Richtig mit Ihrem pubertierenden Kind kommunizieren

Es ist eine paradoxe Situation: Oft bemühen sich Eltern mit ihrem Kind, gerade während der Pubertät, eine partnerschaftliche Beziehung zu pflegen, und versuchen, die Bedürfnisse und Wünsche der Heranwachsenden zu respektieren. Gleichzeitig nehmen aber Kommunikationsstörungen zwischen Eltern und Kindern in der Pubertät stark zu. 

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In Kontakt treten – Atmosphäre schaffen – handeln statt reden

Manchmal beobachte ich, dass Eltern es schlicht und einfach verlernt haben, mit ihren Töchtern und Söhnen zu reden. Sie „labern“ und nehmen nicht zur Kenntnis, was ihr pubertierender Nachwuchs ihnen sagen will. Viele Jugendliche sind – auch wenn es vielleicht manchmal so scheint – nicht grundsätzlich abgeneigt, mit ihren Eltern zu reden. Oft haben sie aber schlicht keine Lust dazu, denn an dem Gesprächsverhalten ihrer Eltern gefällt ihnen zu Recht einiges nicht.

So kritisieren Sie, dass 

  • Eltern nicht richtig zuhören. Sie konzentrieren sich nicht auf das, was der Heranwachsende vorträgt, sondern haben vorgefasste Antworten im Kopf und wollen nur ihre eigene Meinung loswerden;
  • Nachfragen der Eltern häufig einem Verhör gleichen. Eltern bohren nach, wollen alles wissen und spüren nicht die Grenzen, die der Heranwachsende setzt. Je intensiver Eltern mit ihren Fragen in den Heranwachsenden eindringen, umso schneller macht er dicht und zieht sich zurück;
  • Eltern sie bekehren wollen. Heranwachsende wollen die Diskussion, die Auseinandersetzung. Wenn sie aber das Gefühl haben, bekehrt zu werden, oder man von ihnen verlangt, sofort Einsicht zu zeigen, gehen Heranwachsende auf Konfrontationskurs; 
  • Eltern oft indirekt kritisieren. In vielen elterlichen Kommentaren und Bewertungen erkennen Jugendliche verdeckte Vorwürfe. Sie fühlen sich weder an- noch ernstgenommen. Sätze wie „Fürchterlich! Bei diesen Freunden gehst du ein und aus!“ oder „Das hätte ich von dir nicht gedacht!“ lassen Offenheit und Vertrauen nicht entstehen.
  • Eltern, wenn sie sich sorgen, mehr an sich selbst denken. Jugendliche haben das Gefühl, dass elterliche Sorgen mehr ihrem eigenen Ruf als dem Kind gelten („Was sagen wohl die anderen, dass ich dieses Kind habe?“). Jugendliche wollen Anteilnahme und Mitgefühl, aber keine überzogenübertriebene Fürsorge.

Beachten Sie 3 wichtige Grundsätze, wenn Sie mit Ihrem pubertierenden Kind reden:

  1. Überschätzen Sie nicht die Wirksamkeit Ihrer Worte. Wenn Sie mit Jugendlichen reden, müssen Sie wirklich „in Kontakt“ mit ihnen treten. Das heißt, Sie sollten körperlich und geistig 100 Prozent präsent sein.
  2. Gespräche haben mit In-Beziehung-Treten zu tun. Wenn Ihnen Gespräche häufig misslingen, dann überprüfen Sie, ob Ihre Mimik, Gestik und der Klang Ihrer Stimme widersprüchliche Botschaften vermitteln.
  3. Labern Sie nicht! Wortschwallduschen bringen weder Ihnen noch Ihrem Nachwuchs etwas. Lernen Sie von Ihren Kindern – die nicht reden, sondern handeln. Diese drei Grundsätze möchte ich Ihnen im Folgenden an Beispielen aus meiner Praxis näher erläutern: