So lernt Ihr Kind, echte Freunde zu finden!
Mit Freunden Interessen zu teilen und Erfahrungen auszutauschen, hilft außerdem beim langsamen Loslösungsprozess von den Eltern und macht stark für die Anforderungen außerhalb der eigenen Familie. Doch die richtigen Freunde zu finden, ist gar nicht so einfach und erfordert ein gutes Gespür.
- Freundschaft unter Kindern
- Typische Elternsorgen bei Kinderfreundschaften
- Freundschaften können von Eltern nur schwer gelenkt werden
- So findet Ihr schüchternes Kind Freunde
- So geht’s: Schritt für Schritt zur neuen Freundschaft
- Führen Sie Gespräche über Freundschaften
- Freundschaften können Sie mit Ihrem Kind gemeinsam „checken“
- Finden Sie gemeinsam Beispiele für das Verhalten in guten Freundschaften
- Bist du ein guter Freund?
- Streit in Freundschaften ist normal, tut Ihrem Kind aber trotzdem weh
Freundschaft unter Kindern
„Der Elias ist mein bester Freund, denn er hilft mir, wenn andere mich ärgern. Dann macht er Giftgetränke aus Wasser, Blättern und Blüten, das kann er richtig gut.“ Der achtjährige Dominik hat bereits klar erkannt, was eine gute Freundschaft ausmacht. Anstatt einen anderen für sein neues Handy zu bewundern oder für sein cooles Fahrrad, schätzt er die Loyalität in der Beziehung. Er erkennt, dass der Freund auf seiner Seite steht und ihn damit stärker macht. Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen mit anderen sind eben viel leichter auszuhalten, wenn ein Freund die eigene Position stützt. Diese Erkenntnis müssen Kinder im Laufe ihrer Entwicklung gewinnen, damit sie gute Freundschaften eingehen können. Dazu gehören auch Fehlschläge und negative Erfahrungen mit Freundschaften.
Typische Elternsorgen bei Kinderfreundschaften
Das Thema Freundschaft ist im Erziehungsprozess in verschiedenen Altersstufen immer wieder wichtig. Eltern wissen um die positiven Auswirkungen, die der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen mit sich bringt. Sie unterstützen daher das Schließen von Freundschaften durch gegenseitige Besuche, die Teilnahme an Freizeitveranstaltungen oder das Feiern von Festen und Geburtstagen. Doch nicht alle Freundschaften eines Kindes stoßen auf Akzeptanz und Verständnis seiner Eltern. Nicht selten lenken und beeinflussen Eltern, mit wem sich ihr Kind trifft – obwohl der Einfluss der Eltern im Laufe der Pubertät immer mehr abnimmt. Sie möchten damit erreichen, dass Ihr Kind in der Freundschaft nicht ausgenutzt wird, nicht wegen materieller Güter einen Freund auswählt, Freunde aus dem gleichen sozialen Umfeld hat, in der Freundschaft weder unter- noch überfordert wird, keine negativen Eigenschaften übernimmt etc.
Freundschaften können von Eltern nur schwer gelenkt werden
Im Kindergarten mag es noch funktionieren, dass Eltern die Wahl eines Freundes beeinflussen – in der Schule klappt das kaum noch. Trotz der mitunter sicher berechtigten Sorge, eine Freundschaft könne sich negativ auf ihr Kind auswirken, nimmt der elterliche Einfluss mit dem zunehmenden Alter des Kindes stetig ab. Zu welchem Kind bzw. zu welcher Gruppe sich Sohn oder Tochter hingezogen fühlen, können Eltern nur noch indirekt steuern. Das ist auch gut so, denn jedes Kind muss seinen eigenen Weg finden. Das gilt auch bei Freundschaften. Dass eine Freundschaft kränkt, verletzt oder weh tut, gehört einfach dazu. Diese Erfahrungen bringen Ihr Kind weiter, wenn es sie sich bewusst macht und darüber nachdenkt. Dabei können Sie Ihrem Kind helfen.
So findet Ihr schüchternes Kind Freunde
Zurückhaltende oder schüchterne Kinder haben es viel schwerer, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften einzugehen. Oft wissen sie gar nicht, was sie machen sollen, um andere kennen zu lernen. Da hilft es sehr, schon zu Hause die nötigen Schritte einzuüben. Der richtige Umgang mit anderen Kindern ist nicht immer einfach und kann leicht trainiert werden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über den Ablauf eines Schultags und beleuchten Sie die einzelnen Situationen, in denen Freundschaften geschlossen werden können, einmal genau. Fragen Sie nach: „Wann hast du Zeit, ein anderes Kind anzusprechen?“
Mitten im Unterricht ist es sicher keine gute Idee, aber ein Schultag bietet viele andere Möglichkeiten. Auf welche kommt Ihr Kind von allein? in der Pause auf dem Schulhof vor dem Unterricht beim Warten auf eine Lehrerin im Klassenzimmer in der Frühstückspause im Klassenzimmer nach dem Unterricht im Sport, wenn Gruppen zusammengestellt werden bei der Gruppenarbeit im Unterricht auf dem Heimweg im Schulbus usw.
