10 Mythen rund ums Lernen: Irrtümer, die Sie getrost vergessen können
Wenn es um das Thema Lernen und Schule geht, scheint fast jeder ein Experte zu sein. Gute Ratschläge zu besseren Noten und einem modernen Bildungssystem sind ebenso häufig zu finden wie harsche Kritik an den deutschen Lehren. Dabei sind einige gut gemeinte Ratschläge nichts anderes als Irrwege, die Ihr Kind keinen Schritt weiterbringen. Die folgende Hitliste der aktuellen Mythen rund ums Lernen habe ich für Sie zusammengestellt.
- Fehleralarm
- 2. Mythos: „Erfahrene Lehrer sind die besten Pädagogen“
- 3. Mythos: „Lernen muss immer Spaß machen“
- 4. Mythos: „In kleinen Klassen lernt es sich besser“
- 5. Mythos: „Musizieren macht klug“
- 6. Mythos: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
- 7. Mythos: „Morgenstund hat Gold im Mund – auch in der Schule“
- 8. Mythos: „Jungen können besser rechnen als Mädchen“
- 9. Mythos: „Frontalunterricht ist überholt und bringt nichts“
- 10. Mythos: „Mädchen lernen besser ohne Jungen“
Fehleralarm
Ein hoher IQ bedeutet nicht unbedingt, dass sich die Begabung auf die schulischen Noten positiv auswirkt. Ein Anteil der (unerkannt) hochbegabten Kinder langweilt sich in der Schule so sehr, dass sie sich vollkommen verweigern und nicht (mehr) am Unterricht beteiligen. Andere haben Probleme mit Mitschülern und fühlen sich in der Klasse nicht wohl. Und eine dritte Gruppe ist zwar sehr intelligent, aber nicht bereit, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen. Nicht alle hochbegabten Kindern können daher ihr Potenzial ausschöpfen und in der Schule Topnoten bekommen.
2. Mythos: „Erfahrene Lehrer sind die besten Pädagogen“
Nicht die langjährige Erfahrung, sondern das persönliche Engagement und das Interesse am Beruf machen den guten Pädagogen aus. Wer jahrelang an veralteten Konzepten und Unterrichtsmethoden festhält, erreicht seine Schulklassen irgendwann nicht mehr. Lehrer müssen flexibel, neugierig, interessiert und engagiert sein, um Wissen zu vermitteln und ihre Schüler zu begeistern.
3. Mythos: „Lernen muss immer Spaß machen“
Wer ein Supersportler werden will oder ein brillanter Musiker, der weiß, dass damit harte Arbeit verbunden ist. Auch in der Schule gibt es Durststrecken, die überwunden werden wollen. Wer beispielsweise nicht immer wieder Vokabeln lernt, was zugegebenermaßen langweilig sein kann, kann sich in einer Fremdsprache nicht detailliert ausdrücken.
4. Mythos: „In kleinen Klassen lernt es sich besser“
Kleine Klassen haben sicherlich viele Vorteile, der Lernerfolg der Schüler gehört aber nicht dazu. Studien beweisen das Gegenteil. In großen Klassen bereiten Lehrer den Unterricht intensiver vor, sodass der Lernstoff strukturierter „durchgezogen“ werden kann. Davon profitieren die Schüler. Hier gilt natürlich, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
5. Mythos: „Musizieren macht klug“
Diese immer wieder gerne verbreitete These hat der Kognitionsforscher Ralph Schumacher im Auftrag des Berliner Bildungsministeriums überprüft und festgestellt: „Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Belege dafür, dass musikalisches Training ein besonders geeignetes Mittel ist, um Intelligenz in einem nennenswerten Umfang zu steigern.“ Trotzdem hat Musizieren positive Auswirkungen auf die Stimmung, es macht gute Laune. Den IQ hebt das Spielen eines Instruments aber nicht an.
6. Mythos: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
Menschen werden immer älter und müssen oft umlernen, beispielsweise beruflich, was ihnen auch gelingt. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich lernen Kinder sogar mühsamer als Erwachsene, weil sie weniger Vorwissen mitbringen. Hier ist der „Hans“ sogar im Vorteil.
7. Mythos: „Morgenstund hat Gold im Mund – auch in der Schule“
Aktuelle Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche früh am Morgen weniger leistungsfähig sind als am Vormittag. Besonders im Winter und bei langen Schulanfahrtswegen ist der Unterrichtsbeginn um 8 Uhr zu früh. In einigen Ländern, testweise auch in Teilen der USA, wurden daher die Schulbeginnzeiten nach hinten verschoben.
8. Mythos: „Jungen können besser rechnen als Mädchen“
Jungen und Mädchen sind im mathematischen Bereich gleich stark begabt, trotzdem bringen Jungen bessere Ergebnisse. Das liegt nicht an den mathematischen Fähigkeiten, sondern am Selbstverständnis. Mädchen glauben eher, Mathe wäre „nicht ihr Ding“. Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung trauen sie sich weniger zu und legen mehr Wert auf andere Lerninhalte. Da können Eltern gegensteuern, indem sie Mädchen mathematisch mehr fordern.
9. Mythos: „Frontalunterricht ist überholt und bringt nichts“
Guter Frontalunterricht nutzt allen Kindern, ebenso wie Gruppenarbeit. Die Mischung macht’s, wie so oft nicht nur in der Bildung. Dabei bedeutet Frontalunterricht allerdings nicht Lehrermonolog. Ohne die Schüler aktiv einzubeziehen ist ein solcher Unterricht tatsächlich wenig wirksam.
10. Mythos: „Mädchen lernen besser ohne Jungen“
Für diese These liefern Studien keinen Beleg, behauptet die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel. Vereinzelte Projekte zeigen zwar Leistungssprünge der Mädchen in gleichgeschlechtlichen Klassen und bestimmten Fächern (eben in den Naturwissenschaften), das kann aber auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein.