Logisches Denken macht fit für die Schule

Logisches Vorgehen wird von Ihrem Kind Tag für Tag gefordert: nicht nur in der Schule. Bereits beim morgendlichen Anziehen spielt die Logik eine große Rolle, denn wie ist es sonst zu erklären, dass zuerst die Strümpfe und dann die Schuhe angezogen werden? Logik lauert also überall, Ihr Kind muss sie sich nur verdeutlichen und auf sein Problemlöseverhalten übertragen. Mit unseren spielerischen Übungen und der Dreiraummethode gelingt das ganz leicht. 

Inhaltsverzeichnis

Die besten Übungen für zu Hause

Logik ist die Kunst, Zusammenhänge zu erkennen und dann daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das können Kinder von Geburt an, denn schnell haben sie erkannt, dass lautes Schreien die Eltern herbeibringt oder ein Lächeln fast immer verzückte Ausrufe und Beachtung zur Folge hat. Mit zunehmendem Alter perfektionieren Kinder dieses Verhalten. Sie lernen, ihre Eltern gegeneinander auszuspielen (zum Beispiel „Papa hat das aber erlaubt“), oder verstehen Funktionsweisen durch häufiges Ausprobieren (wie beispielsweise „wenn ich den Stift weniger fest aufdrücke, geht das Papier nicht kaputt“).

Die Dreiraummethode trainiert das logische Denken

Genau dieses logische Denken sollen Kinder auch in der Schule anwenden. Um zu verstehen, was von ihnen verlangt wird, bietet sich eine visuelle Darstellung an. Mit verschiedenen Beispielen möchten wir Ihnen dieses Erklärungsmodell vorstellen. Bitten Sie Ihr Kind, sich drei Räume vorzustellen. Der erste und der dritte Raum sind hell erleuchtet, im mittleren Raum ist es stockdunkel. Nun wählen Sie eine passende Situation aus, zum Beispiel das morgendliche Anziehen. Im ersten Raum liegen die Anziehsachen (T-Shirt, Schuhe, Strümpfe, Hose, Jacke, Unterwäsche, Pulli, Gürtel) Ihres Kindes auf dem Bett, im dritten Raum steht es fertig angezogen an der Zimmertür. Da stellt sich die Frage, was im zweiten Raum zu sehen ist, der noch im Dunklen liegt.

Wie gründlich ist Ihr Kind?

Über diese Frage soll Ihr Kind nun nachdenken. In diesem einfachen Beispiel wird es schnell darauf kommen, dass das fehlende Bindeglied zwischen Raum 1 und 3 das Anziehen ist. Ihr Kind „macht also Licht“ im mittleren Raum und stellt sich vor, wie es seine Kleidung anzieht. Fragen Sie nach:

  1. Welche Kleidungsstücke müssen zuerst angezogen werden? (Strümpfe, Unterwäsche)
  2. Welche Kleidungsstücke ziehst du zuletzt an? (Jacke, Schuhe)
  3. Wann bleibst du stehen, wozu musst du dich hinsetzen?

Nach und nach entsteht so eine logische Abfolge von Handlungen, die dazu führen, dass Ihr Kind am Ende komplett angezogen an der Tür im hellen dritten Raum steht. Nur wenn es logisch vorgeht, kann es den Zustand des dritten Raumes erreichen. Es hat also durch Nachdenken erkannt, was im mittleren Raum geschehen sein muss. Wenn Ihr Kind dieses Prinzip verstanden hat, weiß es, wie Logik funktioniert, und kann sie auf andere Beispiele anwenden. Ihr Kind hat den Zusammenhang verstanden und daraus den richtigen Schluss gezogen.

