Flow-Erlebnisse bei Kindern: Das Geheimnis der Lernmotivation!

Glückliche Menschen haben viele „Flow-Erlebnisse“. Was genau unter einem Flow-Erlebnis zu verstehen ist, und warum solche Erlebnisse besonders für die intrinsische Eigenmotivation Ihres Kindes gut und wichtig sind, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Erkennen und Erleben von Flow

In einem Flow-Erlebnis (engl. Flow = fließen) befindet sich Ihr Kind dann, wenn es all seine Fähigkeiten einsetzen muss, um eine bestimmte Herausforderung bzw. ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Ihr Kind wird durch Flow-Erlebnisse also intrinsisch motiviert, d.h. es versucht das Ziel für sich zu erreichen und nicht für andere Peergroups (z. B. Eltern, Lehrer oder Freunde).

Durch Unterforderung entsteht kein Flow-Erlebnis!

Wählt Ihr Kind eine Herausforderung, die es ohne großen Aufwand schaffen kann, fühlt es sich unterfordert. Auf dem Weg zu einem zu niedrig gesteckten Ziel kommt schnell ein Gefühl der Langeweile auf, weil Ihr Kind erkennt, dass es eigentlich mehr kann. In solchen Situationen ist es unmöglich, Flow-Erlebnisse zu haben. Häufig werden zu leichte Aufgaben nur halbherzig und somit unkonzentriert erledigt. Dumme und/oder leichtsinnige Fehler sind oft die Folge und schließen ein Flow-Erleben praktisch aus.

Machen Sie Ihrem Kind Mut, sich größeren Herausforderungen zu stellen!

Allerdings: Es gibt nicht wenige Schülerinnen und Schüler, die dazu neigen, ihre Ziele und Herausforderung absichtlich zu niedrig zu setzen. Faulheit ist seltener der Grund dafür als die Angst vor persönlichem Versagen. Gerade in der Pubertät, wenn das Selbstbewusstsein Ihres Kindes sowieso hin und wieder angeknackst ist, kann die Angst vor solchen Blamagen dazu führen, dass Ihr Kind jede größere Herausforderung meidet. Doch, wie ein bekanntes Sprichwort richtig sagt: „Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.“ Für das Selbstvertrauen Ihres Kindes ist es also sehr wichtig, dass es immer wieder ausprobiert, was es tatsächlich kann. Machen Sie Ihrem Kind Mut, sich auf solche Herausforderungen einzulassen. Das gelingt am besten, wenn Sie ihm zeigen, dass Sie Vertrauen in sein Können haben und auch bei ersten Misserfolgen weiter zuversichtlich bleiben Dadurch wird auch die Chance wachsen, durch Flow-Erlebnisse die Eigenmotivation zu aktivieren.

Überforderung blockiert jedoch auch das Flow-Erleben!

Ebenfalls keine Flow-Erlebnisse wird Ihr Kind haben, wenn es sich Herausforderungen sucht oder solche meistern soll, die es – realistisch betrachtet – gar nicht bewältigen kann. Auf dem Weg zu einem zu hoch gesteckten Ziel wird Ihr Kind bald merken, dass es an seine persönlichen Grenzen stößt. Es fühlt sich überfordert, deprimiert und kann neben dem ganzen Frust zusätzlich auch Ängste entwickeln.

Unterscheiden Sie zwischen Wunsch und Realität

Entscheidend für die Entstehung von Flow-Erlebnissen: Besinnen Sie sich auf die Talente Ihres Kindes! Dieser Rat gilt sowohl für Ihr Kind als auch für Sie als Eltern. Keinem, am wenigsten Ihrem Kind, ist damit gedient, wenn es z. B. bestimmte schulische oder sportliche Erwartungen einfach nicht erfüllen kann. Für das Wohl und das Selbstvertrauen Ihres heranwachsenden Kindes ist es jedoch vor allem wichtig herauszufinden, wo seine Talente liegen, und diese – sei es nun im schulischen oder im außerschulischen Bereich – weiter zu fördern. Das, was wir mit Freude machen, machen wir nämlich in der Regel auch gut. Um Ihr Kind vor einer dauerhaften Überforderung – verbunden mit Frust und Angst – zu schützen, ist es manchmal nötig, die Weichen neu zu stellen. Der Wechsel z. B. vom Gymnasium auf eine Real- bzw. Gesamtschule oder die gemeinsame Suche nach einem geeigneterem Hobby sind dann oft der richtige Weg zu ersten Flow-Erlebnissen.

Eigenmotivation fördern: Herausforderung muss richtig gewählt sein!

Schafft Ihr Kind es, seine Fähigkeiten mit seinen Herausforderungen in Einklang zu bringen, entstehen Flow-Erlebnisse und eine Menge Glücksgefühle. Typische Kennzeichen für Flow-Erlebnisse sind: vollkommene Konzentration, innere Motivation und Begeisterung.

Flow-Erlebnisse kann Ihr Kind beim Lernen, bei seinem Hobby (z. B. beim Sport), in der Freizeit, mit der Familie, mit Freunden – also in allen Lebensbereichen – haben. Es muss sich übrigens nicht um ein besonders großes oder außergewöhnliches Ziel handeln, um Flow zu verspüren. Schon der Weg von einer 5 in Mathe auf eine 4 kann zu einem solchen Flow-Erlebnis führen.

Am intensivsten sind Flow-Erlebnisse dann, wenn die Fähigkeiten Ihres Kindes gerade ausreichen, um eine Herausforderung zu bestehen. Einer der erfolgreichsten Golfer aller Zeiten, Jack Nicklaus, beschreibt das sehr treffend: „Golf macht mir umso mehr Spaß, je härter und enger der Wettkampf ist. Haushoch zu gewinnen gibt einem eine andere Art von Befriedigung, aber nichts kommt auch nur annähernd an das Gefühl heran, das man hat, wenn man bis zum letzten Schlag kämpfen muss.“

Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind über Ihre Flow-Erlebnisse aus!

Überlegen Sie gemeinsam, welche Flow-Erlebnisse Ihr Kind motivieren. Wann musste Ihr Kind (bzw. Sie selbst) mit großer Begeisterung all sein Können einsetzen und hat diese Herausforderung schließlich hoch konzentriert gemeistert. Überlegen Sie:

  • Worin bestand die Herausforderung?
  • Wie ist Ihr Kind vorgegangen, um das Ziel zu erreichen?
  • Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden?
  • Wie hat sich Ihr Kind (haben Sie sich) dabei gefühlt?
  • Für welche neue Herausforderung hat dieses Flow-Erlebnis Mut gemacht?