Tipps gegen Angst und Lampenfieber
Angst und Lampenfieber in der Schule sind insbesondere vor Prüfungen oder Referaten keine Seltenheit. Wie Sie Ihrem Kind helfen, mit Angst und Lampenfieber umzugehen, lesen Sie in diesem Beitrag.
Angst und Lampenfieber bei Schulkindern
An das flaue Gefühl in der Magengegend, weiche Knie und feuchte Hände vor Klassenarbeiten oder Referaten können sich auch heute noch viele Erwachsene lebhaft zurückerinnern. Verantwortlich für solche und weitere unangenehme Symptome sind (Prüfungs-)Ängste oder Lampenfieber. In geringem Maße kennt diese Angst jeder Schüler. Wird sie aber zur übergroßen Dauerbelastung, besteht die Gefahr, dass sie das Denken (Blackouts) und die Gesundheit (psychosomatische Probleme) beeinträchtigt. Einfach abstellen, z.B. durch einen Trick oder eine entsprechende Pille, kann man das Problem leider nicht. Aber Ihr Kind kann lernen, klug mit solchen problematischen Situationen umzugehen.
Angst ist normal!
Alle Menschen haben Angst – manche etwas mehr, andere etwas weniger. Angst ist also eine ganz natürliche und biologisch wichtige Reaktion. Angst war vor vielen tausend Jahren sogar überlebenswichtig, damit die Menschen zum Beispiel beim Angriff eines Säbelzahn- tigers sofort flüchten oder kämpfen konnten. Unter Stress verändert sich daher (auch heute noch) einiges im menschlichen Körper. Doch wozu genau hat sich die Natur die folgenden Körperreaktionen mausgedacht?
- Bei Gefahr beschleunigen sich Atmung und Puls, sodass die Muskeln mit mehr Sauerstoff versorgt werden.
- Das Blut wird dickflüssiger, sodass es bei einer Verletzung schneller gerinnen kann.
- Die Körpertemperatur steigt, und man beginnt zu schwitzen, weil mehr Energie zum Flüchten oder Kämpfen freigesetzt wird.
- Die Muskeln spannen sich an, sodass man besser weglaufen und/oder sich wehren kann.
- Bei Gefahr hat man den Drang, auf Toilette zu gehen, um Ballast abzuwerfen, damit man schneller wegrennen kann.
- Und das Denken wird vorübergehend ausgeschaltet, damit es den Menschen nicht am sofortigen rettenden Reflex (z.B. ausweichen, weglaufen, springen etc.) hindert.
Auch heute gibt es noch Situationen, in denen Menschen besonders schnell und spontan handeln müssen, um Gefahren abzuwenden. Stellen Sie sich vor, dass unvermutet ein Auto um die Straßenecke rast. Wenn Sie zu lange überlegen, in welche Richtung Sie ausweichen, wäre es wahrscheinlich schon zu spät. Deshalb schaltet sich in einem solchen Moment das Denken ab, die Muskeln spannen sich blitzschnell an – und Sie springen „automatisch“ zur Seite.
Große Angst und Lampenfieber kann zu Blackouts führen
Je größer die Angst in einem solchen Moment ist, desto stärker wird auch das Denken blockiert. Dafür verantwortlich ist unter anderem das Hormon Adrenalin. Bei manchen Extremsportarten versetzen sich die Sportler durch die hohe Adrenalinproduktion des Körpers absichtlich in eine Art Rausch: Das Denken wird ausgeschaltet, und sie fühlen sich richtig „high“. Das ist so zu erklären: In Stress-Situationen produziert der Körper das Hormon Adrenalin und schickt es ins Gehirn. Dort sorgt es dafür, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn blockiert werden und damit das Denken unmöglich machen. Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang, dass das Denken nicht nur dann blockiert wird, wenn der Mensch in körperlicher Gefahr schwebt, sondern auch, wenn Ihr Kind zum Beispiel bei einer Klassenarbeit mit Versagensängsten kämpft. Gerade, wenn das geordnete Denken also besonders wichtig wäre, wird das Denken blockiert, und Ihrem Kind fallen die einfachsten Dinge nicht mehr ein. Später, wenn die Stress-Situation vorbei ist, erinnert sich Ihr Kind wieder an den Lernstoff. Jetzt könnte es die Aufgaben lösen, doch nun ist es leider zu spät.Üben Sie als Eltern keinen zusätzlichen Druck auf Ihr ängstliches Kind aus!
Schulkinder mit Prüfungsängsten machen sich in der Regel selbst vor jeder Klassenarbeit/vor jeder Prüfung so viel Stress, dass zusätzlicher Druck von außen das Problem nur noch verschlimmern würde. Überprüfen Sie als Eltern Ihre Erwartungshaltung, reflektieren Sie Ihre Kommunikation rund um das Thema Schule, und entspannen Sie Ihr Schulkind, indem Sie ihm Mut machen, ihm seine Erfolge vor Augen führen und es bei Misserfolgen trösten statt mit ihm schimpfen. Völlig los wird Ihr Kind seine Angst vor schulischen Prüfungen wohl nicht, mit den folgenden Hilfen kann es jedoch lernen, seine Ängste besser in den Griff zu bekommen.
Gründe finden: Wovor hat Ihr Kind bei Klassenarbeiten Angst?
Zunächst sollte sich Ihr Kind fragen, warum es eigentlich vor und während einer Klassenarbeit Angst hat. Gewöhnlich sind es nicht die Prüfungen, sondern die Folgen, vor denen man Angst hat: Manche Schülerinnen und Schüler haben Angst davor zu versagen, sitzen zu bleiben, die Schule nicht zu schaffen, blöd vor den Mitschülern dazustehen, oder sie fürchten sich vor den Eltern bzw. dem Lehrer. All diese Gründe sind zwar unangenehm, aber lebensbedrohlich? Wohl kaum! Der ursprüngliche Zweck von Angst, Menschen vor lebensbedrohlichen Gefahren zu bewahren, ist in dieser Situation also völlig nutzlos. Ganz im Gegenteil: Sie schadet hier nur, weil sie das Denken behindern kann. Wird Ihrem Kind das bewusst, hilft das ja vielleicht schon ein bisschen.