Unterrichtsprotokolle richtig schreiben
Das Schreiben von Protokollen lernt Ihr Kind im Deutschunterricht der Mittelstufe, aber auch im naturwissenschaftlichen Unterricht in Form von Versuchsprotokollen. Kaum eine Arbeitstechnik, findet anschließend in so vielen anderen Schulfächern Anwendung wie das Protokollieren. Auch später während des Studiums, einer Ausbildung oder auch danach im Beruf, ist das Schreiben von Protokollen eine übliche Praxis, um z.B. Gesprächsverläufe und Diskussionsergebnisse schriftlich zu fixieren. Es lohnt sich also für Ihr Kind bei diesem Thema gut aufzupassen und sich die folgenden Regeln zum Verfassen von Unterrichtsprotokollen gut einzuprägen.
- Protokoll
- Wichtige Grundlage des Protokolls – eine gute Mitschrift
- Unser Rat: Unbedingt Nachfragen und Vergewissern
- Verschiedene Arten von Protokollen
- Gliederung des Unterrichtsprotokolls
- Die inhaltliche Strukturierung nach TOPs
- Nicht vergessen: Zusätzliches Material
- Sprachliche Gestaltung des Unterrichtsprotokolls
- Checkliste zum Anfertigen eines Unterrichtsprotokolls
- Beispiel für ein Unterrichtsprotokoll
Protokoll
Im Schulunterricht werden Protokolle meist entweder in kleinen Gruppen (z.B. Versuchsprotokoll in Chemie oder Physik) angefertigt oder der Reihe nach, so dass jeder Schüler in einer bestimmten Stunde einmal dran ist (z.B. in Politik oder Ethik).
Wichtige Grundlage des Protokolls – eine gute Mitschrift
Ist Ihr Kind an der Reihe, ist in dieser Stunde nun seine ganze Aufmerksamkeit gefordert, denn die Basis seines späteren Stunden- oder Unterrichtsprotokolls sind seine Notizen und Mitschriften. Damit Ihr Kind dabei den Überblick behält, können folgende Punkte das Mitschreiben erleichtern:
- Fach, Datum und Thema der Stunde aufschreiben
- Seitenzahlen von Büchern vermerken
- Stichwörter, Schlüsselwörter oder kurze Formulierungen statt ganzer Sätze
Ordnung und Übersichtlichkeit ist beim Erstellen der Mitschrift wichtig, damit Ihr Kind später gut mit seinen Aufzeichnungen arbeitet. Dazu sollte es beim Mitschreiben immer Platz für Zwischenüberschriften lassen, mit Farben und Lineal arbeiten und einen breiten Rand für Fragen und wichtige Symbole lassen. Solche Symbole könnten z.B. sein:
!, !! wichtig bzw. sehr wichtig
?, ?? unklar bzw. überhaupt nicht verstanden
Bsp. Beispiel
Def. Definition
Disk. Diskussion
Erg. Ergebnis
Tafel Tafelanschrieb
Diktat Lehrerdiktat
HA Hausaufgabe etc.
Unser Rat: Unbedingt Nachfragen und Vergewissern
Wenn Ihr Kind beim Mitschreiben Schwierigkeiten bekommt, z.B. weil es mit dem Notieren nicht so schnell nachkommt oder aber, weil es bestimmte Unterrichtsinhalte nicht verstanden hat, dann sollte es unbedingt sofort oder am Ende der Stunde nachfragen. Am sichersten ist, wenn Ihr Kind sich direkt in die Situation einklinkt und klärt, ob es z.B. den letzten Beitrag eines Mitschülers auch vollständig mitbekommen oder die Erklärung des Lehrers wirklich richtig verstanden hat. Ist das nicht möglich, dass sollte Ihr Kind spätestens am Stundenende darum bitten, dass es diese Fragen noch klären kann – ansonsten wird das Protokoll lücken- oder fehlerhaft.
