Lernen nach Lerntyp: Mit welchem Sinneskanal Ihr Kind am besten lernt

Anna liebt Grafiken und Mindmaps. Paul hört lieber zu, was der Lehrer erklärt. Jeder Mensch lernt anders. Zu wissen, zu welchem Lerntyp man selbst gehört, hat viele Vorteile. Wie Sie feststellen können, mit welchem Sinneskanal Ihr Kind am besten lernt, erfahren Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Jedes Kind lernt anders

Zunächst müssen Sie sich mit der Bedienung vertraut machen. Was tun Sie? Lesen Sie sich die Bedienungsanleitung durch? Lassen Sie sich das Handy von Ihrem Partner oder Ihrem großen Kind erklären? Oder probieren Sie einfach so lange alle Funktionen aus, bis Sie selbst herausgefunden haben, wie es geht? Die Art, wie wir an Probleme und Aufgaben herangehen, sagt viel darüber aus, wie unser Gehirn arbeitet und wie wir am besten lernen.

Grundsätzlich nutzen wir Menschen alle Sinneskanäle, um unsere Welt wahrzunehmen und einzuordnen. Ab dem Alter von ungefähr elf Jahren bevorzugen wir 2 jedoch einen (oder zwei) „Lieblingskanäle“. Das, was wir über diese(n) bevorzugten Kanal (Kanäle) aufnehmen, gelangt auf dem schnellsten Weg ins Langzeitgedächtnis. Jeder Mensch lernt daher auf seine ganz individuelle Art und Weise.

Entsprechend dieser „Lieblingskanäle“ unterscheidet man drei Lerntypen:

  • 1. Visueller Typ: Kinder mit diesem Lieblingskanal lernen am besten durch das Sehen. Sie müssen alles, was sie lernen, vor Augen haben. Dabei helfen ihnen Grafiken, Tabellen, Zeichnungen, Bilder und Visualisierungen jeglicher Art.
  • 2. Auditiver Typ: Kinder dieses Typs lernen am besten durch Hören und Sprechen. Ihnen hilft es, wenn ihnen jemand den Lernstoff erklärt oder wenn sie selbst anderen etwas erklären können.
  • 3. Kinästhetischer Typ: Diese Kinder müssen Dinge anfassen („be-greifen“), ausprobieren, bearbeiten und erfühlen („Learning by doing“). Auch Bewegung beim Lernen ist ihnen wichtig.

Test: Welcher Lerntyp ist mein Kind?

Möchten Sie wissen, wie Sie Ihr Kind am besten beim Lernen unterstützen können? Mit welchen Lernmethoden Ihr Kind am besten lernen kann? Dann sollten Sie zunächst den Lerntyp Ihres Kindes herausfinden.Eine einfache Methode hierfür ist die Beobachtung der Augenbewegungen.Wo schaut Ihr Kind hin, wenn es spricht, nachdenkt oder Ihnen zuhört? Je nachdem, in welchem Wahrnehmungsbereich es sich befindet, bewegen sich seine Augen in die entsprechende Richtung.

  • Beispiel: Schaut es vor allem nach oben, muss das nicht bedeuten, dass es unaufmerksam ist. Es erinnert sich vielleicht gerade an Bilder, die es mit dem von Ihnen Erzählten in Verbindung bringt.
  • So geht’s: Um den Lieblingskanal Ihres Kindes herauszufinden, stellen Sie ihm am besten einige einfache Fragen, z. B. „Was habt Ihr heute in Mathe gemacht?“, „Was hast du heute Nachmittag gespielt?“ oder „Was hat dein Lehrer heute gemacht, als er in die Klasse kam?“ Achten Sie genau auf die Augenbewegungen Ihres Kindes, bevor es antwortet.

Was die Augen über den Lerntyp Ihres Kindes verraten

AugenbewegungBedeutungLerntyp
rechts obenvisuell konstruierte Bilder:

Bilder, die die es noch nie gegeben hat
visueller Typ
links obenvisuell erinnerte Bilder:

Bilder die es aus der Vergangenheit kennt
visueller Typ
Mitte rechtskonstruierte Klänge, Worte und Geräusche,

die es bisher noch nicht gehört hat
auditiver Typ
Mitte linkserinnerte Klänge, Worte und Geräusche,

die es aus der Vergangenheit kennt
auditiver Typ
unten rechtsGefühle und Körpererinnerungenkinästhetischer Typ
unten linksinnere Dialoge

kinästhetischer Typ

Wenn Sie herausgefunden haben, zu welchem Lerntyp Ihr Kind gehört, können Sie ihm mit den folgenden Tipps beim Lernen helfen.

Die besten Lernstrategien für jeden Lerntyp

Lerntyp: Visueller Typ

  • Lerntipp 1: Hänge eine große Pinnwand an deinem Schreibtisch auf. Hier kannst du Grammatik-Regeln, Mathe-Formeln oder Geschichtsdaten anpinnen. Bastele ein großes Poster mit einer Zusammenfassung des Lernstoffs und hänge es da auf, wo du besonders häufig bist (z. B. im Badezimmer).
  • Lerntipp 2: Gestalte deinen Schreibtisch so, dass du gerne darauf schaust, und sorge dafür, dass er aufgeräumt ist, wenn du arbeiten möchtest. Stell deinen Schreibtisch nicht an einen Ort, wo es viel zu sehen gibt (z. B. am Fenster).
  • Lerntipp 3: Suche in Büchern und im Internet nach Bildern, Diagrammen und Videos (YouTube) zu deinem Lernthema.
  • Lerntipp 4: Mache dir Listen mit dem, was du an einem Tag lernen musst. So kannst du abhaken oder durchstreichen, was du geschafft hast.
  • Lernhilfen für zu Hause: Bücher, Skizzen, Mindmaps, Videos, Lernkarteien, Plakate bunte Textmarker in verschiedenen Farben

Lerntyp: Auditiver Typ

  • Lerntipp 1: Was du im Stillen liest, bleibt bei dir nicht so gut hängen. Lies dir deshalb die Texte laut vor!
  • Lerntipp 2: Mach aus deinen Hausaufgaben einen kleinen Vortrag, und erkläre den Stoff dir selbst vor dem Spiegel oder deinen Eltern.
  • Lerntipp 3: Besorge dir Hörbücher zu dem jeweiligen Thema. Besonders gut ist es auch, wenn du den Stoff selbst mit einem Mikrofon aufnimmst und dir anschließend anhörst.
  • Lerntipp 4: Dein Gehirn reagiert besonders anfällig auf störende Geräusche. Sorge deshalb für Ruhe, wenn du lernen möchtest, und lass am besten auch die Musik beim Lernen aus.
  • Lernhilfen für zu Hause: Hörbücher, Lern-CDs, Diskussionen, Lerngruppen, Frage-Antwort-Spiele

Lerntyp: Kinästhetischer Lerntyp

  • Lerntipp 1: Besorge oder bastele dir Lernmaterialien zum Anfassen. Das können z. B. Experimentierkästen oder Modelle sein. Auch Scrabble-Steine sind für dich gut geeignet, um Grammatik, Vokabeln oder Rechtschreibung zu lernen.
  • Lerntipp 2: Bewege dich beim Lernen! Laufe im Zimmer auf und ab, während du den Lernstoff wiederholst. Ergänze den Lernstoff durch Gesten und Mimik. Oder gib einfach deinen Fingern etwas zu tun, z. B. indem du einen Stift zwischen den Fingern drehst oder nebenher mit einem Ball spielst.
  • Lernhilfen für zu Haus: Bewegungen, Nachmachen, Gruppenaktivitäten, Rollenspiele