Miteinander reden–aber richtig: 8 wichtige Kommunikationsregeln

Mit Teenagern in echten Kontakt zu kommen, ist manchmal gar nicht so einfach. Viele verschließen sich oder reagieren auf Nachfragen ihrer Eltern abweisend oder genervt. Das muss jedoch nicht sein. Mit etwas elterlichem Feingefühl und dem gebotenen Respekt können auch Gespräche mit Jugendlichen gut gelingen und unser Familienleben bereichern.  

Inhaltsverzeichnis

Eltern-Kind-Kommunikation

Zum Beispiel, weil Sie etwas Neues von Ihrem Kind erfahren oder einfach eine schöne Stunde miteinander verbracht haben. Lesen Sie hier, welche Regeln Sie unbedingt beachten sollten, wenn Sie mit Ihrem Kind in einen offenen und ehrlichen Dialog treten möchten und warum diese Regeln so wichtig sind.

Wirklich miteinander zu reden ist nicht dasselbe wie Plaudern oder die üblichen Floskeln wie „Sei bitte pünktlich!“ oder „Vergiss nicht, deine Schuhe wegzuräumen“ auszutauschen. Miteinander reden bedeutet auch nicht, dem Kind

  • eine Standpauke zu halten,
  • es zu belehren,
  • es auszufragen,
  • mit ihm über Alltäglichkeiten oder Oberflächlichkeiten zu plappern oder
  • ihm Anweisungen zu erteilen.

Miteinander reden bedeutet vielmehr,

  • mit dem Jugendlichen in einen ergebnisoffenen Dialog zu treten,
  • etwas von sich selbst zu zeigen und/oder zu erzählen,
  • interessiert an den Gedanken und Gefühlen des Teenagers zu sein,
  • kein bestimmtes Ziel im Kopf zu haben (das Ziel ist das Gespräch an sich), sondern offen zu bleiben, auch für unerwartete Wendungen,
  • über Wesentliches zu reden, etwa was den Teenager bewegt oder beschäftigt usw.

Wenn Sie sich ein solches Gespräch mit Ihrem Teenager wünschen, sollten Sie sich im Vorfeld ein bisschen Zeit nehmen, um sich (mental) darauf vorzubereiten. Beachten Sie dabei unbedingt die folgenden Tipps.

1. Sorgen Sie für einen angemessenen Rahmen!

Wichtige Gespräche kann man nicht zwischen Tür und Angel abhaken. Sie sollten entsprechend gut vorbereitet sein. Achten Sie also darauf,

  • dass das Gespräch zu einem günstigen Zeitpunkt stattfindet, den Sie am besten miteinander vorher verabreden;
  • dass Sie beide nicht zu sehr gestresst oder gereizt sind; ansonsten verschieben Sie das Gespräch lieber;
  • dass Sie genug Zeit zur Verfügung haben (ca. eine halbe bis eine Stunde);
  • dass Sie sich an einem Ort treffen, wo Sie sich beide wohlfühlen, etwa im Wohnzimmer, der Küche, dem Jugendzimmer. Natürlich können Sie auch bei einem leckeren Essen in der Lieblingspizzeria oder während eines Spaziergangs miteinander reden. Oder ganz spontan während einer Autofahrt.
  • Auch eine Kerze, Chips oder Schokolade und ein leckeres Getränk signalisieren: „Mir bedeutet es etwas, mit dir zu reden, es ist etwas Besonderes!“

