Kreativität: Voraussetzungen für kreatives Arbeiten schaffen

Mit kreativen Einfällen ist es wie mit den Früchten in der Krone eines Baumes, die plötzlich und unverhofft herabfallen, wenn sie reif sind. Doch bis es so weit ist, muss viel Energie hineingesteckt werden. Doch Sie können die idealen Voraussetzungen schaffen, die es der Kreativität Ihres Kindes erlauben, sich zu entwickeln. Wie Ihr Kind vorgehen muss, erklären wir Ihnen nun. 

Inhaltsverzeichnis

Kreativität fördern

Zu den Voraussetzungen für Kreativität gehören:

  • die richtige Einstellung, um die Steine, die dir andere in den Weg legen, zu überwinden, und dir selbst keine Hürden zu bauen,
  • ein Umfeld, das deine Gedanken in kreative Bahnen lenkt und möglichst wenig Kreativitätskiller beheimatet,
  • eine Arbeitshaltung, die es dir erlaubt, kreativ zu sein, und
  • geistige Beweglichkeit, durch die du gewohnte Bahnen verlassen und etwas wirklich Neues schaffen kannst.

Bleib du selbst!

Ein sicheres Mittel, um unkreativ zu sein, ist, es allen recht machen zu wollen. Pass dich nicht an! Mach dein Ding so, wie es dir gefällt, und nicht, wie es die anderen machen (würden) oder wie es schon immer gemacht wurde.

Glaub an dich!

Brems dich nicht schon im Vorfeld selbst aus! Du gehörst doch wohl nicht etwa zu den 90 Prozent der Bevölkerung, die stets jammern: „Ich kann nicht zeichnen“ oder „Ich kann kein Mathe“ und so ihr kreatives Potenzial nicht mal austesten. Wenn du mit deinen eigenen Ideen lange Zeit beschäftigt bist, gewöhnst du dich sehr schnell daran – du findest sie normal und unspektakulär. Neues hingegen begeistert und überzeugt dich, weil es dich als Ganzes überwältigt und du die Tücken des Details nicht sofort überblickst. Wenn du also gute Produkte deiner Mitschüler zum ersten Mal siehst – seien es Geschichten, Bilder oder Lösungen irgendwelche Probleme – ist es ganz natürlich, dass du diese spontan besser findest als dein Produkt. Lass dich davon nicht einschüchtern – glaub an deine Sache, dann wirst du schließlich auch die anderen dafür begeistern.

Sei offen!

Offen sein für Neues ist eine Grundvoraussetzung, um Neues zu schaffen. Viele wirklich große Ideen waren revolutionär neu. Ihre Entdecker mussten hart und lange kämpfen, um sie gegen traditionell denkende Kritiker durchzusetzen. Vor allem solltest du keine Angst haben, irgendwelche Rollenklischees zu verletzen. Wenn Marie Curie dem Vorurteil erlegen wäre, Physik sei nichts für Mädchen, hätte sie wohl nie einen Nobelpreis in diesem Fach bekommen. Andererseits sind Bereiche wie Mode und Design nicht nur den Frauen vorbehalten. Schau auch mal über den Tellerrand hinaus – es lohnt sich! Vielleicht kann Ihrem Kind ja unser Kreativ-Maßnahmenplan weiterhelfen.

Ran an die Arbeit!

Versuche dich auf die bevorstehende Aufgabe zu freuen. Stell dir vor, wie du dein Ziel erreichst und deine tolle kreative Arbeit präsentieren kannst. Das motiviert dich und hilft dir, die erste mühsame Phase deiner kreativen Arbeit zu meistern. Geh mit voller Kraft ans Werk. Je mehr Zeit und Mühe du investierst, umso stärker arbeiten dein Bewusstsein und dein Unterbewusstsein an einer kreativen Lösung. Geh auch mal ein Risiko ein und versuche, spontane Einfälle zu verfolgen. Wenn sie sich zum Schluss nicht als sinnvoll erweisen, hast du nichts verloren. Im Gegenteil: Du hast dafür gesorgt, dass du nun weißt, wie es nicht funktioniert, und dein Ziel damit noch klarer abgesteckt.

Bleib auf dem Teppich!

