So lernt Ihr Kind am besten: Lernstrategien kombinieren

Auch wenn bei Ihrem Kind ein Lerntyp besonders stark ausgebildet ist, bedeutet das nicht, dass Ihr Kind beim Lernen nur noch Strategien für diesen Lerntyp einsetzen soll. Einerseits ist es wichtig, dass es auch seine anderen Wahrnehmungskanäle trainiert, andererseits kann das menschliche Gedächtnis Informationen gerade dann am besten speichern, wenn es sich diese auf viele unterschiedliche Arten aneignen kann. 

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Möglichst viele Lernstrategien einsetzen!

Am effektivsten ist es also, wenn Ihr Kind (unabhängig von seinem Lerntyp) möglichst viele Strategien beim Lernen einsetzt. Dieses Annahme liegt auch vielen Lernspielen zugrunde. Je unterschiedlicher es sich den Lernstoff aneignet, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten des Erinnerns und Behaltens. Der Lernerfolg ist deutlich größer, je mehr Sinneskanäle am Lernprozess beteiligt sind. Die folgende Abbildung verdeutlicht das:

Die kleine Statistik nach Roland Spinola bildet die durchschnittliche Behaltensleistung von Menschen ab. Da die deutsche Bevölkerung durchschnittlich weniger Bücher, Zeitungen, etc. liest, als Schüler dies durchschnittlich tun, liegt die Behaltensleistung beim Lesen hier deutlich an letzter Stelle. Interessant ist, dass die Merkfähigkeit insgesamt aber deutlich zunimmt, sobald nicht nur ein Wahrnehmungskanal allein beim Lernen genutzt wird. Werden nur zwei Wahrnehmungskanäle (hier: Hören und Sehen) miteinander kombiniert, steigt die durchschnittliche Behaltensleistung bereits auf 50 Prozent, was besonders für Kinder mit einer Lernstörung ein möglicher Ansatz sein kann!

Das geht immer: Den Lernstoff mit eigenen Worten wiedergeben!

Die wahrscheinlich simpelste und zugleich effektivste Art zu lernen ist, den Lernstoff mit eigenen Worten wiederzugeben – auch das zeigt Spinolas Statistik. Simpel ist hier allerdings nicht im Sinne von „besonders einfach“ gemeint, denn leicht ist diese Art des Lernens nicht unbedingt – aber sehr wirkungsvoll! Erst wenn Ihr Kind in der Lage ist, etwa die Abläufe der Französischen Revolution mit eigenen Formulierungen (nicht denen des Buches!) flüssig zu erklären, dabei nichts Wichtiges vergisst und auf Nachfragen richtig antworten kann, hat es bereits 70 Prozent des Lernstoffs im Langzeitgedächtnis sicher gespeichert. Neben der hohen Behaltensleistung hat das Wiedergeben, Erzählen und Erklären des Lernstoffs zudem noch einige weitere Vorteile:

  • Ihr Kind erkennt sofort, wo noch inhaltliche Wissens- und Verständnislücken geschlossen werden müssen.
  • Ihr Kind trainiert sein Ausdrucksvermögen und eignet sich aktiv Fachvokabular an.
  • Ihr Kind hat sich den Lernstoff inhaltlich wirklich angeeignet (nicht nur gelesen und „passiv“ abgespeichert) und ist so auch in einer Prüfungssituation in der Lage, mit dem Lernstoff „aktiv“ zu arbeiten.

Diese effektive Art zu lernen funktioniert mit jedem Lernstoff! Dabei kann sich Ihr Kind sowohl selbst die jeweiligen Lerninhalte laut erzählen (z. B. Inhalt, Charaktere, Deutung von Theodor Fontanes „Der Schimmelreiter“) als auch einer anderen Person erklären (z. B. den Gebrauch der binomischen Formeln in Mathematik). Vor allem wenn es um das Abwägen und Verstehen von Argumenten geht, ist es natürlich sinnvoller und macht auch mehr Spaß, wenn Ihr Kind mit Ihnen diskutieren kann (etwa: Was spricht für den Bau des riesigen Staudamms in Nord-Brasilien? Was spricht dagegen? Welche Interessen sind hier im Spiel?).