Überzeugend und anschaulich argumentieren

Seine eigene Meinung darlegen und überzeugend argumentieren können, nützt Ihrem Kind nicht nur im Privaten. Zunehmend wird diese Leistung von Ihrem heranwachsenden Kind auch in der Schule erwartet. In verschiedenen Fächern ist Ihr Kind immer häufiger aufgefordert, eine eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern und diese verständlich und überzeugend vorzutragen. 

Inhaltsverzeichnis

Tipps und Tricks zum Argumentieren

Eigentlich ist die Zeit der Pubertät „automatisch“ auch die Zeit der Diskussionen. Ihr heranwachsendes Kind erweitert rasant seinen emotionalen, kognitiven und sozialen Horizont. Auf dem Weg zum jungen Erwachsenen muss es sich neu positionieren. Das heißt, das Verhältnis zu Ihnen, den Eltern, aber auch zu Gleichaltrigen muss Ihr Kind nun neu bestimmen. Dieser Prozess verläuft in den seltensten Fällen frei von emotionalen Berg- und Talfahrten, inneren Widersprüchen, Schwarzweißdenken, verbaler Angriffslust oder einer Alles-oder-nichts-Haltung. Umso wichtiger ist es, dass Sie in dieser Zeit, Ihr Kind nicht einfach verbal „abwürgen“ und ihm Ihre unumstößliche Sicht der Dinge präsentieren. Dann wird sich Ihr Kind vermutlich von Ihnen zurückziehen und sich andere Gesprächspartner suchen. Damit Sie mit Ihrem Kind im Gespräch bleiben und zugleich hitzige wie bereichernde Diskussionen führen können, sollten Sie folgendes beachten:

  • Lassen Sie Diskussionen zu.

    Das ist sicher die Voraussetzung. Wenn Sie ausreichend Zeit und Energie haben, Ihr Kind nicht ausschließlich auf Streit aus ist und das Thema passt, dann sollten Sie die Chance für eine gute Diskussion auf jeden Fall nutzen.
  • Fragen Sie Ihr Kind öfter mal nach seiner Meinung.

    Viele Jugendliche sind es gar nicht gewohnt, eine eigene Meinung zu äußern. Oft, weil Sie in der Schule und in ihrem häuslichen Umfeld die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Meinung gar nicht gefragt ist bzw. nichts zählt. Deshalb nutzen Sie die vielen Möglichkeiten, die sich Ihnen im Alltag bieten, Ihr Kind nach seiner Meinung oder auch mal um seinen Rat zu fragen. Das Themenspektrum ist dabei unerschöpflich; von „großen“ gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Fragen, über Einstellungen und Meinungen von Personen aus dem näheren Bekanntenkreis, bis hin zu Entscheidungen bei der Urlaubsplanung, der Gartengestaltung, der Auswahl von Kinofilmen oder Geburtstagsgeschenken.
  • Nehmen Sie Ihr Kind ernst – diskutieren Sie auf Augenhöhe.

    Wenn Sie Ihr Kind nach seiner Meinung fragen, dann sollten Sie diese auch ernst nehmen und in Ihre weitere Entscheidungen mit einbauen. Vielleicht ist Ihr Kind noch nicht so redesicher, aber es spürt doch genau, ob Ihr Interesse an seiner Meinung nur pädagogischer Natur oder wirklich ehrlich gemeint ist.
  • Hören Sie genau zu.

    Wenn Sie die Meinung Ihres Kindes wichtig finden, dann wird Ihnen das auch nicht schwer fallen. Lassen Sie Ihr Kind ausreden, rückversichern Sie sich, ob Sie es richtig verstanden haben und fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas unklar ist.
  • Trennen Sie deutlich zwischen Sachebene und emotionaler Ebene.

    Die eigene Meinung – auch zu ganz sachlichen Themen wie z.B. Integration oder Eurokrise – ist manchmal nur schwer von der eigenen Person zu trennen. Sicher ist es ein Lernprozess, aber auch typabhängig, wie sehr Ihr Kind sich bei Meinungsverschiedenheiten persönlich angegriffen fühlt. Grundsätzlich gilt: Zwei Menschen dürfen inhaltlich unterschiedlicher Meinung sein und können sich trotzdem mögen.

