Erlebniserzählung schreiben: Auf diese Punkte kommt es an

Können Sie sich auch noch daran erinnern, wie Sie alljährlich nach den Sommerferien einen Aufsatz über Ihre Urlaubserlebnisse verfassen mussten? Dieser klassische Aufsatz als Erlebniserzählung ist eine interessante Möglichkeit, anhand eigener Erfahrungen und vielleicht erlebter Abenteuer das Schreiben zu trainieren. 

Inhaltsverzeichnis

Erlebniserzählung üben

"Was habt ihr in den Sommerferien erlebt? Schreibt doch darüber als Hausaufgabe eine Erlebniserzählung!", könnte die Lehrerin nach den Ferien zu ihrer Klasse sagen. Sommerferien, das bedeutet Abenteuer, fremde Länder und unbekannte Städte, aufregende Campingplätze oder unbekannte Hotelzimmer sowie fast immer neue Bekanntschaften mit anderen Familien und deren Kindern, die man in einer Erlebniserzählung als Aufsatz festhalten kann. Da ist es gar nicht so einfach für Ihr Kind, sich für ein Erlebnis zu entscheiden, über das es schreiben möchte. Aus diesem Grund geschieht es häufiger, dass in einem Erlebniserzählung verschiedene Begebenheiten beschrieben und miteinander vermischt werden. Doch Achtung! Die erste Regel bei solch einem Aufsatz ist, sich auf ein einziges Erlebnis zu beschränken. Dies kann dann jedoch ruhig ausführlich in der Erlebniserzählung beschrieben werden.

Welches Erlebnis soll in der Erlebniserzählung beschrieben werden?

Mein Tipp für eine Erlebniserzählung:
Üben Sie mit Ihrem Kind das Sprechen und Erzählen in der Vergangenheit, wie es bei einer Erlebniserzählung in der Schule gefordert wird. Geben Sie ihm Sätze in der Gegenwart vor und lassen Sie es diese Sätze für die Erlebniserzählung in die Vergangenheitsform umwandeln. Trainieren Sie auch die umgekehrte Reihenfolge. Erst soll Ihr Kind ein Erlebnis in der Vergangenheit schildern und dann dasselbe Erlebnis noch einmal in der Gegenwartsform erzählen.

Die Beschränkung auf ein Thema in der Erlebniserzählung fällt manchen Kindern gar nicht leicht, weil sie so viel in ihrem Aufsatz zu erzählen haben. Andere hingegen überlegen lange, bis ihnen überhaupt etwas einfällt, was sie zu Papier bringen können. Beide können mit den folgenden Fragen für die Erlebniserzählung als Aufsatz weiterkommen.

  • Was fällt mir zuallererst ein, wenn ich an den Urlaub denke?
  • Gab es eine Situation, die mir besonders viel Spaß gemacht hat?
  • Gab es eine Situation, in der ich Angst hatte?
  • Was habe ich zu Hause meinen Großeltern oder meinen Freunden direkt vom Urlaub erzählt?
  • Welches Andenken habe ich aus dem Urlaub mitgebracht und warum gerade dieses?

In der Regel wird den Kindern dann auch schnell etwas einfallen, über das sie in der Erlebniserzählung schreiben können.

Für die Erlebniserzählung bei der Wahrheit bleiben

Eine Erlebniserzählung sollte glaubhaft sein und nicht übertreiben. Natürlich macht es viel mehr Spaß, den entlaufenen Hund aus den Händen böser Verbrecher befreit, als ihn drei Zelte weiter bei einer netten Familie wiedergefunden zu haben, die ihn mit Fleischwurst gefüttert hat. Doch das ist nicht der Sinn der Übung. Erfindungen, Einbildung und Ausschmückungen gehören nicht in die Erlebniserzählung! Wichtig ist auch, dass dieser Aufsatz in der Vergangenheit geschrieben wird, da das Erlebnis ja bereits passiert ist.

Die Erlebniserzählung erst vorbereiten, dann schreiben!