Verschiedene Arten von Protokollen
Üblicherweise werden folgende Arten von Protokollen unterschieden:
1. Das Verlaufsprotokoll
Im Verlaufsprotokoll wird der tatsächliche Gesprächsverlauf einer Besprechung festgehalten. Das heißt, die einzelnen Beiträge der Teilnehmer werden in zeitlich richtiger Reihenfolge inklusive aller Wiederholungen, Gedankensprünge, Abschweifungen, Ergebnisse und Beschlüsse wiedergegeben. Das Verlaufsprotokoll ist also nicht unbedingt inhaltlich gegliedert. Verlaufsprotokolle werden bei Gerichtsverhandlungen, Konferenzen oder Sitzungen (z.B. SV-Sitzungen) angefertigt. Protokolle von Bundestagssitzungen dokumentieren deren Verlauf sogar wörtlich.
2. Das Ergebnisprotokoll
Im Unterschied zum Verlaufsprotokoll muss sich Ihr Kind beim Schreiben eines Ergebnisprotokolls nur auf die wichtigen Ergebnisse oder Beschlüsse der Besprechung konzentrieren. Anhand seiner Mitschriften kann Ihr Kind die Redebeiträge nach Themen ordnen und gleiche Beiträge zusammenfassen. Unwichtiges kann es weglassen, muss dabei aber aufpassen, dass es die Beiträge dadurch nicht wertet. Auch Ergebnisprotokolle können von Konferenzen und Sitzungen angefertigt werden, wenn sich zuvor auf diese Art des Protokolls geeinigt wurde. Ergebnisprotokolle sind in der Regel weniger zeitaufwendig.
3. Das Unterrichtsprotokoll – eine Mischform
Das Unterrichtsprotokoll – also die Art des Protokolls, die Ihr Kind vermutlich am häufigsten für die Schule schreiben muss – ist eine Mischform aus Verlaufs- und Ergebnisprotokoll. Einerseits müssen in einem Unterrichtsprotokoll die Ergebnisse der Stunde aufgeführt werden, andererseits soll aber auch gezeigt werden, wie die Klasse zu diesen Ergebnissen gekommen ist. Ihr Kind muss im Protokoll also auch dokumentieren in welcher Reihenfolge und auf welche Weise z.B. Diskussionsbeiträge, das Vortragen von Hausaufgaben, Tafelbilder, Textarbeiten, Versuche etc. zu den jeweiligen Ergebnissen geführt haben. Hinzu kommt, dass je nach Unterrichtsfach und Stundenverlauf, das Protokoll entweder mehr einem Verlaufsprotokoll (z.B. bei Diskussionen in Geschichte, Politik oder Sprachen) oder mehr einem Ergebnisprotokoll (z.B. bei Stunden in den Naturwissenschaften) ähneln kann.
In den Naturwissenschaften gibt es außerdem – wie bereits angedeutet – die besondere Form des Versuchsprotokolls, das ebenfalls eine Mischung aus Verlaufs- und Ergebnisprotokoll ist. Versuchsprotokolle enthalten in nachstehender Reihenfolge:
· die Aufgabenstellung (z.B.: Verschwinden Farben im Dunklen?),
· eine evtl. Vermutung bzw. Hypothese (z.B.: Farben kann man nur im Hellen sehen?),
· alle verwendeten Geräte und Hilfsmittel (z.B.: vier Schalen, je 10 gleiche Spielfiguren in vier verschiedenen Farben, ein Zimmer mit Verdunkelung, Stoppuhr, einen Helfer…),
· den Aufbau und genauen Ablauf des Versuchs (z.B.: 1. Mischen und Verteilen der Spielfiguren auf einem Tisch, nun stoppt der Helfer, wie lange es dauert, die Figuren nach Farben sortiert in die Schalen zu legen. 2. Das Zimmer wird (fast) verdunkelt, die Figuren werden erneut gemischt und verteilt, der Helfer stoppt, wie lange es nun dauert, die Figuren im Dunklen richtig in die Schalen einzusortieren…)
· sowie Auswertung und Ergebnis (z.B.: Das Sortieren der Spielfiguren nach Farben fällt im Dunklen viel schwerer und dauert daher auch länger, außerdem passieren dabei Fehler. Zum Farbensehen brauchen Menschen also viel Licht!)
