Warum Stimmungsschwankungen in der Pubertät ganz normal sind

Stimmungsschwankungen sind ganz normal und gehört zum Leben dazu. In der Pubertät jedoch nehmen diese wechselhaften Gefühlszustände manchmal extreme Formen an. Doch auch das ist in der Regel kein Grund zur Sorge. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Pubertierende so schnell emotional Achterbahn fahren. 

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Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Frau S. stöhnt: „Linus ist seit ein paar Wochen völlig verändert. Früher war er ein ruhiger, verträglicher Geselle, er hat nie viel Ärger bereitet. Jetzt ist er oft mies gelaunt, schroff zu seinem kleinen Bruder. Er vergisst ganz vieles, hängt oft einfach nur in seinem Zimmer rum und hat seine dicken Kopfhörer auf. Wenn ich dann hingehe und ihn anspreche, reagiert er total widerwillig. Letztens hatte er sogar einen richtigen Tobsuchtsanfall, das habe ich vorher noch nie bei ihm erlebt. Und alles nur, weil er ein bestimmtes T-Shirt nicht gefunden hat. Was ist bloß in ihn gefahren?“

So wie Frau S. geht es vielen Eltern, wenn ihre Kinder in die Pubertät kommen. Aus dem ganz normalen Kind wird plötzlich ein launisches Wesen, dem es niemand recht machen kann. Die Heftigkeit, mit der Jugendliche auf vermeintliche Kleinigkeiten reagieren, ist für Eltern manchmal regelrecht erschreckend. Doch meistens sind die Stimmungsschwankungen bei Teenagern kein Grund zur Sorge. Sie sind vielmehr der Ausdruck ihrer eigenen inneren Befindlichkeit: Sie sind keine Kinder mehr, was sie deutlich spüren, aber als Erwachsene gelten sie auch noch nicht. Sie hängen irgendwie mehr oder weniger ratlos in einem Zwischenzustand, mit dem sie noch nichts anzufangen wissen.

10 Gründe für Stimmungsschwankungen in der Pubertät

Es gibt viele Ursachen für Stimmungsschwankungen in der Pubertät, beispielsweise folgende:

1. Innere Anspannung

Der Jugendliche steht unter einer Art Dauerstrom, da er noch nicht so recht weiß, was eigentlich passieren wird. Diese Anspannung kann sich in Wutausbrüchen oder Weinkrämpfen „entladen“.

Anforderungen von Eltern und der Schule, die körperlichen Veränderungen, das plötzlich aufkeimende sexuelle Verlangen: All das kann zu einem Gefühl der Überforderung führen. Dann fehlt manchmal die Kraft, und es kann zu Stimmungseinbrüchen und Schulproblemen kommen.

3. Hormonschwankungen in der Pubertät

Besonders bei Mädchen fahren jetzt die Hormone Karussell und sorgen manchmal für schlechte Stimmung. Häufig gibt es „Heultage“ vor der Periode und eine besondere emotionale Sensibilität während der Periode. Die junge Frau wird jedoch recht schnell lernen, das in ihr Leben zu integrieren.

4. Vorübergehende Orientierungslosigkeit

Wie in allen Umbruchphasen des Lebens gelten in der Pubertät die alten Werte nicht mehr, und neue sind noch nicht gefunden. Dieser Zwischenzustand kann verwirren und zu Wechselbädern der Gefühle führen.

5. Tief greifende Verunsicherung

Die körperlichen und psychischen Veränderungen können zu vorübergehender Verunsicherung führen. Das macht empfindlich und anfällig: Die Reaktionen fallen dann schon mal ziemlich heftig aus.

6. Mangelnde Selbstsicherheit

Da Jugendliche noch im Begriff sind, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, sind sie oft noch selbstunsicher. Das kann zu Überreaktionen führen, die Außenstehende manchmal schwer nachvollziehen können.

7. Ambivalente Bedürfnisse

Jugendliche schwanken zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch nach Freiheit und Autonomie. Ihre widersprüchliche Forderung an die Eltern lautet also: „Seid für mich da, und lasst mich in Ruhe!“ Und genau so widersprüchlich verhalten sie sich auch manchmal.

Besonders Mädchen haben jetzt viel mit Ihrem Körper zu tun. So kann es sein, dass Ihre Tochter sich an einem Tag hübsch findet und am nächsten Tag wieder fünf neue „Makel“ an sich entdeckt. Irritationen und Frust bahnen sich dann oft ihren Weg in Form von schlechter Laune oder Traurigkeit.

9. Mangelnde Impulskontrolle aufgrund neuronaler Umbauprozesse im Gehirn

Seit ein paar Jahren weiß man, dass sich das kindliche Gehirn in der Pubertät sozusagen neu formatiert. Besonders betroffen von dieser Umstrukturierung ist die Hirnregion, die für die Regulierung von Affekten (= starken Gefühlen) zuständig ist.

10. Starke emotionale Beeindruckbarkeit aufgrund mangelnder Abwehrmechanismen

Erwachsene haben sich im Laufe ihrer Entwicklung in Bezug auf manche Themen ein „dickes Fell“ zugelegt. Ein solches schützendes Abwehrsystem haben Jugendliche noch nicht. Deshalb sind sie häufig noch sehr idealistisch und reagieren wütend auf gesellschaftliche Missstände und gefühlte Ungerechtigkeiten.