Kleiner „Tisch-Knigge“ für Kinder von 1 bis 6

Keine Angst, hier werden keine altertümlichen Benimmregeln für Kinder vorgestellt. Bis Ihr Kind manierlich mit Messer und Gabel essen kann, dauert es ohnehin noch Jahre. Es ist jedoch schon bei Kleinkindern im zweiten Lebensjahr sinnvoll, sich Gedanken zu machen, welche Regeln bei Tisch gelten sollen und was man keinesfalls akzeptieren möchte. Sie finden hier eine Auswahl sinnvoller Regeln – und Strategien, wie Sie mit „Regelverstößen“ umgehen können. 

Inhaltsverzeichnis

Ernährung & Erziehung

Spielen und Matschen mit dem Essen

Kinder begreifen die Welt mit allen ihren Sinnen und sind nicht nur am Geschmack der Speisen interessiert. Gerade in den ersten 3 Jahren ist es daher völlig normal, dass „Kartoffelbrei-Berge“ von „Soßentälern“ durchzogen werden oder dass beim Essen mit den Fingern nachgeholfen wird. Schaufelt Ihr Kind das Essen jedoch absichtlich neben den Teller oder wirft es damit herum, können Sie davon ausgehen, dass es nun satt ist, und den Teller abräumen.  Dies gilt auch, wenn Ihr Kind anfangs zügig isst und mit dem Matschen erst anfängt, sobald es satt ist. Es gibt allerdings auch Kinder, die „erkunden“ zuerst ihr Essen, um dann nach einer Weile erst richtig mit dem Essen anzufangen. Zu welcher Gruppe Ihr Kind gehört, finden Sie sicher schnell heraus.

Ist die Mahlzeit beendet, sollte Ihr Kind erst zur nächsten Zwischenmahlzeit wieder etwas zu essen bekommen. Dies gilt insbesondere dann, wenn – aus welchen Gründen auch immer – das Essen Ihres Kindes vorzeitig abgeräumt werden musste und/oder es wenig bzw. nichts gegessen hat. Es spricht natürlich nichts dagegen, die Zwischenmahlzeit in solchen Fällen etwas vorzuziehen. Geben Sie jedoch Gequengel nach Süßigkeiten zwischendurch keinesfalls nach!

Einseitige Essensvorlieben

Viele Kleinkinder bringen ihre Mütter mit einer eigenwilligen Auswahl dessen, was sie zu essen geneigt sind, zur Verzweiflung, da ja nur Nudeln mit viel Ketchup, nur Nutella-Brote oder nur Wiener Würstchen nicht unbedingt einer gesunden Ernährung entsprechen. Ein Trost: Diese Vorlieben mit extrem einseitiger Ernährung halten meist nicht allzu lange an.

Sie sollten trotzdem eine gemischte Auswahl an Gerichten auf den Tisch bringen (darunter auch immer mal wieder das bevorzugte Gericht), wovon Ihr Kind sich dann nehmen kann, was und wie viel es möchte. Keinesfalls sollten Sie nun ausschließlich Nudeln mit Ketchup (oder was eben gerade bevorzugt wird) servieren oder extra für Ihr Kind kochen. Wenn Ihr Kind die angebotenen Speisen nicht mag, bieten Sie ihm eine Scheibe trockenes Brot an. Wenn es auch die nicht möchte, hat es offenbar keinen Hunger.

Will Ihr Kind nur den Nachtisch essen, geben Sie ihm seine Portion – nicht mehr und nicht weniger. Machen Sie aber den Nachtisch nicht vom Hauptgericht (sozusagen als Belohnung) abhängig. Bei Hunger zwischendurch muss es aber bis zur nächsten Zwischenmahlzeit warten.

Bäh, schmeckt nicht!

Sie haben sich mit einem Gemüseauflauf besonders viel Mühe gegeben, aber Ihr Kind verzieht nur das Gesicht?. Zwingen Sie es nicht zum Essen und servieren Sie dieses Gericht nicht zur nächsten Mahlzeit noch einmal. Sie sollten jedoch versuchen, Ihr Kind zum Probieren zu bewegen, etwa: „Bevor du es nicht probiert hast, weißt du ja gar nicht, wie es schmeckt. Iss doch erst mal einen Löffel.“ Will es nicht probieren oder schmeckt ihm das Essen tatsächlich nicht, bieten Sie ihm als Ersatz eine Scheibe trockenes Brot an.

Hampeln oder Aufstehen bei Tisch

Bleibt Ihr Kleinkind nicht am Tisch, bringen Sie es zweimal ruhig, aber bestimmt wieder in zurück mit den Worten: „Beim Essen bleibst du am Tisch sitzen!“ Steht es wieder auf, räumen Sie sein Essen ab und sagen: „Ich sehe, dass du nicht mehr hungrig bist!“ Steht ein Kind von 4 bis 5 Jahren vom Esstisch auf und fängt zu spielen an, so  träumen Sie mit einem „Du bist wohl schon satt.“ ebenfalls den Teller ab. Wenn Ihr Kind aufgegessen hat   bzw. satt ist, sollten Sie es vom Tisch aufstehen lassen. Frühestens mit 4 Jahren können Sie versuchen, es so lange bei Tisch sitzen zu lassen, bis alle fertig gegessen haben.

Kann Ihr Kind sich bei Tisch überhaupt nicht ruhighalten, hampelt es, tritt es Sie unter dem Tisch oder kippelt es mit dem Stuhl, sollten Sie es einmal ruhig, aber deutlich ermahnen und dann ebenfalls den Teller abräumen. In allen Fällen gibt es erst wieder zur nächsten Zwischenmahlzeit etwas zu essen.

Weitere Tischregeln

Beim Essen sollte weder ferngesehen werden, noch sind Bücher oder Spielzeug am Tisch sinnvoll. Das Kuscheltier oder die Lieblingspuppe dürfen beim Essen natürlich daneben sitzen.

Gegessen wird am Tisch und nur dort. Wenn Ihr Kind aufsteht, bleibt das Essen am Tisch. Das vermeidet einerseits Krümel und Essensreste in der ganzen Wohnung, ist andererseits aber auch ein Schutz für Ihr Kind, das sich gerade beim Herumrennen mit vollem Mund leicht verschlucken kann. Sie können natürlich – je nach Alter Ihres Kindes – zusätzliche Tischregeln einführen, an die sich dann allerdings auch die Großen halten müssen, etwa dass mit dem Essen erst begonnen wird, wenn alle etwas auf dem Teller haben.

Und hier noch die wichtigste Tischregel für Eltern: Meckern Sie nicht zu viel an Ihrem Kind herum, auch wenn es matscht oder kleckert und eigentlich schon besser essen könnte. Das Essen soll eine vergnügliche Tätigkeit für alle sein, und ein nettes Tischgespräch sowie ein freundlicher Umgangston tragen viel dazu bei! Wird Ihr Kind ständig ermahnt, ist es nicht verwunderlich, wenn es irgendwann den Teller wegschiebt und nicht mehr essen mag.