Gliederung des Unterrichtsprotokolls
Die Formalitäten
Jedes Unterrichtsprotokoll sollte beginnen mit Angaben über
· die Zeit (Datum, sowie Uhrzeit bzw. Anfang und Ende der Stunde),
· den Ort (Adresse, Gebäude, Klassenraum etc.),
· den Anlass bzw. das Unterrichtsfach und Thema der Stunde (z.B. Klassenkonferenz, Thema: Beitrag der Klasse 8b zum Schulfest; oder Fach Geschichte, Thema: „Abschließender Überblick zur Unterrichtseinheit ‚Französische Revolution‘“),
· den Teilnehmern (z.B. Deutschlehrer Herr Rausch, Klasse 8b: Vollständig? Wer fehlt entschuldigt? Wer fehlt unentschuldigt?)
· den Protokollanten (Name, evtl. Klasse)
· Unter das fertige Protokoll gehört schließlich noch die Unterschrift des Protokollanten!
Die inhaltliche Strukturierung nach TOPs
Um gleichzeitig wichtige Ergebnisse festhalten, aber auch aufzeigen zu können, wie die Klasse zu diesen Ergebnissen gekommen ist, arbeitet Ihr Kind am besten mit sogenannten TOPs. Damit sind die verschiedene Themenschwerpunkte oder auch Gliederungspunkte der Unterrichtsstunde gemeint. Die TOPs können unterschiedlicher Art sein, z.B.:
TOP 1:
Ein Vorschlag: Tim Jansen macht den Vorschlag, dass die Klasse 8b am Schulfest das Grillen und den Getränkeverkauf übernehmen könnte…
TOP 2:
Die Hausaufgabenbesprechung: Die Hausaufgabe, das Verfassen eines Ergebnisprotokolls, wird anhand einer Musterlösung (siehe Anlage 2) besprochen…
TOP 3:
Wichtige Termine: Die nächste Klassenarbeit in Deutsch wird ein Unterrichtsprotokoll sein. Sie wird am 04. 05. in der 3. und 4. Stunde geschrieben.
TOP 4:
Unterrichtsinhalte und -abläufe: Die Geschichtslehrerin, Frau Schreiber, schreibt das Thema „Französische Revolution“ an die Tafel und bittet die Schüler in Partnerarbeit eine Überblicks-Mindmap zu diesem Thema zu entwerfen.
Zu den jeweiligen TOPs kann Ihr Kind dann wichtige Arbeitsschritte, Fragestellungen, Teil- und Endergebnisse, Beschlüsse etc. anführen.
Nicht vergessen: Zusätzliches Material
Außerdem muss Ihr Kind im Unterrichtsprotokoll vermerken, welche Arbeits- und Anschauungsmaterialien in der Unterrichtsstunde verwendet wurden. Diese Materialien müssen dem Protokoll als Anlagen im Anhang zugefügt werden, z.B.:
Anlage 1:
Tafelbild von fertiger Mind Map „Überblick zum Ablauf der Französischen Revolution“
Anlage 2:
Musterlösung für das Verfassen eines Ergebnisprotokolls
Anlage 3:
Abbildung 4, Seite 66 im Geschichtsbuch: „Geschichte aktuell…“
Sprachliche Gestaltung des Unterrichtsprotokolls
Da das Protokoll eine Form des Berichts ist, werden ihrem Kind einige der folgenden sprachlich-stilistischen Vorgaben für Protokolle bereits bekannt vorkommen:
· Die Zeitform ist das Präsens (z.B.: Frau Schreiber sammelt die wichtigsten Stationen zum Ablauf der Französischen Revolution an der Tafel.)
· Redebeiträge werden in indirekter Rede verfasst (z.B.: Natalie Krämer ist der Meinung, dass eine andere Klasse den Getränkeverkauf übernehmen solle.)
· Beschlüsse oder wichtige Anträge können auch in wörtlicher Rede, also als Zitate, wiedergegeben werden (z.B.: Die Klasse 8b beschließt mehrheitlich: „Wir übernehmen beim Schulfest das Grillen und den Getränkeverkauf!“)
· Die Ausführungen sollen knapp und sachlich-distanziert gehalten werden (Das heißt: kurze Sätze, keine eigene Meinung etc.)
Mit Hilfe der folgenden Checkliste kann Ihr Kind beim Ausfüllen überprüfen, ob es alle formalen, inhaltlichen und sprachlichen Anforderungen für ein Unterrichtsprotokoll erfüllt hat:
Checkliste zum Anfertigen eines Unterrichtsprotokolls
Formale Kriterien
Zeit: Datum, Uhrzeit Anfang und Ende der Stunde
Ort: Adresse, Gebäude, Klassenraum
Thema der Stunde, Anlass
Teilnehmer: Vollständig, Wer fehlt entschuldigt? Wer fehlt unentschuldigt?
