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Das freiwillige Wiederholen einer Klasse oder eine Rückstufung während des Schuljahres müssen Eltern nicht als „Drama“ empfinden. Oft kann es hilfreich sein.
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Freiwilliges Wiederholen: Wann und warum es sinnvoll sein könnte

Probleme in der Schule

Sitzenbleiben in der Grundschule muss nicht sein. Fällt Lehrern oder Eltern auf, dass ein Kind große Schwierigkeiten hat, dem Schulstoff zu folgen, kann schnell die Notbremse gezogen werden. Das freiwillige Wiederholen einer Klasse oder eine Rückstufung während des Schuljahres müssen Eltern nicht als „Drama“ empfinden, denn es führt in den meisten Fällen zu entspannterem Lernen und besseren Noten. Vielleicht kann eine Rückstufung auch für Ihr Kind hilfreich sein? 

Expertenrat von 
Annette Holl, Grundschullehrerin

Was ist der Unterschied zwischen Rückstufung, Freiwillige Wiederholung und Sitzenbleiben?

RückstufungFreiwillige Wiederholung Sitzenbleiben
Ihr Kind wird während des Schuljahres in die vorhergehende Klassenstufe zurückversetzt – sinnvollerweise nach einem Ferienabschnitt oder zum Schulhalbjahr.Ihr Kind wiederholt auf Anraten des Lehrers und nur mit Ihrer Zustimmung oder auf Ihren eigenen Wunsch hin nach den Sommerferien die schon einmal durchlaufene Klassenstufe.Ihr Kind muss aufgrund einer sechs oder zwei Fünfen in den Hauptfächern (Deutsch und Mathe, gegebenenfalls Sachunterricht), die es nicht mit Zweiern in Nebenfächern ausgleichen kann, dieselbe Klassenstufe noch einmal wiederholen.

Gründe für eine Rückstufung

1. Längere Erkrankung Ihres Kindes

Ist Ihr Kind mehrere Wochen oder gar Monate krank gewesen, muss es parallel zum neu dazukommenden Lernstoff versuchen, die versäumten Inhalte nachzulernen. Gelingt ihm das nur mit sehr großer Mühe und unter viel Stress, kann eine Rückstufung während des Schuljahres in Erwägung gezogen werden.

2. Große Kenntnislücken

Sie üben fast täglich zu Hause mit Ihrem Kind oder arbeiten sogar nach einem Förderplan des Lehrers? Dennoch schafft Ihr Kind sein Lernpensum nie vollständig. Vielleicht hat Ihr Kind auch eine Teilleistungsstörung (z. B. eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, LRS), die sein Lerntempo stark einschränkt?

3. Vorzeitige Einschulung

Vielleicht war Ihr Kind im Kindergarten ein Durchstarter, den Sie guten Gewissens früher eingeschult haben. Inzwischen allerdings zeigt es schwache Leistungen oder ist kräftemäßig am Limit.

4. Familiäre Gründe

Die Trennung der Eltern, der Verlust eines Elternteils oder auch ein Umzug in ein anderes Bundesland mit anderen schulischen Anforderungen: Die meisten Kinder reagieren sehr emotional auf solche Ereignisse. Teilweise wirkt sich das stark auf die schulischen Leistungen aus.

Eine neue Chance für Ihr Kind

Vielleicht spielen Sie mit dem Gedanken, Ihr Kind zurückstufen zu lassen, oder der Lehrer hat Sie darauf angesprochen? Sehen Sie das auf keinen Fall als Versagen und Sitzenbleiben, sondern als Chance für Ihr Kind an! Es ist nämlich statistisch erwiesen, dass Kinder, die in der Grundschule ein Jahr wiederholen, notenmäßig besser werden. Ist Ihr Kind beispielsweise in Klasse 2 und hat große Probleme, ist es von Vorteil, schlecht sitzende Grundlagen wiederholt zu üben. So kommt es bestimmt besser mit dem stark ansteigenden Lernpensum in Klasse 3 zurecht. Auch ein zweimaliges Durchlaufen der dritten Klasse ist sicherlich kein Fehler, um mit dem Übergangsstress in Klasse 4 umgehen zu können. Sie tun Ihrem Kind mit der Zustimmung zu einer freiwilligen Wiederholung also einen Gefallen im Hinblick auf seine gesamte weitere Schullaufbahn.

Checkliste: Kann eine Rückstufung für Ihr Kind sinnvoll sein?

