Volle Konzentration bitte: Aufmerksamkeit lässt sich trainieren!

Spätestens in der Schule wird von Ihrem Kind ein gewisses Maß an Konzentration verlangt. Aber schon im Kleinkindalter würde es ohne die nötige Konzentration und Ausdauer kein Spiel zu Ende bringen, weil es sich immer wieder etwas Neuem zuwendet. Mit unseren Tipps stärken Sie die Konzentration Ihres Kindes von klein auf. 

Inhaltsverzeichnis

Konzentration trainieren

Konzentration ist eine Fähigkeit, die Kindern zwar angeboren ist, doch wie intensiv und ausdauernd sie die Konzentration später auf eine Tätigkeit richten können, hängt entscheidend davon ab, wie die Konzentration im Kindesalter gefördert wird. Manche Kinder haben von klein auf ein gutes Maß an Konzentration und spielen schon mit zwei Jahren eine lange Zeit mit voller Aufmerksamkeit. Anderen Kindern wiederum fällt es schwer, die volle Konzentration länger als 10 Minuten auf ein Spielzeug oder Buch zu richten. Wenn Ihr Kind eher zur zweiten Sorte gehört, der es ein wenig an Konzentration mangelt, wird es von Ihrer geduldigen Förderung besonders profitieren.

Konzentration: Bitte nicht überfordern!

Verlangen Sie nicht zu viel von Ihrem Kind. Kindergartenkinder können ihre Konzentration entwicklungsbedingt meist maximal 15 bis 20 Minuten am Stück auf eine Sache lenken – das ist normal. Nur selten kommt es vor, dass sich ein Kind gar keine Konzentration aufweist. Meist ist es so, dass es sich in einigen Situationen recht gut konzentrieren kann, in anderen wiederum nur sehr begrenzt. Wenn Ihr Kind mit Feuereifer bei der Sache ist, wird es seine Konzentration länger darauf richten können als auf eine Tätigkeit, die es nicht interessiert. Viele Kinder, die einer Sache nicht aufmerksam folgen, sind daran einfach nicht genug interessiert und damit nicht motiviert. Deswegen kann sich Ihr Sohn z. B. alle Automarken merken, vergisst aber immer wieder, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen…

Auch Hilfe im Haushalt fördert Ausdauer und Konzentration

Um die Fähigkeit zur Konzentration bei Ihrem Kind zu fördern, müssen es keine speziellen Übungen sein, es reichen auch einfache Lernspiele. Beziehen Sie Ihr Kind einfach in Ihre täglichen Arbeiten mit ein. Es kann Ihnen z. B. beim Kochen helfen. Besonders eifrig wird es bei der Sache sein, wenn Sie etwas zubereiten, das es gerne isst.

Besprechen Sie als erstes mit Ihrem Kind, was alles zu tun ist und wobei es gerne helfen möchte. So kann es beispielsweise Obst und Gemüse waschen, größere Kinder können auch schon beim Schneiden helfen. Es kann Teig anrühren oder eine Pizza belegen. Klären Sie mit Ihrem Kind, wie viel Zeit dafür benötigt wird und machen Sie ihm diese mit einem Vergleich deutlich. Statt fünf Minuten sagen Sie besser „so lange wie das Sandmännchen dauert“ oder statt 20 Minuten „ungefähr so lange wie eine Seite deiner Märchenkassette“.

Will Ihr Kind aufhören, bevor die Arbeit erledigt ist, erinnern Sie es an Ihre Vereinbarung, dass es diese oder jene Aufgabe übernehmen wollte. Stellen Sie heraus, welch wertvolle Hilfe es Ihnen bis jetzt war und motivieren Sie es noch einmal, etwa mit der Aussicht, wie der Papa oder das Geschwisterkind staunen werden, wenn sie erfahren, dass Ihr Kind so tüchtig beim Kochen geholfen hat oder vielleicht sogar die Nachspeise alleine zubereitet hat.

Je länger Ihr Kind bei der Sache bleibt, umso besser. Erkennen Sie seine Bemühungen an! Danken Sie ihm auf jeden Fall für seine Hilfe – das macht stolz und motiviert. Notieren Sie sich die Zeit, die Ihr Kind bei der Sache bleiben konnte, und versuchen Sie diese beim nächsten Mal zu verlängern.

Kinder mit Problemen bei der Konzentration brauchen besonders viel Lob

Ist Ihr Kind ein kleiner „Schmetterling“, der von einer Aufgabe zur nächsten flattert und nicht bei der Sache bleiben kann? Dann benötigt es besonders kurze, überschaubare Aufgaben und eine Extra-Portion Zuwendung, wenn es ihm gelungen ist, seine Konzentration einmal länger auf etwas zu richten.

