennisschläger und drei Bälle. Reichen 100€"?

Leseschwachen Kindern kommt diese Aufgabenform entgegen, weil sie nur mit wenig Text konfrontiert werden und durch das Bild die Textaufgabe auch erfolgreich lösen können.

In der folgenden Tabelle habe ich Ihnen – ausgehend von den gängigen Lehrplänen – aufgelistet, wann welche Textaufgaben von Ihrem Kind verlangt werden. Dabei sind die Übergänge fließend, das heißt, Aufgaben können je nach Leistungsstand einer Klasse schon früher oder erst später behandelt werden.

Textaufgaben in der Grundschule

 

Klasse 1

Klasse 2

Klasse 3

Klasse 4

Welche Aufgaben sollte  Ihr Kind können?

gemalte Sachaufgaben und Bilder; Rechengeschichten, die der Lehrer erzählt; erste kurze Textaufgaben (1 bis 2 Sätze); Strichlisten

           

längere Textaufgaben; selbst geschriebene; Textaufgaben; Denksportaufgaben; Kapitänsaufgaben, die mit den gegebenen Daten nicht gelöst werden können (Beispiel: In einer Klasse sind 13 Jungen und 15 Mädchen. Wie alt ist die Lehrerin?)

Textaufgaben mit und ohne Fragen; selbst geschriebene Textaufgaben; Rekordlisten (z.B. Bundesjugendspiele, Betrachtungen aus der Pflanzen- und Tierwelt); Lexika; Tabellen, Statistiken (z.B. Kalenderblätter, Körpergewicht, Wasserverbrauch)

Knobelaufgaben; Kapitänsaufgaben; Schätzaufgaben; Quittungen, Belege (z.B. Kassenzettel); Speisekarten; Backrezepte; Diagramme

Welche Rechenfertigkeiten werden verlangt?

Plus- und Minusaufgaben bis 20; Rechnen mit Geld bis 20€

Plus- und Minusaufgaben bis 100; Mal- und Geteiltaufgaben; Rechnen mit Geld und Längen

Plus- und Minusaufgaben bis 1.000; Mal- und Geteiltaufgaben; Rechnen mit Geld, Längen, Gewichten

Plus- und Minusaufgaben bis 1.000.000; Mal- und Geteiltaufgaben; Rechnen mit Geld, Längen, Gewichten, Volumen

5. Textaufgaben Lösungswege zuordnen (ab Klasse 2)

Diese Übungsform ist sinnvoll, um Kinder an das eigenständige Bearbeiten von Textaufgaben heranzuführen. Ihnen wird durch Vorlesen oder Vorstellen an der Tafel eine Textaufgabe gestellt. Danach werden verschiedene Rechnungen angeboten. Die Aufgabe der Kinder ist es dann, den zur gestellten Textaufgabe passenden Lösungsweg zu finden und ihre Entscheidung zu begründen. Durch das Versprachlichen ihrer Gedanken werden ihre Vorgehensweisen deutlich und erkennbar, wieso Fehler entstehen.

6. Textaufgaben zu aktuellen schulischen Vorhaben (Klasse 3 und 4)

Diese Aufgaben sind sehr eng mit dem tatsächlichen Leben der Kinder verbunden und deshalb sehr motivierend. So kann man etwa gemeinsam das nächste Klassenfest planen (z.B. Kosten- und Zeitplanung), einen Kuchen backen (z.B. Zutatenliste erstellen, Mengenberechnung) oder eine Umfrage in der Fußgängerzone machen (die Auswertung ist eine mathematisch anspruchsvolle Aufgabe). Um ein konkretes Ziel (z.B. Kuchen, Klassenfest) zu erreichen, benötigen die Kinder bei dieser Aufgabenstellung ihre mathematischen Fähigkeiten. Sie erleben, dass das Erlernte sinnvoll angewendet werden kann.

Mein Tipp
Nutzen Sie Alltagssituationen wie das gemeinsame Backen eines Kuchens für das handelnde Lösen von Textaufgaben (z.B. Kostenberechnung der Zutaten, Umrechnen von Einheiten, Zutaten für mehrere Kuchen berechnen).
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