Hilfe, trotzendes Kleinkind schlägt heftig mit dem Kopf auf den Boden!

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Hallo, Frau Dr. Schmelz,

unser Sohn ist 20 Monate alt und zurzeit in einer Trotzphase. Geht es nicht nach ihm, so schlägt er mit seinem Kopf auf den Boden, an den Schrank oder was gerade in der Nähe ist. Danach ist das Geschrei noch größer als vorher. Ich gebe trotzdem nicht nach, weil ich konsequent sein will, jedoch macht mir sein Verhalten große Sorgen. Das Schreien und Umherschlagen ertrage ich ja, aber mit diesem „mit dem Kopf durch die Wand“ kann ich mich nicht anfreunden. Woran kann das liegen? Verhalte ich mich falsch, oder ist es seine Art, sich auszudrücken, weil er sich noch nicht mit Worten artikulieren kann? Ich befürchte, dass er sich dadurch selbst Schmerzen zufügt bzw. seinen Kopf verletzt.

von Silvija G.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Silvija,

auch wenn Ihr Sohn so ausgeprägt trotzt: Sie haben sicherlich nichts falsch gemacht.Manche Kinder trotzen sehr heftig (dafür vielleicht nicht so lange), andere wiederum sind trotz allem noch „relativ pflegeleicht“. Ernsthafte Verletzungen des Kopfes müssen Sie bei Ihrem Sohn nicht befürchten, obwohl er sicherlich so heftig aufschlägt, dass es ihm in diesem Moment weh tut. Wenn Sie Ihrem Sohn etwas verboten haben, sollten Sie in der Regel (eine gelegentliche Ausnahme darf aber schon mal sein!) auch bei dem Verbot bleiben, selbst wenn Ihr Sohn dann einen Trotzanfall bekommt. Überlegen Sie am besten immer vorher, ob Sie dieses oder jenes auch dann verbieten würden, wenn Ihr Sohn deswegen heftig mit dem Kopf auf den Boden oder an die Wand schlagen würde. Wenn Sie es trotzdem verbieten würden, ist es wirklich unumgänglich und Sie können guten Gewissens konsequent bleiben. Andernfalls sollten Sie das Verbot gar nicht erst aussprechen – vielleicht reduziert das die Trotzanfälle schon etwas. Geben Sie Ihrem Sohn ein „Trotzkissen“: Vielleicht haben Sie ein besonders großes Kissen in einer knalligen Farbe, wo er in seiner Wut mit dem Kopf draufschlagen kann, ohne sich zu verletzen. Legen Sie ihm das Kissen wortlos unter, wenn er anfängt loszuschlagen. Es ist natürlich möglich, dass er auch das ablehnt. Dann können Sie nichts machen, außer ihn festzuhalten, damit er sich nicht verletzt. Es gibt Kinder, die beruhigen sich dadurch schneller, andere werden durch das Festhalten aber erst recht wütend. Sie müssen es also ausprobieren. Manchmal hilft es auch, möglichst ruhig das Zimmer zu verlassen. Ihr Sohn hat wahrscheinlich schon herausgefunden, dass Sie auf das Kopfschlagen sehr erschrocken reagieren, und setzt es deswegen vielleicht vermehrt ein. Warnen Sie ihn vor, bevor Sie aus dem Zimmer gehen, damit er noch die Möglichkeit hat aufzuhören. Sagen Sie beispielsweise: „Ich mag mir das gar nicht anschauen, wenn du so auf den Boden schlägst. Deswegen gehe ich jetzt raus.“ Dann hat das Kopfschlagen komplett seine Wirkung verfehlt, und Ihr Sohn wird es womöglich bleiben lassen. Hat er sich wieder beruhigt, sollen Sie zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen, um ihm zu zeigen, dass Sie ihn immer noch lieb haben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem starke Nerven!

Herzliche Grüße Ihre Andrea Schmelz