Du solltest allerdings nicht übermütig werden. Wenn du dir zu hohe Ziele steckst, wirst du am Ende enttäuscht sein, sie nicht erreicht zu haben. So ist es sicherlich eine gute Sache, wenn du dir zusammen mit deiner Band vornimmst, ein schönes Lied zu schreiben. Wenn es aber dein Ziel ist, mehr Nummer 1-Hits zu komponieren als die erfolgreichste Band aller Zeiten, die Beatles, bist du zum Scheitern verurteilt – es müssten nämlich 36 Stück werden.

Aber auch wenn du dein Ziel erreicht hast, solltest du nicht gleich abheben. Gib dich nicht zu früh zufrieden. Vielleicht kannst du dein kreatives Produkt noch verbessern.

Arbeite kreativ!

Dass Ideen nicht kommen, nur weil du sie rufst, weißt du mittlerweile. Nun verraten wir dir, wie du dir kreative Ideen erarbeiten kannst.

Fahr die Columbo-Strategie!

Columbo ist ein schusseliger Kommissar in der gleichnamigen amerikanischen Serie, dem es durch eine bestimmte Eigenschaft immer wieder gelingt, die kniffligsten Kriminalfälle auf sehr kreative Art zu lösen: Er ist penetrant neugierig und hat daher immer „noch eine Frage“.

Stelle W-Fragen!

So wie Columbo einen mutmaßlichen Täter fragen würde, wo er zur Tatzeit war, was er dort gemacht hat, mit wem und warum er dort war, wie sein Verhältnis zum Opfer war usw., solltest auch du möglichst viele W-Fragen stellen, wenn du eine kreative Aufgabe zu bewältigen hast. Die Antworten liefern dir die grundlegenden Informationen, mit denen du weiterarbeiten kannst.

Kombiniere!

Wenn du Informationen gesammelt hast, solltest du versuchen, sie im Zusammenhang zu sehen und gegebenenfalls Widersprüche aufzudecken. Columbo würde sich in die s er Phase beispielsweise überlegen, war um sich der Ehemann zum Opfer hingezogen fühlte, wohingegen das Opfer versuchte, ihn zu erpressen. Ähnliche Überlegungen würdest du vielleicht anstellen, wenn du eine Kriminalgeschichte zu schreiben hättest. Bei einem mathematischen Problem würdest du in dieser Phase z.B. erkennen, dass der Thaleskreis nichts anderes ist als der Umkreis einer bestimmten Art von Dreiecken (Weißt du welcher?).

Halte durch!

Hast du schon mal erlebt, dass Columbo einen Fall nicht lösen konnte? Nein, denn dafür ist er viel zu ehrgeizig und zu neugierig. Auch wenn dir eine Lösung nicht gleich ins Auge sticht oder du mit deiner kreativen Arbeit unzufrieden bist, solltest du nicht aufgeben. Frust gehört zum Geschäft , wenn du Ziele vor Augen hast, die du erreichen möchtest. Nur wenn du deinen Frust besiegst und nach einer kurzen Verschnaufpause wie der motiviert zur Sache geht, kannst du schwierige Ziele erreichen.

Arbeite im Team!

Wenn du mit anderen zusammenarbeitest, fällt es dir leichter, gute Ideen zu haben. Das liegt daran, dass die Äußerungen deiner Mitstreiter ständig neue Assoziationen bei dir wecken und du dein Ziel damit in einem größeren Zusammenhang siehst. Damit die Arbeit im Team aber wirklich funktioniert, solltest du folgende Punkte beachten:

  • Arbeite mit Leuten zusammen, die das gleiche Ziel verfolgen wie du (sonst redet und arbeitet ihr aneinander vorbei).
  • Mit den Leuten im Team solltest du dich gut verstehen.
  • Keine Konkurrenz innerhalb eures Teams! Ihr müsst miteinander arbeiten, nicht gegeneinander.
  • Du solltest andere Meinungen respektieren und sie nicht vorschnell zu widerlegen versuchen.
  • Nutze die Ideen der anderen. Das heißt nicht, dass du sie kopieren sollst – du solltest vielmehr versuchen, darauf aufzubauen und sie weiterzuentwickeln.
  • Bemüht euch gemeinsam um unübliche Herangehensweisen. Ihr solltet euer Ziel von möglichst vielen Seiten beleuchten.

Verschiebe Kleinkram auf später!