2.Hören Sie Ihrem Teenager gut zu

  • Gute Gespräche können nur gelingen, wenn man sich gegenseitig aufmerksam und geduldig zuhört. Hören Sie also hin und versuchen Sie genau zu verstehen, was Ihr Kind Ihnen sagen will.
  • Wehren Sie seine Botschaften nicht sofort ab („Quatsch, das stimmt doch gar nicht!“), sondern lassen Sie das Gesagte erst mal stehen und sacken. Ihr Teenager hat seine eigenen Wahrnehmungen und seine eigenen Einschätzungen, die Sie respektieren sollten. Auch dann, wenn Sie sich erst mal ärgern oder angegriffen fühlen.
  • Versuchen Sie bewusst, mal nicht auf die bekannten Reizwörter „immer“, „nie“ etc. zu reagieren, sondern extrahieren Sie die eigentliche Botschaft für sich heraus. Überprüfen Sie Vorwürfe Ihres Teenagers beispielsweise darauf, welches unbefriedigte Bedürfnis möglicherweise dahinterstecken könnte. Wenn Ihr Kind Ihnen etwa vorwirft: „Du bist ja nie da!“, könnten Sie statt „Was? Blödsinn! Ich bin ganz oft da!“ besser sagen: „Würdest du dir denn wünschen, dass ich öfter da bin?“ Wenn Ihr Kind das bejaht, könnten Sie gleich tiefer einsteigen, das angemessen würdigen („Oh, das war mir gar nicht klar!“) und weiterfragen: „Was wäre dann besser/schöner/anders, wenn ich öfter da wäre?“ Und schon haben Sie ein interessantes Gespräch hergestellt.
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3.Versichern Sie sich, ob bzw. dass Sie Ihr Kind richtig verstanden haben.

Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie Ihr Kind immer sofort auf Anhieb richtig verstehen oder Ihre Interpretationen stimmen. Vor allem, wenn die Stimmung angespannt ist oder es in der jüngsten Vergangenheit viele Konflikte gab, liegen die Nerven oft blank: Man hört dann nur noch das, was man zu hören fürchtet oder glaubt. Und schon ist man wieder mitten in einem Streit, bei dem man nach einer Weile gar nicht mehr genau weiß, worum es eigentlich geht. Um diese Dynamik gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollten Sie sich immer wieder versichern, ob Sie Ihr Kind richtig verstanden haben: „Also du findest, dass ich gestern auch unfreundlich zu dir war, ist es das, was du mir eben sagen wolltest?“

4. Sprechen Sie von sich.

Ihr Teenager wird schnell dichtmachen, wenn Sie nicht von sich selbst, sondern über ihn sprechen.

  • Achten Sie also bewusst darauf, „Ich-Botschaften“ zu senden. Sagen Sie statt „Du bist immer so schlecht gelaunt!“ lieber: „Ich mache mir Gedanken, da ich dich öfter als unzufrieden/unglücklich erlebe.“ Das kommt ganz anders an.
  • Verzichten Sie auf Vorwürfe. Ihr Teenager wird sich sofort angegriffen fühlen, Ihre Vorwürfe abwehren oder/und nicht mehr richtig zuhören.
  • Achten Sie aber auch darauf, versteckte „Ich-Botschaften“ zu vermeiden. Eine Aussage wie: „Ich finde, du bist oft unfreundlich!“ ist keine Ich-Botschaft, obwohl sie mit dem Wort „Ich“ beginnt. Eine Ich-Botschaft zu senden heißt immer, etwas von sich und seinen Gefühlen zu zeigen. Passender wäre dann etwa der Satz: „Ich ärgere mich manchmal über deinen Tonfall.“
  • Überlegen Sie aber auch bitte, was Sie Ihrem Kind eigentlich mitteilen wollen. Im oben genannten Beispiel möchten Sie vielleicht nicht nur Ihren Ärger über den Tonfall ausdrücken, sondern erwarten eigentlich, dass Ihr Kind diesen auch ändert. Dann sagen Sie das bitte auch: „Ich bitte dich, ein wenig ruhiger/freundlicher/… mit mir zu reden. Das fände ich sehr schön von dir.“

5.Versuchen Sie nicht, Ihr Kind von Ihrer Meinung zu überzeugen.

Teenager sind in einer wichtigen Autonomiephase, das heißt, dass sie sehr um Selbstständigkeit bemüht sind und in diesen Bestrebungen nicht behindert werden wollen. So fühlen sie sich schnell bevormundet oder nicht ernst genommen,sie reagieren dann schnell gereizt oder ungehalten.Wenn Sie in einen echten Dialog mit Ihrem Teenager treten möchten,sollten Sie versuchen,

  • so gut wie möglich, die Perspektive Ihres Kindes nachzuvollziehen,
  • diese würdigen und respektieren, auch wenn Sie eine ganz andere Sicht der Dinge haben („Ach, so siehst du das also, jetzt verstehe ich das.“).

