Wie viel Förderung braucht Ihr Kind?

Was benötigt ein Kind in den ersten Lebensjahren, damit es fit für die Zukunft wird? Braucht es dazu eine bestimmte Anzahl Förderkurse, oder ist es inzwischen des Guten manchmal schon zu viel? Wie viel Förderung ist wirklich wichtig und sinnvoll, damit sich Ihr Kind gut entwickelt? Dieser Beitrag verrät es Ihnen! 

Inhaltsverzeichnis

Erziehung & Entwicklung

Babys kommen mit einem unglaublichen Potenzial auf die Welt. Bis zum dritten Lebensjahr entstehen rund 200 Billionen Synapsen (Schaltstellen zwischen Nervenzellen) in ihrem Gehirn – doppelt so viele, wie später im Hirn eines Erwachsenen vorhanden sind. Von diesem Überschuss an Vernetzungen bleibt nur, was ein Kind auch wirklich gebraucht. Dieses Überangebot an Synapsen erlaubt es Kindern, in den ersten Jahren alles, was sie für das Überleben in ihrer Kultur benötigen, besonders schnell zu lernen. Die überzähligen Synapsen werden anschließend wieder abgebaut, um die Kommunikationsgeschwindigkeit der verwendeten Verbindungen zu optimieren. Deswegen haben Babys auch im wahrsten Sinne des Wortes oft eine „lange Leitung“, weil so manche Botschaft ihre optimale Strecke nicht gleich findet. Hier hilft nur geduldiges Üben. Daher sind Wiederholungen für Babys so wichtig (etwa 20-mal auf den Lichtschalter drücken und sehen, ob auch diesmal wieder das Licht angeht)!

Förderkurse für Ihr Kind: Alles zu seiner Zeit!

Eltern können sich dem allgemeine Trend, der da zu lauten scheint „je eher, desto besser“, nur schwer entziehen, ohne das Gefühl zu haben, ihrem Kind etwas vorzuenthalten und ihm Chancen zu verbauen. Dabei brauchen Kinder für viele Dinge, die sie in den ersten Lebensjahren lernen, erst einmal die nötigen körperlichen und geistigen Voraussetzungen. Aus diesem Grund macht es wenig Sinn, ihnen so früh wie möglich so viel wie möglich beibringen zu wollen. Das menschliche Gehirn kann nie etwas völlig Neues lernen, sondern nur an bereits vorhandenes Wissen anknüpfen. Deshalb müssen Babys und Kleinkinder erst einmal die nötigen Grundlagen aufbauen.

Förderung: Lassen Sie sich von den Zeitfenstern nicht stressen!

 Eltern wollen für ihr Kind nur das Beste, wenn sie es beizeiten fördern. Schließlich weiß man heute, dass es für verschiedene Fertigkeiten optimale Zeitfenster fürs Lernen gibt, die sich dann wieder schließen. „Torschlusspanik“ und Förderwahn sind in den meisten Fällen aber völlig unnötig. Auch wenn es im Lauf der Entwicklung immer wieder bestimmte Zeitfenster gibt, in denen Kinder eine neue Fähigkeit wie Laufen oder Sprechen erlernen, kann Versäumtes meist nachgeholt werden. So ist inzwischen durch Untersuchungen belegt, dass Babys, die wegen einer Krankheit lange liegen müssen, das Laufen genauso gut erlernen – nur eben etwas später. Beim Spracherwerb hat sich zwar gezeigt, dass nicht alle Versäumnisse aufzuholen sind. Allerdings beziehen sich die Untersuchungen auf diesem Gebiet auf Kinder, die extrem vernachlässigt oder gar misshandelt wurden. Die einzige bekannte Ausnahme stellt das Erlernen einer Zweitsprache dar. Hier gibt es bis zum sechsten Lebensjahr tatsächlich bessere Bedingungen als später, weil die Zweitsprache dann in derselben Hirnregion abgespeichert wird wie die Muttersprache, was danach nicht mehr möglich ist.

Mein Tipp:
Geld für Kinder-Sprachkurse können Sie sich in der Regel trotzdem sparen, weil eine Stunde Kurs pro Woche wenig Effekt hat. Es gibt keine einzige Untersuchung, die zeigt, dass solche gelegentlichen Übungseinheiten etwas bringen. Eine Zweitsprache wird nur dann gut erlernt, wenn in der Umgebung Ihres Kindes auch tatsächlich zwei Sprachen gesprochen werden, z. B. in einem bilingualen Kindergarten.