Bitten Sie Ihr Kind um die tägliche Erledigung einer kleinen Aufgabe, die ihm nicht allzu schwer fällt. Das könnte z. B. Blumen gießen, das Haustier füttern, ein Puzzle machen oder ein Bild malen sein. Hat es daran gedacht und seine Aufgabe erledigt, bekommt es einen Aufkleber, den Sie in einen selbst gestalteten Wochenplan oder in einen Kalender einkleben. Hat es mindestens an der Hälfte der Tage einen Punkt gesammelt, kann es diese am Ende der Woche gegen eine kleine Belohnung eintauschen, z. B. ein besonderes Spiel spielen, ein Eis essen gehen oder ein Päckchen Sammelbilder. Je mehr Punkte Ihr Kind gesammelt hat, desto größer fällt dann auch die Belohnung aus.

Die 10 goldenen Regeln für mehr Konzentration

  1. Schaffen Sie Umgebungsbedingungen, die Ihrem Kind helfen, sich zu konzentrieren. Lüften Sie im Kinderzimmer regelmäßig. Schalten Sie bewusst ablenkende Lärmquellen aus. Damit Ihr Kind seine gesamte Konzentration über einen längeren Zeitraum auf eine bestimmte Sache richten kann, braucht es Ruhe und so wenig Ablenkung wie möglich.
  2. „Verführen“ Sie Ihr Kind nicht durch ein übergroßes Spielzeugangebot, von einer Sache zur anderen zu springen. Besser ist weniger Spielzeug, dafür aber solches, das sich kreativ einsetzen und immer wieder neu kombinieren lässt.
  3. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genug trinkt. Ein Kindergartenkind sollte möglichst einen Liter Wasser, Tee oder Saftschorle pro Tag trinken. Leidet das Gehirn unter einem Flüssigkeitsmangel, schränkt das die Fähigkeit zur Konzentration ein.
  4. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich täglich an der frischen Luft bewegt. Lassen sie es draußen toben und spielen. Kinder, die körperlich nicht ausgelastet sind, werden leicht „zappelig“. Bewegung fördert die Durchblutung, erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut und erhöht damit die Fähigkeit zur Konzentration.
  5. Unterbrechen Sie Ihr Kind nicht, wenn es gerade in ein Spiel versunken ist. Alles, was sich verschieben lässt, sollte jetzt besser warten. Ist eine Unterbrechung wirklich dringend nötig, sollten Sie ihm schon einige Minuten vorher ankündigen, dass es nun „zu Ende“ spielen sollte. So hat es genug Zeit, sich von seinem Spiel zu lösen.
  1. Lesen Sie Ihrem Kind regelmäßig vor. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, seine Fähigkeit zur Konzentration zu fördern.
  2. Gewöhnen Sie Ihr Kind von Anfang an daran, seine Konzentration nur auf eine Sache zu richten: entweder malen oder Musik hören, entweder spielen oder fernsehen. Ständiges „Gedudel“ aus dem Hintergrund ist Gift für die Konzentration!
  3. Setzen Sie sich unter der Woche jeden Tag einige Minuten mit Ihrem Kind zusammen und sprechen Sie mit ihm darüber, was es im Kindergarten erlebt hat.
  4. Üben Sie mit Ihrem Kind, eine angefangene Sache zu beenden. Wenn Sie zusammen ein Bilderbuch ansehen, sollten Sie es erst weglegen, wenn Sie am Ende der Geschichte angekommen sind. Malt Ihr Kind ein Bild und möchte aufhören, bevor es fertig ist, können Sie interessiert nachfragen, was denn die Figur auf dem Bild macht oder anhat, um Ihr Kind zum weitermalen zu motivieren.
  5. Seien Sie Ihrem Kind ein gutes Vorbild. Zeigen Sie ihm z. B., dass Sie nicht abgelenkt werden möchten, wenn Sie ein Buch lesen. Stellen Sie dann bewusst Musik oder den Fernseher aus und erklären Sie ihm, dass Sie das stört und ablenkt. Lassen Sie sich nicht ständig unterbrechen, wenn Sie einen Brief oder die Einkaufsliste schreiben – notfalls muss Ihr Kind mit seinen Wünschen ein wenig warten, weil Sie nicht zwischendurch aufspringen wollen. So erlebt Ihr Kind hautnah, was Konzentration bedeutet.
Mein Tipp
Dem „Nebenbei-Fernsehen“ können Sie vorbeugen und gleichzeitig die Konzentration Ihres Kindes fördern, wenn Sie es zum „Schau-genau-Spiel“ einladen. Sehen Sie sich eine Sendung gemeinsam an und ermuntern Sie Ihr Kind, genau hinzusehen. Wer weiß nach der Sendung noch, welche Farbe die Hose des Hauptdarstellers hatte? Was gab es im Film zum Mittagessen?
Zum Weiterlesen
So lernt mein Kind sich konzentrieren“ von Uta Reimann-Höhn (Herder 2006; 95 Seiten; 7,90 €); „So fällt´s leichter! Konzentrationsübungen“ von Birgit Hock (Klett 2005; 63 Seiten; 6,95 €)