Mathematik: Das Zuhause der Logik

Ohne Logik geht in der Mathematik nichts. Auch hier kann Ihr Kind mit dem Raum-Prinzip arbeiten, zum Beispiel bei Textaufgaben. Dazu müssen Sie allerdings die „ausgetretenen Wege“ verlassen und die Textaufgabe wie oben mal als Raummodell betrachten. Im ersten Raum steht dann der Aufgabentext und im letzten, hellen Raum die Lösung. Anhand dieser Informationen soll Ihr Kind sich nun den Rechenweg, der in der Mitte im dunklen Raum versteckt ist, erschließen. Ein Beispiel aus der vierten Klasse.

  1. Raum 1: Der Marathonläufer Benjamin trainiert dreimal pro Woche und läuft dabei jedes Mal 43 Kilometer. Nur an seinem Geburtstag schont Benjamin sich und läuft nur die halbe Strecke.
  2. Raum 2: Hier wird die Rechnung gesucht.
  3. Raum 3: In seiner Geburtstagswoche läuft Benjamin 107,5 Kilometer.

Bei dieser Aufgabe kennt Ihr Kind die benötigten Fakten und die Antwort. Es muss nun die Rechenaufgabe finden, die genau zu der richtigen Kilometeranzahl passt, dann wird es hell im mittleren Raum.

Die Lösung ist: 2 · 43 = 86 | 43 : 2 = 21,5 | 86 + 21,5 = 107,5

Das Raummodell bei Experimenten

Kinder sind neugierig und hinterfragen viele Dinge, die sie sehen. Das ist toll, und Sie sollten das unbedingt unterstützen und fördern, möglichst oft durch praktische Experimente. Auch dabei bietet sich das Raummodell an, denn es stellt sich immer die Frage, wie etwas funktioniert, damit ein bestimmtes Ergebnis herauskommt. So kann sich Ihr Kind gut vorstellen, welche Denkleistung von ihm gefordert ist. Fragen Sie doch mal nach der Kohlensäure in Getränken und wann sie austritt?

  1. Raum 1: Eine geschlossene Apfelschorleflasche.
  2. Raum 2: Was ist mit der Flasche passiert?
  3. Raum 3: Eine leicht geöffnete Apfelschorleflasche, aus der die Flüssigkeit stark schäumt.

Um den mittleren Raum zu erhellen, sollte Ihr Kind nun die Möglichkeit haben, mit einer Schorleflasche zu experimentieren. Ihr Kind bekommt zwei Schorleflaschen, eine in Zimmertemperatur und eine eiskalte aus dem Kühlschrank. Beide soll es zunächst ungeschüttelt und dann geschüttelt öffnen.

Lösung: Die eiskalte Flasche schäumt nicht, weder ungeschüttelt noch geschüttelt. Die warme Flasche schäumt: je mehr sie geschüttelt wird, desto stärker. Die Flasche im dritten Raum muss also warm sein und wurde kräftig geschüttelt.

Bremsen Sie das Interesse Ihres Kindes nicht!

Manche Kinder werden nun fragen, warum es überhaupt schäumt. Diese Neugier sollten Sie unbedingt befriedigen. Auch wenn Ihnen die Antwort nicht gleich auf der Zunge liegt: Mit ein wenig Recherche ist vieles leicht herauszufinden. Lassen Sie Ihr Kind im Internet oder im Lexikon nach der Erklärung suchen.

Lösung: Kohlenstoffdioxid ist das Gas, das in die Flüssigkeit mit starkem Druck hineingepresst wird, sich im Wasser löst, zu Kohlensäure wird und die Flüssigkeit wieder verlassen möchte. Durch das Schütteln wird der Flasche Energie zugeführt, die den Innendruck erhöht – je wärmer die Flüssigkeit ist, desto schneller. Ist der Deckel einer Flasche geschlossen, bildet sich durch Schütteln ein hoher Druck, da das Kohlenstoffdioxid nur in den kleinen Luftraum in der Flasche abgegeben werden kann. Lässt dieser Druck plötzlich nach (Öffnen), schießt das Gas hoch und sprudelt aus der Öffnung.