Mit Provokationen Ihres Kindes in der Pubertät richtig umgehen
Mehr als nur „Gemeinheiten“: Nutzen und Funktion von Provokationen in der Pubertät
Bewusste und unbewusste Provokationen können verschiedene Funktionen erfüllen:
- Provokationen machen auf Missstände aufmerksam. Das können gesellschaftliche, aber auch innerfamiliäre Probleme sein. Kinder, die sich dauerhaft sehr provokativ („auffällig“) verhalten, weisen durch ihr Benehmen darauf hin, dass im System etwas „faul“ ist.
- Provokationen sind ein drastischer Ausdruck für bestimmte Befindlichkeiten und Bedürfnisse (z. B. in der Kunst, aber auch im Alltagsleben). So kann ein „aggressives“ Kind ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Zuwendung haben, das es anders nicht ausdrücken kann.
- Provokationen wollen „wachrütteln“, etwas bewusst machen, neue Perspektiven aufzeigen, andere Verhaltensweisen hervorrufen. Wenn Teenager ihre Eltern provozieren, könnte das bedeuten: „Seht her, ich bin nicht mehr das liebe kleine Kind, das ihr immer haben wolltet. Ich bin jetzt anders! Verhaltet euch gefälligst auch danach!“
- Provokationen können Menschen auf Abstand bringen oder halten („Wenn ich mich nur eklig genug verhalte, kommt mir keiner zu nah!“). So verhalten sich Menschen mit ausgeprägten Bindungsängsten häufig abstoßend und provokativ. Aber auch Jugendliche, die mehr Raum für ihre Entwicklung brauchen, stoßen enge Verwandte manchmal auf diese Weise von sich weg.
- Provokationen werden manchmal genutzt, um eigene Gefühle auf andere zu projizieren: Wenn ich mich hilflos fühle und dieses Gefühl loswerden möchte, sorge ich (unbewusst) dafür, dass der andere sich auch hilflos fühlt. Die Gefühle, die Teenager bei ihren Eltern auslösen, haben sie oft selbst, etwa Wut, Hilflosigkeit, Ärger, Verzweiflung etc.