Gesunden Ehrgeiz wecken: So motivieren Sie Ihr Kind

Wir alle möchten erfolgreiche Kinder haben, die aus eigenem Antrieb und mit viel Spaß am Lernen das Leben und die Schule durchlaufen. Viele Kinder haben kaum noch ausreichend Ausdauer und Geduld, um auch einmal Misserfolge zu verkraften. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie den Grundstein zu gesundem Ehrgeiz legen und so Ihr Kind motivieren. 

Inhaltsverzeichnis

Gesunden Ehrgeiz und Motivation

Umgangssprachlich ist mit dem Ausdruck Ehrgeiz in der Regel die lustvolle und freudige Bereitschaft gemeint, etwas Wertvolles zu leisten, Hindernisse zu überwinden und auftretende Probleme zu lösen. Auf die Schule übertragen, bedeutet Ehrgeiz, sich mit Interesse und Spaß neue Lerninhalte zu erarbeiten und sich über den Wissenszuwachs zu freuen. Diese Form von gesundem Ehrgeiz würden vermutlich die meisten Eltern bei ihren Kindern gerne sehen. Doch welche Möglichkeiten haben Sie im Erziehungsalltag, Ihrem Kind diesen Ehrgeiz zu vermitteln und es zu motivieren. 

Motivieren Sie Ihr Kind – verwöhnen Sie es nicht

Kein Erfolg ist so befriedigend wie der, für den sich Ihr Kind richtig anstrengen musste. Das Überraschungsei als Siegprämie beim Stadt-Land-Fluss-Spiel ist sehr viel wertvoller, als das Überraschungsei, das Ihr Kind einfach so vom Einkaufen mitgebracht bekommt. Das Glücksgefühl des Siegens wird Ihr Kind in Zukunft motivieren. Erlebt ein Kind dieses Gefühl nicht, fehlt auch der Anreiz, neue Ziele in Angriff zu nehmen. Ebenso ist es bei den Hausaufgaben und beim Lernen.

Motivieren Sie Ihr Kind durch Anerkennung

Wenn Ihr Kind eine gute Note schreibt, sollten Sie dieses Erfolgserlebnis immer im Zusammenhang mit seinen Anstrengungen sehen. Betonen Sie, dass das Lernen und die Vorbereitung den Grundstein für das Erfolgserlebnis gelegt haben. So verknüpft Ihr Kind sein aktives Lernen mit dem Erfolg. Damit können Sie Ihr Kind motivieren, sich künftig weiter anzustrengen! Ermöglichen Sie Ihrem Kind also unbedingt auch das Glücksgefühl, ein Lob der Lehrkraft für seine selbst gemachten Hausaufgaben zu bekommen, es ist ebenso wertvoll wie das gewonnene Ei. Ein Erfolg spornt zu neuen Erfolgen an, und wird Ihr Kind in Zukunft motivieren, ein weiteres Lob einzuheimsen.

Achtung: So vermeiden Sie Rückschläge, wenn Sie Ihr Kind motivieren

Echtes Lob und Anerkennung für eigene Leistungen zeigen Ihrem Kind, dass sich sein Ehrgeiz gelohnt hat. Wenn Sie Ihr Kind motivieren möchten, sollten Sie außerdem die folgenden Punkte beachten:

  • Rückschritte sind ein normaler Vorgang im Entwicklungsprozess von Kindern.

    Eltern müssen geduldig sein, wenn Sie Ihr Kind motivieren.

    Beispiel:
    Der Prozess des Lesenlernens geht mal schneller und mal langsamer voran. Es ist auch in Ordnung, ein Buch einer niedrigeren Klassenstufe zu lesen – Hauptsache, Ihr Kind liest überhaupt. Freuen Sie sich mit ihm über die kleinen Erfolge.
  • Die Leistungen verschiedener Kinder miteinander zu vergleichen, schafft unnötigen Druck.

    Die Unterschiede sind groß, und es kann nicht der gleiche Maßstab angelegt werden.

    Beispiel:
    Per kann schon in der ersten Klasse im Hunderterbereich rechnen, Jana tut sich sogar mit dem Zehnersprung noch schwer, liest aber dafür besser. Betonen Sie die Individualität, wenn Sie Ihr Kind motivieren.

