10 wichtige Tipps fürs Lehrergespräch

Viele Eltern scheuen sich nicht, ihrer Meinung im Lehrergespräch deutlich Ausdruck zu verleihen, denn das Vertrauen in Schulen ist angeschlagen. Doch gegenseitige Vorwürfe im Lehrergespräch oder im Elternabend bringen beide Parteien nicht weiter. Lesen Sie hier, wie Sie ein Lehrergespräch konstruktiv führen können. 

Inhaltsverzeichnis

Ein Lehrergespräch sinnvoll angehen

Lehrergespräche finden in den meisten Schulen nicht allzu oft statt. Neben den geregelten Elternsprechtagen oder dem Elternabend bleibt wenig Zeit, sich in kurzen Abständen über die Entwicklung einzelner Schüler auszutauschen. Wenn Eltern doch häufiger in die Schule gebeten werden, sind die Inhalte solcher Lehrergespräche meistens nicht erfreulich. Erst wenn Konflikte aufbrechen, ein schlechtes Zeugnis ansteht oder das Fehlverhalten eines Kindes angesprochen werden muss, kommen Eltern und Lehrkräfte außerplanmäßig zusammen. Regelmäßige (positive) Rückmeldungen durch ein Lehrergespräch im Abstand von ein bis zwei Monaten sind aber besonders in der Grundschule und nach dem Wechsel auf die weiter führende Schule sehr hilfreich. Im Stundenplan der meisten Schulen ist das jedoch nicht vorgesehen, sodass es beim Lehrergespräch häufig um Konfliktsituationen geht.

Zeit ist knapp – und das gilt auch in deutschen Klassenzimmern. Meist sind weder Eltern noch Lehrer auf ein solches Lehrergespräch ausreichend vorbereitet, so dass grundlegende Gesprächsregeln nicht eingehalten werden und sich beide Parteien mit einem unguten Gefühl voneinander trennen. Beherzigen Sie deshalb meine Tipps fürs Lehrergespräch.

Diese drei Fallen beim Lehrergespräch sollten Sie unbedingt vermeiden:

1. Falle: Schuldzuweisungen und Vorwürfe machen

„Sie können mein Kind sowieso nicht leiden.“

„Bei Ihrem eintönigen Unterricht ist es ja kein Wunder, dass sich mein Kind langweilt.“

„Immer bekommt mein Kind den Ärger, dabei sind die anderen ebenso schuld.“

„Bei dem Lärm in der Klasse kann mein Kind sich ja nicht konzentrieren.“

„Zu Hause ist mein Kind nicht so, das muss also  an ihrem Unterricht liegen.“

„Die Klasse ist viel zu groß, da kann niemand richtig lernen.“

„Ich hab ja gleich gesagt, dass mein Kind in der ersten Reihe sitzen soll.“

Natürlich sind es nicht nur die Eltern, die ein Lehrergespräch mit Schuldzuweisungen und Vorwürfen bestreiten. Auch Lehrer suchen gerne die Schuld bei anderen, denn das ist ein durchaus menschliches Verhalten. Doch durch Schuldzuweisungen und Vorwürfe verändert sich nichts an der angesprochenen Konfliktsituation.

Mein Tipp
Zeigen Sie Ihre Emotionen und Gefühle wie Schock, Enttäuschung oder Sorge ruhig gegenüber der Lehrkraft und verschanzen Sie sich nicht hinter Vorwürfen. Nur so kann ein ehrlicher Austausch im Interesse Ihres Kindes gelingen.

2. Falle: Falsche, unhaltbare Versprechen machen

„Die nächste Klassenarbeit wird bestimmt wieder besser.“

„Ab morgen arbeitet mein Kind wieder konzentriert mit.“

„Ab sofort wird mein Kind wieder alle Hausaufgaben haben.“

„Ich verspreche Ihnen, dass mein Kind im Unterricht nicht mehr stören wird.“

„Ich werde jetzt jeden Tag die Hausaufgaben sorgfältig kontrollieren und mit meinem Kind üben, damit es wieder besser wird.“

Solche oft unhaltbaren Versprechungen im Lehrergespräch setzen Sie enorm unter Druck, was die Gesamtsituation überhaupt nicht verbessert. Diesen Druck, dass sich sofort etwas verändern muss, übertragen Eltern nämlich umgehend auf ihr Kind, das sein Verhalten mit Sicherheit nicht von einem Tag auf den andern ändern kann.

Mein Tipp

Vereinbaren Sie realisierbare Kurzziele, die im nächsten Gespräch überprüft werden können. Zum Beispiel: Ab sofort achte ich darauf, dass mein Kind seine Hausaufgaben direkt nach dem Mittagessen macht. So kann ich leicht feststellen, ob es sich besser konzentrieren kann.

3. Falle: Die Lehrerin/Den Lehrer überrumpeln, ohne gemeinsam nach einer Lösung des Problems zu suchen

„Ich weiß schon, was Sie sagen wollen, und habe bereits einen Termin in einem Nachhilfeinstitut ausgemacht.“

„Wir haben uns überlegt, dass unser Kind einen Kurs für Lernmethoden in einer externen Einrichtung besucht. Damit hat sich das Problem ja dann erübrigt.“

„Unser Kind darf in Zukunft in der Woche nicht mehr fernsehen, das haben wir jetzt strengstens verboten. Sie werden sehen, ab morgen kann es sich besser konzentrieren.“

„Wir haben bereits einen Termin mit der Schulleitung ausgemacht, um diese Frage an höherer Stelle zu klären.“

Solche Überrumplungstaktiken schließen die Lehrkraft von der Lösung des Problems aus. Eine Kooperation ist dann nur noch schwer möglich, denn eine Vertrauensbasis existiert oft nicht mehr. Schalten Sie nicht hinter dem Rücken der Lehrkraft die Schulleitung ein. Zuweilen ist ein Problem gewichtig genug, um es vor die Schulleitung zu bringen, vorher sollten Sie jedoch zunächst versucht haben, es mit der Lehrkraft zu lösen, und sie dann gegebenenfalls, wenn Sie nicht zu Ergebnissen kommen, darüber in Kenntnis setzen, dass Sie sich jetzt an die nächsthöhere Instanz wenden werden. Bedenken Sie, wenn Sie einen solchen Schritt erwägen, ob das Problem wichtig genug ist, um es in so großem Rahmen zu klären, ob Sie Ihrem Kind damit hilfreich sind und ob Sie die Kooperation mit der Lehrkraft aufs Spiel setzen wollen. Denn wenn sich die Lehrkraft in Ihrer Kompetenz übergangen fühlt, werden sich die Gesprächsstrukturen verhärten.

Mein Tipp
Fragen Sie die Lehrerin/den Lehrer unbedingt nach ihren/seinen eigenen Vorstellungen, wie das Problem gelöst werden kann. So fühlt sie/er sich nicht ausgeschlossen, sondern bekommt Einfluss auf die weitere Entwicklung.