Am besten gelingt Ihrem Kind die Erlebniserzählung als Aufsatz, wenn es sich vor dem Schreiben ein paar Notizen macht. Dazu sollte es ein Blattpapier in drei unterschiedliche Bereiche unterteilen: Einleitung, Hauptteil mit Höhepunkt und Schluss. Zu den einzelnen Bereichen kann es dann für die Erlebniserzählung Stichpunkte notieren, die ihm spontan einfallen. Das Ausformulieren für den Aufsatz kommt erst später hinzu. Nach dem Sammeln dieser Bruchstücke kann Ihr Kind überprüfen, was in die Erlebniserzählung gehört und was nicht. Überflüssiges wird für den Aufsatz einfach gestrichen.

So sollte Ihr Kind die Aufgabe einer Erlebniserzählung anpacken!

  1. Wähle für die Erlebniserzählung ein Erlebnis aus und nicht mehrere!
  2. Mach dir Stichpunkte für die Erlebniserzählung, bevor du in Sätzen schreibst.
  3. Überlege: Was ist der Höhepunkt der Erlebniserzählung, was hat dich besonders bewegt?
  4. Erzähle es im Aufsatz ausführlich mit allen wichtigen Details!
  5. Schmücke die Erlebniserzählung nicht mit Unwahrheiten oder Übertreibungen aus!
  6. Bilde Absätze im Aufsatz und fasse zusammen, was zusammengehört.
  7. Versuche, die wörtliche Rede in der Erlebniserzählung einzuflechten!
  8. Bleibe für die Erlebniserzählung in der Erzählzeit Vergangenheit!

Die Struktur einer Erlebniserzählung ist wichtig!

Wie bei jedem Aufsatz ist auch bei der Erlebniserzählung die Gliederung in drei Bereiche sehr wichtig. Nach der Einleitung folgt der Hauptteil der Geschichte mit dem Höhepunkt und zum Ende natürlich der Schluss. Das klingt ganz simpel und ist es eigentlich auch, denn wenn eine Geschichte beispielsweise mit dem Höhepunkt beginnt, verliert der Leser seine Motivation, sie weiterzuverfolgen. Auch der Schluss gehört logischerweise nicht an den Anfang, denn er nimmt das Ende der Geschichte vorweg.

Was gehört in die Einleitung?

Die Einleitung sollte kurz sein und bei einem Grundschüler nur ein bis drei Sätze umfassen. Sie informiert kurz über die beteiligten Personen, den oder die Orte, die Zeit und das entsprechende Geschehen. Ihr Kind kann sich an den folgenden Fragewörtern orientieren: Wer? Wo? Wann? Was? In den zwei Sätzen: „Im Sommer machte ich mit meinen Eltern, meiner älteren Schwester Simone und unserem Hund Zoppo Urlaub auf einem Campingplatz in Italien. Ich hatte ein eigenes Zelt mit meiner Schwester zusammen.“ sind bereits alle wichtigen Informationen enthalten.

Was gehört in den Hauptteil?

Im Hauptteil wird die Geschichte aufgebaut bis zum Höhepunkt. Damit die Erzählung anschaulicher wird, sollte Ihr Kind nun auch die wörtliche Rede benutzen. Sie verdeutlicht, was die Personen denken und fühlen. Das könnte zum Beispiel so aussehen: Eines Morgens, als wir noch beim Frühstück mit Rührei und frischen Brötchen saßen, fragte Simone: „Wo ist eigentlich Zoppo? Er hat heute Nacht noch neben meinem Schlafsack gelegen, jetzt kann ich ihn nirgends finden?“ Meine Mutter bekam gleich einen Riesenschreck, denn sie hatte stets vor den italienischen Hundefängern gewarnt. Sie stotterte: „Los, wir rufen die Polizei. Sicher wurde Zoppo entführt.“ Mein Vater beruhigte sie und entschied, erst einmal den Campingplatz abzusuchen: „Vielleicht ist Zoppo nur ans Wasser gelaufen, um etwas zu schwimmen. Es ist schließlich sehr heiß.“ Also ließen wir unser Frühstück stehen und schwärmten aus. Nach einer halben Stunde kamen wir alle erschöpft zum Zelt zurück. Keiner hatte Zoppo gefunden. Simone begann zu weinen und zog sich in ihr Zelt zurück. Sie wollte jetzt niemanden sehen. Da hörten wir plötzlich einen Schrei. Simone kam rückwärts aus dem Zelt gestolpert und hielt etwas in der Hand. Es war eine Leine.

Was gehört in den Schluss einer Erlebniserzählung?