4 Tipps, wie Sie Ihr Kind beim Lernen und Üben motivieren

  1. Lassen Sie Ihr Kind die Hausaufgaben auf jeden Fall zunächst einmal selber probieren, bevor Sie Ihre Unterstützung anbieten. Betonen Sie dann die Schritte, die Ihr Kind bereits selber geschafft hat.
  2. Unterstützen Sie den Forscherdrang Ihres Kindes, auch wenn dabei Unordnung oder Chaos entsteht. Solange nichts beschädigt wird, sollte Ihr Kind seine Ideen ausleben und seine Grenzen kennen lernen dürfen.
  3. Loben Sie den Inhalt, auch wenn die Form zu wünschen übrig lässt! Fehlerfreie Hausaufgaben müssen nicht immer super ordentlich geschrieben sein. Über die nicht sehr leserliche Schrift können Sie später sprechen.
  4. Seien Sie offen für kreative und ungewöhnliche Lösungswege. Warum sollte Ihr Kind nicht bestimmte Textaufgaben praktisch "nachspielen", zum Beispiel bei Aufgaben mit Mengen oder Einheiten. Loben Sie solche Einfälle, sodass Sie Ihr Kind motivieren.

Auch bei Misserfolgen können Sie Ihr Kind motivieren

Misserfolge wie eine schlechte Note oder ein schlechtes Zeugnis erlebt fast jedes Kind einmal. Für die Entwicklung des gesunden Ehrgeizes, der durch die innere Motivation gesteuert wird, ist es wichtig, wie Sie als Eltern darauf reagieren. Ihr Kind sollte lernen, sich an seinen eigenen Erfolgserlebnissen (innere Motivation) zu orientieren und nicht nur auf Äußerlichkeiten wie Noten oder Vergleiche mit anderen Kindern (äußere Motivation) zu reagieren. Finden Sie anhand der folgenden Tabelle heraus, ob diese Reaktionen die innere oder die äußere Motivation unterstützen.

Mit diesen Herausforderungen können Sie Ihr Kind motivieren

Wenn Kinder einmal erlebt haben, dass es Freude und Befriedigung bereiten kann, sich Lerninhalte selber zu erarbeiten, werden sie auch künftig Spaß am Lernen empfinden können. Doch leider wird oft schon den Erstklässlern diese Möglichkeit vorenthalten. Immer mehr Kindern fehlt es an Aufgaben, die ihnen die Möglichkeit geben, über sich hinauszuwachsen. Viel zu schnell greifen Eltern ein und erledigen die Aufgaben für ihr Kind. Dabei wäre es viel besser, das Interesse und die Begeisterung beim Kind selbst zu wecken, so dass es die Aufgabe weitgehend allein erledigen kann, auch wenn sie dann nicht perfekt gelöst wird.

Hobbys fördern gesunden Ehrgeiz

Ein vielfältiges Freizeitprogramm, das freiwillig und lustvoll absolviert wird, ist für die meisten Kinder durchaus positiv. Allerdings ist es wichtig, dass sie die Teilnahme genießen, sich auf den Kontakt zu anderen Kindern freuen und die gestellten Herausforderungen nicht zu hoch sind. Erfolgserlebnisse müssen sein! Solange Kinder mit Freude und Spaß Sportvereine besuchen oder an anderen Gruppen mit Gleichaltrigen teilnehmen, fördert das ihren gesunden Ehrgeiz. Besonders im Sport können die erzielten Erfolgserlebnisse schulischen Druck ausgleichen.

  • Mein Tipp: Freizeitstress entsteht erst, wenn die Gefühle von Zeitknappheit und Überforderung überhand nehmen. Überprüfen Sie daher nicht nur den Zeitplan Ihres Kindes, sondern betrachten Sie auch Ihre eigenen Möglichkeiten objekiv. Ständig abgehetzte Eltern, die ihre eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Entspannung zugunsten des Nachwuchses komplett ignorieren, wirken sich auch auf den Stresspegel ihrer Kinder negativ aus.

Test: Unterstützen Sie die innere oder äußere Motivation?