Protokollant: Name, evtl. Klasse
Unterschrift des Protokollanten
Inhaltliche Kriterien
Bezeichnung TOP 1: Arbeitsschritte, Fragestellung, Teil- oder Endergebnis, Beschluss
Anlagen: Tafelbild, Seite im Buch, Handout etc.
Bezeichnung TOP 2: Arbeitsschritte, Fragestellung, Teil- oder Endergebnis, Beschluss
Anlagen: Tafelbild, Seite im Buch, Handout etc.
Bezeichnung TOP 3: Arbeitsschritte, Fragestellung, Teil- oder Endergebnis, Beschluss
Anlagen: Tafelbild, Seite im Buch, Handout etc.
Bezeichnung TOP 4: Arbeitsschritte, Fragestellung, Teil- oder Endergebnis, Beschluss
Anlagen: Tafelbild, Seite im Buch, Handout etc.
Sprachliche Kriterien
Zeitform Präsens
Redebeiträge in indirekter Rede
Beschlüsse, Anträge in wörtlicher Rede/ als Zitate
Kurze Sätze, sachlich-distanziert
Beispiel für ein Unterrichtsprotokoll
So könnte ein fertiges Unterrichtsprotokoll aussehen. Die verschiedenen TOPs sind nur skizziert:
Martin-Luther-Gymnasium, Neustadt Schuljahr 2016/17
Unterrichtsprotokoll
über die Deutschstunde in Klasse 8b
am 24. Januar 2017
Ort: Klassenzimmer der Klasse 8b (C 309)
Zeit: 11.45 Uhr – 12.30 Uhr (5. Stunde)
Anwesend: Herr Rausch (Klassenleiter und Deutschlehrer) und 21 Schüler/innen (siehe Anwesenheitsliste)
Abwesend: Emilia Becker (entschuldigt)
Protokollant: Jonas Büchner
Tagesordnung:
1. Rückblick auf den Theaterworkshop
2. Besprechung der Hausaufgaben
3. Ankündigung der nächsten Deutscharbeit
4. Interpretation der Kurzgeschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha
5. Verschiedenes
Zu TOP 1:
Insgesamt wertet die Klasse den einwöchigen Theaterworkshop als positive Erfahrung und die abschließende Aufführung als Erfolg. Nikolas Jost lobt vor allem die Geduld und Freundlichkeit der beiden leitenden Theaterpädagogen. Mit der Veröffentlichung des Videos von der Theateraufführung auf der Internetseite der Schule ist die Klasse einverstanden. Tom Regel macht den Vorschlag, dass…
Zu TOP 2:
Die Hausaufgabe, Verfassen eines Unterrichtsprotokolls zur letzten Deutschstunde, wird von Melanie Schäfer und Rebecca Jung vorgelesen. Anschließend werden diese beiden Beispiele von der Klasse bewertet und dann anhand einer Musterlösung überprüft. Wer die Hausaufgaben nicht hatte…
Zu TOP 3:
Die zweite Deutscharbeit in diesem Halbjahr wird ein Unterrichtsprotokoll. Sie wird am Freitag, den 04. Mai 2012 in der 3. Und 4. Stunde geschrieben. Zunächst wird ca. 30 Minuten lang Unterricht stattfinden, in den folgenden 60 Minuten soll das Protokoll verfasst werden. Herr Rausch weist darauf hin, dass er…
Zu TOP 4:
Herr Rausch teilt als Kopie einen Abschnitt (bis Zeile 26) der Kurzgeschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha aus. Zunächst wird dieser Abschnitt von Jonathan Hesse vorgelesen. Anschließend schreibt Herr Rausch den Namen „Redluff“ und ein Fragezeichen an die Tafel. Er fordert die Schüler auf…
Zu TOP 5:
Die Klassensprecherin Jasmin Walther, erinnert die Klasse an das bevorstehende Schulfest. Sie bittet Herrn Rausch, in der nächsten Deutschstunde gemeinsam den Beitrag der Klasse zu diesem Fest diskutieren zu können. Herr Rausch…
Hier eine Unterschrift
Jonas Büchner
(Protokollant)