In den Schlusssätzen wird die Geschichte abgerundet und die Spannung aufgelöst. Er sollte wie die Einleitung nicht lang sein und sich auf einen oder wenige Sätze beschränken. In unserer Geschichte könnte er wie folgt lauten: Hinter sich her zog sie den verschlafen aussehenden Zoppo. Er hatte sich in Simones Schlafsack versteckt, sobald sie aufgestanden war. Mutter schloss ihn erleichtert in die Arme, und zur Feier des Tages bekam Zoppo die Reste von unserem leckeren Rührei. Bis zum Schluss des Urlaubes ließen wir Zoppo kaum noch aus den Augen. Alle hatten Angst, er könnte plötzlich verschwinden.

Was fehlt jetzt noch für eine gelungene Erlebniserzählung?

Die Geschichte vom verlorenen Hund ist zu Ende, aber für das Gesamtbild fehlt noch eine gelungene Überschrift. Diese sollte auf das Erlebnis hinweisen, den Leser neugierig machen, jedoch ohne den Kern der Geschichte zu verraten. Denkbar wären hier: Zoppo ist verschwunden! oder Wo ist unser Hund? Damit ist die Erlebnisgeschichte beendet.

Wenn die Fantasie gefragt ist

Häufig wird in der Schule auch erwartet, dass die Kinder sich eine eigene Geschichte ausdenken. Besonders schwer ist das, wenn nichts weiter als ein thematischer Rahmen vorgegeben ist, z.B. eine Zukunftsgeschichte wie eine UFO-Landung, eine Tiergeschichte oder etwas aus dem Mittelalter mit Rittern und Pferden. Ideen haben die Kinder meist viele, und genau da liegt das Problem. Anstatt diese Ideen nun einfach aufzuzählen und dabei vom eigentlichen Thema abzukommen, müssen sie genau wie in einer Erlebniserzählung einen bestimmten Rahmen einhalten.

Struktur ist auch hier wichtig

Und ganz gleich ob in der Zukunft, der Vergangenheit oder bei einer Fantasiegeschichte im Hier und Jetzt, die Struktur von Einleitung, Hauptteil und Schluss bleibt auch bei der ausgedachten Geschichte bestehen. So groß ist der Unterschied zur Erlebnisgeschichte also nicht, er liegt lediglich im Inhalt. In einer solchen Geschichte kann Ihr Kind Gefühle, Wünsche und Träume beschreiben, die es sich ausgedacht hat. Alles ist möglich, solange es sich um das Thema der Geschichte dreht.

So kommt Ihr Kind nicht vom Thema ab

Bevor Ihr Kind mit dem Schreiben der Geschichte beginnt, sollte es sich die wichtigste Situation kurz notieren (z.B. Hund findet Schatz im Sandkasten) oder aufzeichnen. Beim Schreiben kann es dann immer wieder auf diese Notizen schauen und überprüfen, ob es noch am Thema ist oder den Faden verloren hat. Die ganze Erzählung dreht sich also um diese Kernsituation. Mit den folgenden Fragen kann Ihr Kind die Geschichte aufbauen und ausschmücken:

  • Wo kommt der Hund her?
  • Was macht er im Sandkasten?
  • Wie findet er den Schatz?
  • Wem gehört der Hund?
  • Wie reagiert der Hundebesitzer?
  • Was ist in der Kiste?
  • Wem gehört die Kiste?
  • Was passiert mit der Schatzkiste?

Mein Tipp:

Um auf das Schreiben von Fantasiegeschichten vorbereitet zu sein, kann es helfen, sich ab und zu eine solche auszudenken. Beginnen Sie einfach und geben Sie Ihrem Kind fünf einfache, zusammenhängende Begriffe (z.B. Spielplatz, Sandkasten, Schaufel, Schatztruhe, Gold) vor, um die herum es eine kurze Geschichte erzählen soll. Nutzen Sie Situationen, in denen sich Ihr Kind sonst sowieso langweilt, wie beispielsweise beim Warten. Fragen Sie detailliert nach, so dass Ihr Kind die kurze Handlung auszuschmücken beginnt. Lassen Sie die teilnehmenden Personen auch sprechen und ihre Gefühle äußern. Das macht Spaß und fördert Fantasie und Kreativität.