Beantworten Sie die folgenden Fragen mit JA oder NEIN und notieren Sie Ihre Antworten
1.Ihr Kind hat eine Klassenarbeit geschrieben und kommt nach Hause. Sie fragen als Erstes, um welches Thema es sich bei der Arbeit gehandelt hat.
2.Ihr Kind hat eine Klassenarbeit geschrieben und kommt nach Hause. Sie fragen als Erstes, ob Ihr Kind meint, eine gute Note geschrieben zu haben.
3.Ihr Kind hat eine schlechte Klassenarbeit geschrieben. Sie fordern es auf, sich künftig mehr anzustrengen.
4.Ihr Kind hat eine schlechte Klassenarbeit geschrieben. Sie trösten es und unternehmen zusammen etwas, um seine Laune aufzubessern.
5.Ihr Kind könnte in der Schule besser sein. Sie schränken seine Freizeit ein und fordern es auf, stattdessen zu lernen.
6.Ihr Kind könnte in der Schule besser sein. Sie sind der Ansicht, dass es seine Hobbys deswegen auf keinen Fall einschränken sollte.
7.Ihr Kind hat sein Zeugnis bekommen. Für jede Eins und jede Zwei erhält es eine finanzielle Belohnung. Nur gute Noten werden belohnt.
8.Ihr Kind hat sein Zeugnis bekommen. Sie feiern diesen Tag und gehen mit der ganzen Familie ein Eis essen. Die Anstrengungen des gesamten Schuljahres werden belohnt.
9.Ihr Kind hat eine Vier geschrieben, sein bester Freund eine Zwei. Sie vergleichen die Leistungen miteinander und halten Ihrem Kind die bessere Note des Freundes vor.
10.Ihr Kind hat eine Vier geschrieben, sein bester Freund eine Zwei. Sie trösten Ihr Kind und bieten ihm an, für die nächste Arbeit gemeinsam zu lernen.
11.Ihr Kind hat seine Hausaufgaben richtig gemacht, aber Sie finden die Schrift zu unordentlich. Sie fordern es auf, die Aufgabe noch einmal abzuschreiben.
12.Ihr Kind hat seine Hausaufgaben richtig gemacht, aber Sie finden die Schrift zu unordentlich. Sie schlucken Ihre Kritik herunter und freuen sich, dass es die Aufgabe richtig gelöst hat.

Auswertung der Fragen:

Sicher haben Sie beim Durchlesen der Liste schon bemerkt, wie stark die jeweilige Aussage sich an der entsprechenden Schulnote, den eigenen Erwartungen oder an der Leistung anderer orientiert. Je öfter Sie die Schulnote oder den Schulerfolg in den Vordergrund stellen, desto mehr unterstützen Sie einen oberflächlichen, äußeren, instabilen Ehrgeiz, der nicht auf dem eigenen, inneren Interesse Ihres Kindes gründet.

  • "ja" bei den Aussagen 1, 4, 6, 8, 10, 12:

    Hier stehen nicht die Noten, sondern die Anstrengung und die Verfassung des Kindes im Vordergrund.Indem Sie das Thema von Klassenarbeiten und nicht die Note in den Vordergrund stellen, zeigen Sie echtes Interesse an den Inhalten und können so Ihr Kind motivieren. Sie vergleichen die Leistungen Ihres Kindes nicht mit anderen und schränken es auch nicht in seinen Hobbys ein, die einen wichtigen Ausgleich zu den schulischen Anforderungen darstellen. Durch diese Haltung wird die innere Motivation der Kinder nach Erfolg unterstützt. Diese innere Motivation ist die nachhaltigste und wichtigste Antriebsfeder für gesunden Ehrgeiz.
  • "ja" bei den Aussagen 2, 3, 5, 7, 9, 11:

    Hier steht immer die Schulnote oder der direkte Vergleich mit anderen Schulkindern im Vordergrund. Es geht nicht so sehr um die Inhalte der Klassenarbeit oder die Anstrengungen, die ein Kind geleistet hat, sondern mehr um das äußere Ergebnis im Vergleich zu anderen. Dabei wird der schulische Erfolg über den Erfolg im Freizeitbereich gestellt. Mit dieser Haltung wird die äußere Motivation eines Kindes unterstützt. Es lernt für gute Noten und nicht weil ihm der Lerninhalt Spaß macht. Dabei steht es jedoch ständig unter Druck, nicht so gut wie die anderen zu sein. Auf Dauer kann das dem gesunden Ehrgeiz schaden.