Vollzeitmutter: altmodisch oder einfach nur gut für’s Kind?

Viele junge Mütter, die sich heutzutage für ein Kind entscheiden, gehen fast selbstverständlich davon aus, dass sie nach der Geburt des Kindes in Elternzeit gehen und danach auf jeden Fall wieder zurück in den Beruf kommen. Und doch gibt es auch gute Gründe für eine Entscheidung zur Vollzeitmutter. 

Inhaltsverzeichnis

Wenn Mütter sich bewusst gegen den Wiedereinstieg entscheiden

Junge Frauen sind heute gut ausgebildet und haben oftmals auch einen langen Ausbildungsweg hinter sich. Natürlich wollen sie deshalb gerne arbeiten und sichern sich rechtzeitig Möglichkeiten der Unterstützung, um Beruf und Kind miteinander zu vereinbaren. Doch die alten Rollenkämpfe um das Wohlergehen eines Kind –  eine Mutter, die zu Hause bleibt, oder eine, die Karriere macht – sorgen noch immer für Zündstoff.

Als es in der politischen Debatte um das Betreuungsgeld ging, das Mütter erhalten sollen, wenn sie über die Erziehungszeit hinaus ihre Kinder selbst betreuen, statt sie in eine Betreuungseinrichtung zu schicken, wurde diese staatliche Zuwendung als „Herdprämie“ gebrandmarkt und damit die betroffenen Mütter indirekt als  „Heimchen am Herd“ diffamiert.

Vollzeitmutter, oder doch Karriere?

Ist es nun förderlicher, wenn eine Mutter zusätzlich zum Einkommen des Mannes Geld verdient und damit ermöglicht, dass das Kind alle denkbaren Fördermaßnahmen bekommt, angefangen vom Klavierunterricht bis hin zu teuren Sportarten wie Reiten und Tennis bis hin zu einer kostenintensiven Privatschule, oder sollte die Mutter lieber zu Hause bleiben und sich damit abfinden, dass ihr Kind eben nur im Sportverein trainieren kann und die örtliche Schule besuchen wird?

Hat die Amerikanerin Caitlin Flanagan recht, wenn sie behauptet: „Wenn eine Mutter arbeitet, geht etwas verloren?“ Die US-Autorin löste mit dieser Behauptung heftige Diskussionen aus.

Sicherlich steckt ein wahrer Kern in dieser Aussage. Denn betrachtet man nur die Familie, völlig losgelöst vom Geflecht sonstiger Beziehungen, so wird jedes Familienmitglied mit der Lösung, der Nur-Mutter höchst zufrieden sein: Die Mutter, weil sie sich den stressigen Spagat zwischen Beruf und Familie erspart und deshalb auch kein schlechtes Gewissen haben muss. Der Vater, weil es ihm gefällt, wenn er nach Hause kommt und eine warme Mahlzeit vorfindet. Die Kinder, weil die Mutter rund um die Uhr verfügbar ist und ihnen so eine gewisse Nestwärme vermitteln kann.

Sieht man jedoch die Familie im Kontext unserer Gesellschaft sieht die eben angestellte Betrachtung sehr viel komplizierter aus. Das fängt schon damit an, dass sich keineswegs jede Mutter nur deshalb für eine Berufstätigkeit entscheidet, weil sie Spaß daran hat. Der sehr viel häufigere Grund ist die pure Notwendigkeit. Damit ergibt sich für die Mutter keine reine Wahlmöglichkeit. Sie ist gezwungen zu arbeiten, damit die Familie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Wenn die Familie sehr viel Abstriche machen muss und sich die Mutter dann trotzdem für die Hausfrauenrolle entscheidet, hat sie oft ein sehr schlechtes Gewissen, weil sie nicht arbeitet. Dazu kommt, dass in unserer Gesellschaft die Familienmutter als Rollenbild ausgedient hat und deshalb Hausfrauenarbeit erst recht keine Anerkennung findet. Auch der Vater muss sich möglicherweise von seinen Kollegen Kommentare anhören wie: „Was deine Frau ist zu Hause? Was macht sie denn da den ganzen Tag?“

Im Grunde genommen kann sich eine Frau nur dann für die Hausfrauenrolle entscheiden, wenn das Familieneinkommen gesichert ist und sie zumindest vom Ehemann die entsprechende Anerkennung erhält.

Auch wenn heutzutage das Hausfrauenmodell nicht mehr der klassischen Rollenverteilung entspricht, so gehören doch die Familien, in denen dieses Modell vorherrscht, zu den stabilsten. Die Beziehungen sind meist glücklicher, als in den Familien, in denen alle Hausarbeiten gleich geteilt werden.

Das traditionelle Familienbild vermittelt Nestwärme

Kinder, deren Eltern eine stabile Beziehung führen und die in einem Haushalt aufwachsen, in dem sie von der Mutter erwartet werden, erleben eine behütete Kindheit. Sie kommen nach Hause, es duftet nach Kuchen, die Mutter hört sich ihre Erlebnisse an und isst mit den Kindern gemeinsam. All das vermittelt ein Stück Geborgenheit. Die Welt draußen ist schlimm genug, deshalb kann sie zu Hause in der Familie gar nicht heil genug sein. Gerade in unserer Zeit, in der alles immer schneller und hektischer wird, können Familien mit einer Mutter zu Hause einen echten Gegenpol bilden und so die Familie zu einer Oase machen, in der „die Welt da draußen“ nichts zu suchen hat.

Die Entscheidung selber treffen

Mütter, die heute vor der Wahl stehen, wieder in den Beruf zurückzukehren, oder sich lieber Vollzeit um die Kinder zu kümmern, sollten sich nicht von gesellschaftlichen Zwängen leiten lassen. Natürlich ist die Frage des Geldes eine existenzielle. Andere Aspekte dagegen, wie die gerade vorherrschende Meinung, dass das reine Hausfrauendasein der Vergangenheit angehören muss und Vollzeitmütter vollkommen überholt und rückständig sind, sollten nicht den Ausschlag für diese weitreichende Entscheidung geben.

Wenn Mütter es sich leisten können, von ihrem Partner in ihrem Entschluss unterstützt werden und außerdem Lust dazu haben, sollten sie sich auf jeden Fall für das traditionelle Familienmodell entscheiden und bei ihren Kindern zu Hause bleiben. Denn damit entsteht Geborgenheit – auch für Vater und Mutter – und diese kann keinem Familienmitglied jemals wieder genommen werden.