So geht’s: Schritt für Schritt zur neuen Freundschaft
- Überlegen Sie gemeinsam, mit welchen Mitschülern Ihr Kind eine Freundschaft haben möchte. Hier sollte es sich nicht auf eine Person versteifen, da die mögliche Enttäuschung sonst zu groß wäre.
- Überlegen Sie sich gemeinsam drei Situationen, in denen Ihr Kind den Klassenkameraden ansprechen kann.
- Üben Sie mindestens drei verschiedene Sätze ein, die Ihr Kind am nächsten oder übernächsten Tag anbringen könnte.
- Sprechen Sie am Nachmittag darüber, ob Ihr Kind seinen Plan umgesetzt hat. Falls nicht. Überlegen Sie gemeinsam, woran es gelegen hat. Räumen Sie dieses Problem aus dem Weg, und geben Sie dem nächsten Tag eine neue Chance.
- Unterstützen Sie Ihr Kind, indem es die Möglichkeit erhält, Klassenkameraden zu sich nach Hause einzuladen. Hilfreich ist es auch, wenn Sie Kontakt zu anderen Müttern aus der Klasse aufnehmen.
Führen Sie Gespräche über Freundschaften
Ohne ein bestimmtes Kind als Freund auszuschließen oder zu favorisieren, können Sie Ihrem Kind in Gesprächen Wesentliches über gute Freundschaften mitgeben. Ihr Kind kann dann anhand bestimmter Situationen oder Erlebnisse mit der Zeit selber immer besser einschätzen, ob eine Freundschaft ihm guttut oder nicht.
Freundschaften können Sie mit Ihrem Kind gemeinsam „checken“
Die Checkliste am Ende des Beitrags zeigt auf, was eine gute Freundschaft für ein Kind bedeutet. Besprechen Sie die einzelnen Punkte doch bei Gelegenheit mal mit Ihrem Kind. Jeden Freund oder jede Freundin können Sie anhand der sieben Punkte auf seine „Freundschaftsqualitäten“ abklopfen. Ohne Ihr Kind zu bevormunden oder ihm bestimmte Freundschaften zu „vermiesen“, können Sie so für mehr Transparenz sorgen. Davon kann nicht nur Ihr Kind, sondern auch Sie profitieren. Vielleicht verstehen Sie die eine oder andere Freundschaft Ihres Kindes dann viel besser.
Finden Sie gemeinsam Beispiele für das Verhalten in guten Freundschaften
Je konkreter Sie mit Ihrem Kind über Freunde sprechen, desto mehr kann es damit auch anfangen. Suchen Sie gemeinsam zu den sieben Punkten, die eine gute Freundschaft ausmachen, passende Beispiele aus dem Alltag Ihres Kindes. Ganz bestimmt findet Ihr Kind schon ein aktuelles Beispiel aus dem heutigen Schultag. Sprechen Sie über die Situationen, und drehen Sie den Spieß dann unbedingt auch um. Es geht ja nicht nur darum, gute Freunde zu finden, sondern auch darum, selbst ein guter Freund zu sein.
Bist du ein guter Freund?
Ist dein Freund gerne mit dir zusammen? Fühlt er sich wohl, wenn ihr etwas miteinander macht? Vertraut er dir, behältst du seine Geheimnisse für dich? Verzichtest du manchmal deinem Freund zuliebe auf etwas? Zeigt dein Freund dir seine echten Gefühle? Fragt dein Freund dich um Hilfe, wenn er etwas Neues ausprobieren möchte? Bist du für deinen Freund da, wenn er dich braucht? Besonders bei Streitigkeiten ist es hilfreich, sich klarzumachen, welchen Stellenwert die Freundschaft hat. So kann Ihr Kind selbst besser entscheiden, wie es sich verhält und ob die Freundschaft stark genug ist, eine solche Krise auszuhalten. Freundschaften unter Kindern können sehr langlebig sein, genauso können sie aber auch nach kurzer Zeit enden – beides ist völlig normal.
Streit in Freundschaften ist normal, tut Ihrem Kind aber trotzdem weh
Kinder streiten sich schneller und heftiger als Erwachsene, die Angelegenheit ist aber oft auch ebenso schnell wieder vergessen. Trotzdem können Auseinandersetzungen unter Kindern die Nerven aller Beteiligten ganz schön strapazieren.