JaNein
Hat Ihr Kind immer weniger als die Hälfte der Punkte in Tests (in Klasse 1 und 2) bzw. sind die Noten Ihres Kindes grundsätzlich schlechter als Vier (in Klasse 3 und 4)? O  O
Hat Ihr Kind große Schwierigkeiten in Deutsch und/oder Mathe? O  O
Braucht Ihr Kind für seine Hausaufgaben in der Regel deutlich länger als 15 bis 30 Min. (Klasse 1 und 2) bzw. 45 bis 60 Min. (Klasse 3 und 4)? O  O
Ist es bei den Hausaufgaben immer auf Ihre Hilfe angewiesen? O  O
Kommt Ihr Kind immer sehr erschöpft von der Schule nach Hause? O  O
Spielt es gern mit jüngeren Kindern? O  O
War Ihr Kind ein „Kann-Kind“ und wurde es frühzeitig eingeschult? O  O
Bestehen momentan häusliche Probleme, die es extrem belasten? O  O
War Ihr Kind längere Zeit krank? O

  O

Auswertung:

Haben Sie viermal oder öfter mit „ja“ geantwortet, kann eine Rückstufung Ihres Kindes durchaus angebracht sein. Kontaktieren Sie baldmöglichst den Klassenlehrer! Auch bei dreimal „ja“ ist ein Gespräch mit dem Klassenlehrer über zusätzliche Übungsmöglichkeiten für zu Hause sicherlich angebracht.

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Kommentare zu "Freiwilliges Wiederholen: Wann und warum es sinnvoll sein könnte"
  • Philipp schreibt am 04.04.2019

    Guten Tag,
    eine Wiederholung der Klasse kann unter Umständen sehr wohl etwas mit dem Lehrer zu tun haben, wir sind umgezogen und hatten in Hessen eine sehr engagierte Lehrerin die sich intensiv um die Kinder gekümmert die Schwierigkeiten hatten. Da gab es mal ein Anruf um gemeinsam zu besprechen was man tun kann. Wir haben sogar den Fall, das wir die Zurückstufung mit der Direktion besprechen haben, weil die Klassenlehrerin nicht zugänglich ist und entsprechende Signale nicht erkennen kann oder will.

    Es ist wie in jedem Beruf, es gibt gute und weniger gute ....
  • Ines schreibt am 30.08.2018

    Guten Tag ich kann nur sagen das tägliches Lesetraining zu Hause unabdingbar ist. Den Lehrern kann man nicht immer den schwarzen Peter zuschieben. Die Klassen bestehen aus vielen Kindern da kann leider keine Förderung Einzelner stattfinden.
  • Heidi schreibt am 21.02.2018

    Kurz und knapp erlärt. Wir haben unsere Tochter auch von der 2.Klasse zum Halbjahr wieder in die 1.Klasse rückversetzen lassen. Die ersten beiden Schuljahre sind (für mich) einfach die Basis für die weiteren Schuljahre. Sie hatte so viele Anfangsschwierigkeiten, war noch zu verspielt etc., dass die Entscheidung für uns immer klarer wurde. Jetzt sind zwar erst 4 Wochen um, aber sie lacht wieder, ist motiviert und lernt freiwillig mehr als sie muss!! Sicherlich kommt man mit manchen Lehrern besser zurecht, aber man merkt auch schnell beim lernen zuhause wo die Defizite liegen und ob sie gravierend sind.
  • Simone schreibt am 30.09.2016

    Also, ich finde auch dass das nichts mit der Lehrerin zu tun hat, wenn Kinder in die Schule kommen müssen sie ja nicht nur den Lernstoff bzw. Rechnen, Schreiben,Lesen beherschen, sondern auch das ganze drumherum, das Tempo mit dem gearbeitet wird, still sitzen, zuhören, selbständig Arbeiten zu erledigen (wie z. B. meinen Arbeitsplatz sauber zu halten, Stifte spitzen usw..) Und für viele Kinder ist dies oft noch ein große Umstellung und das tragt sicher mit dazu bei dass sie irgendwo auch Schwächen haben, z.B. jetzt beim Lesen. Aber es würde doch auch wenig sinn machen, dass Kind durch die Schuljahre zu quälen, nur weil man selbst nicht damit zurecht kommt, ich denke wenn man dem Kind etwas mehr Zeit gibt ist das nur ein Vorteil und das heißt auch nicht, dass das Kind nicht klug oder intelligent genug, so ist, sondern es braucht einfach nur etwas länger und das finde ich nicht schlimm. Wir standen vor der selben Entscheidung bei unserem Sohn und wir haben ihn die Chance gegeben sich mit einem Schuljahr länger besser an die Schule und das ganze drumherum zu gewöhnen. doch muss das jedes Elternpaar für sich selbst entscheiden und sich vielleicht nochmal mit anderen eltern von Kindern dieser Klasse austauschen ob sie ähnliche Probleme haben!!!
  • Kathrin schreibt am 22.06.2016

    Liebe Frau Herbold,

    was hat das mit der Lehrerin zu tun, wenn Ihr Enkelkind den Anforderungen der 1. Klasse nicht gewachsen ist?

    Es ist so einfach, alles auf den Lehrer abzuschieben. Lernen Sie oder die Eltern denn mit dem Kind???
  • Irene Herbold schreibt am 02.06.2016

    meine Enkeltochter soll nach Beendigung des ersten Schuljahres nicht in die zweite Klasse versetzt werden weil sie nicht so fliesend liest. Ich finde das entsetzlich weil das Kind Ja nichts dafür kann, Ich finde es liegt an der Lehrerin
    man könnte diese Situation doch auch anders lösen
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