Zu kalt fürs Baby?

Ehrlich, ich kann es nicht verstehen: Einerseits wird gejammert, dass es heutzutage keinen „echten“ Winter mehr gibt mit richtig viel Schnee und knackender Kälte. Und andrerseits lamentieren jetzt alle, dass es momentan so eisig kalt ist! Dabei sind die Temperaturen für Januar durchaus angemessen. Dass Eltern von Babys derzeit etwas verunsichert sind, kann ich hingegen gut verstehen. Deswegen will ich mich heute einmal damit befassen, wann es für Babys zu kalt wird und wie man sie am besten vor der Kälte schützt. 

Babys können die Körpertemperatur noch nicht so gezielt regulieren wie ein Erwachsener und kühlen daher schneller aus. Außerdem sind sie während des Spaziergangs ja völlig bewegungslos, während Mama oder Papa fleißig marschieren. Deswegen müssen die Kleinen gut „verpackt“ sein – aber auch wieder nicht so dick eingepackt, dass sie schwitzen.



Aus meiner Erfahrung möchte ich davon abraten, bei eisigen Temperaturen mit dem Baby im Tragetuch oder Tragesack spazieren zu gehen. Ich bin, nicht dass Sie mich missverstehen, eine überzeugte „Babyträgerin“ gewesen. Aber wenn es richtig kalt war, konnte ich meine Kinder so warm anziehen, wie ich wollte – die herunterhängenden Beinchen waren nach einem Spaziergang in der Kälte bei meinen beiden immer echte „Eisbeine“. Selbst wenn ich das Baby mit unter meiner Jacke hatte, waren die Beinchen kalt, obwohl Oberkörper und Arme warm waren. Deswegen nahm ich im Winter lieber den Kinderwagen mit dem Lammfellsack.



Wir hatten damals sogar ein Stück Styropor in der Größe der Kinderwagen-Liegefläche zurechtgeschnitten und unten rein gelegt zur Isolierung. Stattdessen kann man auch eine zugeschnittene Isomatte verwenden. Falls der Kinderwagen nicht in der gut beheizten Wohnung steht, sondern vielleicht im kühlen Hausflur abgestellt ist, können Sie den Wagen mit einer heißen Wärmflasche „vorheizen“. Bevor Sie Ihr Baby hineinlegen, muss die Wärmflasche aber unbedingt wieder heraus – wegen der Verbrennungsgefahr!



Weil die Kälte die Haut stark austrocknet (ich merke es auch immer an meinen Händen, dass ich mit dem Eincremen kaum noch nachkomme!), sollten Sie das Gesicht Ihres Babys mit einer fetthaltigen Wind- und Wettercreme schützen. Achtung: Stark wasserhaltige Cremes können der Haut sogar schaden, weil es durch die Verdunstung zu lokalen Erfrierungen kommen kann!



So, aber jetzt zu der spannenden Frage, ab wann es denn wirklich zu kalt ist. Da gehen die Meinungen doch sehr auseinander. Prinzipiell können Sie mit einem Baby, das 14 Tage oder älter ist, auch im Winter an die frische Luft gehen. In den ersten drei bis vier Lebensmonaten sollten Sie auf Spaziergänge bei Temperaturen unter -8 Grad Celsius lieber verzichten. Wenn Sie aber doch raus müssen und Ihr Kleines mitnehmen wollen, dann sollte es wenigstens nur so kurz wie möglich (keinesfalls länger als 15 bis 20 Minuten) draußen in der Kälte sein – gut eingepackt, versteht sich! Ein striktes „Rausgehverbot“ bei bestimmten Minusgraden ist aus meiner Sicht nicht wirklich praktikabel. Was würden Eltern in Sibirien oder in Alaska dann wohl machen?



Wichtig für den Winterspaziergang: Meiden Sie viel befahrene Straßen, denn oft herrscht im Winter eine so genannte Inversionswetterlage, bei der die Schadstoffe zu Boden gedrückt werden. Auch bei Nebel ergibt sich schnell eine recht ungesunde „Suppe“, die die Atemwege der Kleinen belastet. Grundsätzlich gilt: Je feuchter und schmuddeliger die Kälte ist, umso eher sollten Sie zu Hause bleiben bzw. höchstens einen ganz kurzen Spaziergang machen. Denn Feuchtigkeit macht Decke und Fußsack schnell klamm, sodass sie schlechter wärmen. Ungünstig ist auch schneidend kalter Wind oder allgemein sehr stürmisches Wetter. Dann ist es besonders wichtig, dass Sie das Verdeck des Kinderwagens hochklappen, um Ihr Kleines zu schützen.



Übrigens: Sie dürfen mit Ihrem Baby auch rausgehen, wenn es Schnupfen hat. Dann tut ihm kühle Luft besonders gut, weil dadurch die Schleimhäute etwas abschwellen. Nur bei Fieber sind Spaziergänge absolut tabu!