Wenn Sie diese Punkte berücksichtigen, dann genießt Ihr Kind schon ein prima Diskussions-Training – vermutlich das beste Training, das es für die Schule und das Leben außerhalb der schützenden vier Wände bekommen kann! Wenn Sie nun auch noch zunehmend darauf achten, dass ihr Kind seine eigene Meinung durch sinnvolle Argumenten begründet und diese anschaulich und verständlich vorträgt, dann ist es auch für seine schulischen Herausforderungen bestens gerüstet.

Der berühmte römische Redner, Politiker und Schriftsteller Cicero behauptete, dass ein Redner vor allem drei Dinge beachten müsse, nämlich

  1. was er vortragen will,
  2. in welcher Reihenfolge und
  3. auf welche Weise.

Wenn Ihr Kind andere Menschen von seiner Meinung – schriftlich wie mündlich – überzeugen möchte, dann sollte es sich auch heute noch an Cicero halten. Mit den folgenden fünf Schritten kann sich Ihr Kind zu jedem gefragten Thema eine eigene und überzeugende Meinung erarbeiten.

Schritt 1: Wissen aneignen

Verfügt Ihr Kind nicht über das nötige Wissen zu einem Thema, so kann es in Diskussionen leicht ins Straucheln kommen, beginnt vielleicht zu „schwafeln“ und wirkt so auf seine Diskussionspartner unglaubwürdig und wenig überzeugend. Daher sollte Ihr Kind besser das Sprichwort „Wissen ist Macht“ beherzigen. Menschen, die viel wissen, sind gerade in Diskussionen „mächtig“ und haben es leichter, andere mit guten Argumenten und stichhaltigen Fakten zu überzeugen. Wissen zu einem Thema kann sich Ihr Kind erarbeiten, indem es vielfältigen Informationsquellen nutzt, z.B.:

  • Fachbücher, Nachschlagewerke, Zeitschriften, Zeitungen,
  • Radio, Fernsehen und das Internet,
  • Rat von Experten, Informations- und Werbebroschüren, etc.

Schritt 2: Argumente sammeln

Eine Meinung haben Jugendliche zu einem Thema meist schnell, doch das Begründen dieser Meinung durch Argumente fällt ihnen oft umso schwerer. Doch genau darauf kommt es an, wenn Ihr Kind seine Meinung überzeugend vertreten will. Also Vorsicht mit allzu schnellen Meinungsäußerungen! Zunächst sollte Ihr Kind sich ausreichend tief mit dem entsprechenden Thema und den möglichen Positionen dazu befassen. Zahlreiche und gute Argumente sowohl für als auch gegen eine bestimmte Position findet Ihr Kind am besten bei der Informationsrecherche. Wichtig ist, dass Ihr Kind dabei zunächst alle Argumente vorurteilsfrei sammelt und objektiv betrachtet. So kann es sich für die anschließende Bewertung einen genauen Überblick verschaffen. Im Folgenden finden Sie mögliche Argumente zum Thema „Euro-Rettungsschirm zur Stabilisierung des Euros“.

Pro:

  1. Der Rettungsschirm bewahrt verschuldete Länder vor dem Staatsbankrott. Da es bisher kein Verfahren für eine geordnete Insolvenz eines Euro-Landes gibt, müssen Staatspleiten im Sinne der Stabilität des Euro verhindert werden.
  2. Ohne einen Rettungsschirm könnten Dominoeffekte auftreten, die zuerst die finanzschwächsten Länder und schließlich die gesamte Euro-Zone in Gefahr bringen.
  3. Deutschland als Exportnation profitiert wie kaum eine anderes Euro-Land von der gemeinsamen Währung.
  4. Staatsanleihen sind wegen des normalerweise sehr geringen Risikos Bestandteil in vielen Lebens- und Rentenversicherungen. Viele deutsche Banken haben in Anleihen der gefährdeten Euro-Länder investiert. Gehen diese Staaten pleite, verlieren diese Anleihen an Wert und bedrohen die Altersvorsorge deutscher Bürger.

Contra:

  1. Eine Rettungsschirmpolitik befreit die Schuldenstaaten von ihrer Schuldenverantwortlichkeit. Es sollten eher Anreize geschaffen werden, um eine weitere Verschuldung zu verhindern.
  2. Der deutsche Steuerzahler muss für Misswirtschaft und Schulden anderer Staaten aufkommen.
  3. Griechenland gibt zurzeit mehr Geld aus, als es durch Steuern einnimmt. Stellt man dem Land jetzt noch mehr Geld zur Verfügung, wird dies die Situation eher verschlechtern.
  4. Das eigentliche Problem Griechenlands, nämlich die mangelnde wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, wird durch ein Hilfspaket nicht gelöst.