Ein gutes Resultat eines Gespräches muss nicht unbedingt bedeuten, dass man sich einig ist. Es ist u.U. auch sehr viel wert, sich einfach über die unterschiedlichen Ansichten klar geworden zu sein.

6. Seien Sie authentisch.

Um mit Ihrem Teenager in einen echten Kontakt treten zu können, sollten Sie möglichst glaubwürdig wirken.

  • Daher sollten Sie authentisch sein, sich also möglichst echt und natürlich verhalten. Teenager spüren besonders schnell, wenn Eltern etwas sagen, was sie eigentlich nicht so meinen, etwa wenn sie einen sehr aufgeregten oder wütenden Eindruck machen, gleichzeitig aber behaupten, ganz ruhig zu sein.
  • Zum Authentisch-Sein gehört auch, etwaige Unsicherheiten nicht zu leugnen, sondern zuzugeben, etwa zu sagen: „Ich weiß jetzt gerade auch nicht weiter. Darüber muss ich erst nachdenken.“
  • Achten Sie auch darauf, dass Inhalt und Form Ihrer Aussage dasselbe aussagen, also kongruent sind. Wenn Sie etwa sagen „Das finde ich ganz toll von dir!“, der Tonfall aber eher schnippisch oder beiläufig klingt, wirkt das ironisch oder so, als würden Sie das nicht ernst meinen. Ebenfalls wichtig sind unsere Gestik und Mimik. Unser Gesichtsausdruck sagt oft mehr über unsere Gedanken und Gefühle als unsere Worte. Seien Sie sich dessen bewusst.
  • Prüfen Sie vor einem Gespräch mit Ihrem Teenager, in welcher Gemütsverfassung Sie gerade sind. Nur wenn Sie sich selbst dessen bewusst sind, können Sie authentisch und echt sein und wirken.

7. Bleiben Sie konkret, beim Thema und im Hier und Jetzt

  • Wenn Sie mit Ihrem Kind über ein bestimmtes Problem oder Thema sprechen wollen, dann bleiben Sie möglichst konkret.
  • Versuchen Sie genau das zu benennen, was Sie ansprechen wollen. Dazu ist es manchmal sinnvoll, sich vorher hinzusetzen und darüber nachzudenken, was Sie dem Kind eigentlich mitteilen möchten oder was Sie von ihm erfahren wollen. Nur dann kann man sich auf das wirklich Wesentliche beschränken und konzentrieren.
  • Thematisieren Sie Ihre Frage oder Anmerkung mithilfe eines Beispiels, das frisch und aktuell ist: Statt „Ich ärgere mich immer, wenn du …“ sagen Sie lieber: „Ich hab mich gestern etwas geärgert, weil …“ oder statt „Du bist so oft so schlecht gelaunt!“ lieber: „Ich würde gerne wissen, warum du am letzten Sonntag so ärgerlich warst!“
  • Verzichten Sie bitte auf Verallgemeinerungen!
  • Rollen Sie keine alten Geschichten wieder auf, die der Teenager möglicherweise schon längst wieder vergessen hat. Das ist nur verschwendete Energie. Konzentrieren Sie sich auf das, was jetzt ist, und was jetzt wichtig ist. Damit haben alle Beteiligten genug zu tun.

8.Geben Sie Ihrem Kind möglichst keine Ratschläge

  • Wenn Ihr Kind sich mit einem Problem an Sie wendet oder sich im Verlauf eines Gespräches herausstellt, dass es Kummer oder Sorgen hat, sollten Sie sich verkneifen, ihm gleich eine Reihe Tipps zu geben. Auch wenn das eine verständliche Reaktion ist, da wir den Kummer unserer Kinder kaum ertragen können: Es ist wichtig, dass Ihr Kind zunächst selbst Ideen entwickelt, wie es mit seinem Problem umgehen kann.
  • Helfen Sie ihm also lieber dabei, eine eigene Problemlösungsstrategie zu entwickeln, als ihm Ihre (vermeintlich?) perfekte Lösung vorzuschlagen.