Wenn die Ideen sprudeln, du das Gefühl hast, gerade gut voranzukommen, oder wenn im Team ein interessanter Gedanke besprochen wird, solltest du am Ball bleiben. Unterbrich eine solche kreative Phase nicht, indem du

  • eine Pause einlegst,
  • dich um sprachliche Richtigkeit bemühst,
  • den Rechenweg haarklein und ganz genau aufschreibst oder
  • auf eine saubere äußere Form achtest.

Zwar sind alle Punkte wichtige Bestandteile eines kreativen Produkts, du kannst sie aber auf später verschieben. In der Phase der Ausarbeitung deiner Ideen solltest du dann größten Wert darauf legen.

Sei geistig topfit!

Auch wenn viele Menschen behaupten, Kreativität komme aus dem Bauch, entstehen kreative Gedanken immer in deinem Kopf. Geistige Fitness wird damit zu einer wichtigen Voraussetzung für Kreativität. Du erfährst nun, was geistige Fitness in Bezug auf Kreativität bedeutet.

Zitat

„Man sieht nur das, was man weiß“, sagte schon der Dichter Theodor Fontane.

Die Grundvoraussetzung für kreatives Denken ist ein umfassendes Wissen!



Wenn du nicht weißt, wie es richtig gemacht wird, siehst du deine Fehler nicht. Wenn du nicht weißt, wie du Vogellaute unterscheiden kannst, wird dir der Gesang am Himmel nicht auffallen. Wenn du nicht weißt… Man könnte diese Liste ewig fortsetzen. Mit Ideen ist es ähnlich: Dir kann nur einfallen, was du weißt oder was du kennst. Unser Appell an dich lautet daher: „Eigne dir möglichst viel Wissen an, denn ein besseres Training für deine Kreativität gibt es nicht!“

  • Lerne, was deine Lehrer im Unterricht behandeln.
  • Lies viele Bücher in deiner Freizeit.
  • Schau dir gut gemachte Dokumentationen im Fernsehen an.

Wissen macht vielseitig

Je mehr Romane du gelesen hast, desto leichter fällt es dir, spannende Geschichten zu schreiben. Je besser du ein Instrument spielst, umso schneller kannst du selbst ein Musikstück schreiben. Und ohne die grundlegenden Themen der Mathematik zu beherrschen, wirst du keine Lösungen finden.

Wissen macht flexibel

Wenn du dein Ziel auf die eine Art nicht erreichen kannst, muss es eben anders gehen. Die Fähigkeit, andere Lösungen zu finden und andere Wege zu gehen, statt sich an seiner ersten Idee festzubeißen, nennt man Flexibilität.

Wissen schafft Originalität

Kreative Leistungen überzeugen besonders, wenn sie originell sind. Du bist zu Recht stolz auf dich, wenn du eine originelle Idee hast, und lobst originelle Einfälle anderer mit Sätzen wie: „Da wäre ich nie drauf gekommen.“ Übrigens: Hast du daran gedacht, Wasser in das Rohr zu gießen, um den Tischtennisball herauszuschwemmen? Auch für Originalität ist Wissen eine Voraussetzung. In unserem Beispiel musstest du wissen, dass Tischtennisbälle schwimmen. Allerdings kommt trotzdem nicht jeder, der das weiß, auf diese originelle Idee. Was hinter dem Phänomen „Originalität“ steckt, wissen selbst Kreativitätsforscher nicht genau. Sicher ist aber:

  • Die Angst vor Fehlern verhindert originelle Ideen. Lass dich also nicht unter Druck setzen. Jeder macht Fehler. Lerne lieber daraus, anstatt zu versuchen, sie zu vermeiden.
  • Man kann sich originelles Denken in gewissem Maß angewöhnen. Dazu dienen vielerlei Spiele und Übungen.

Wissen fördert Assoziationen

Wenn dir bei einem bestimmten Stichwort sehr viele Gedanken kommen, die mit diesem Stichwort in Verbindung stehen, hast du eine hohe Assoziationsfähigkeit. Damit wird dein Wissen als Voraussetzung für Assoziationen zum Motor für viele kreative Einfälle.

Wissen bewirkt Kombinationsfähigkeit

Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle die Rolle der Kombinationsfähigkeit für deine Kreativität nochmals erwähnt werden. Was es damit auf sich hat und warum Wissen die Voraussetzung für die Fähigkeit zu kombinieren ist, haben wir im Rahmen der Columbo-Strategie ja bereits beschrieben.