Individuell erziehen: Wie Sie den Charakter Ihres Kindes in der Erziehung berücksichtigen

Jedes Kind ist eine eigene kleine Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Daher gibt es kein Erziehungs-Erfolgsrezept, das bei allen Kindern gleichermaßen funktioniert. Erfahren Sie hier, welchem Kindertyp Ihr Sohn oder Ihre Tochter entspricht und worauf Sie in der Erziehung besonders achten sollten. 

Inhaltsverzeichnis

Charakterbezogene Erziehung

Nur wenn Sie wissen, welchem Charaktertyp Ihr Kind angehört, können Sie individuell auf seine Eigenarten eingehen. Eine Übersicht über die fünf typischen Kinder-Charaktere gibt Ihnen die Tabelle weiter unten.

Der Wirbelwind

Wirbelwind-Kinder brauchen Eltern, die ihnen frühzeitig und konsequent ihre Grenzen aufzeigen sowie ihnen, wenn nötig auch mehrmals, erklären, was richtig und was falsch ist. Dabei sollten sie möglichst ruhig und gelassen bleiben, selbst wenn das nicht immer leicht fällt. 

Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Wirbelwind: 

  • Sprechen Sie besonders eindeutig mit Ihrem Kind, sehen Sie es an, und stellen Sie sicher, dass es Ihnen zuhört.
  • Sagen Sie klar und deutlich, wenn Sie etwas stört – und  zwar nicht erst, wenn Sie kurz vorm Explodieren sind. Wirbelwind-Kinder bekommen Warnsignale, dass sie  jetzt über die Stränge schlagen, gar nicht mit, wenn sie  nicht direkt und deutlich darauf hingewiesen werden. Plötzliche Härte der Eltern oder gar ein Wutausbruch  erschrecken sie dann sehr.
  • Lenken und leiten Sie Ihr Kind mit ruhiger Hand – das baut Aggressionen ab. Seien Sie wohlwollend im Ton, aber  klar und sehr konsequent im Handeln.
  • Trainieren Sie mit Ihrem Kind Alternativen zu seinen  Wutanfällen. Statt sich auf den Boden zu werfen oder mit  den Türen zu knallen, kann es beispielsweise in ein Kissen  boxen oder Zeitungspapier zerknüllen.
  • Achten Sie auf viel Bewegung bei Sport und Spiel.
  • Befriedigen Sie die Neugier Ihres Kindes, auch wenn Sie  immer wieder neue Fragen beantworten müssen. Achten  Sie aber darauf, dass Ihr Kind nicht immer dazwischenredet,  und bitten Sie es, mit seinem Anliegen zu warten,  wenn Sie sich mit einer anderen Person unterhalten.
  • Unterstützen Sie seine fürsorgliche Ader, indem Sie ihm  erlauben, ein Haustier zu halten, oder es bitten, auf das Geschwisterchen aufzupassen.

Das Seelchen

Seelchen brauchen viel Ermutigung. Ihre Erziehung ist ein Balanceakt: Sie müssen Ihr Kind gleichzeitig halten und ihm  Sicherheit geben, es auf der anderen Seite aber auch loslassen.

Wichtige Erziehungsgrundsätze für das Seelchen:

  • Überprüfen Sie Ihr eigenes Verhalten. Nicht selten haben  auch Mütter ein Problem mit dem Abschied morgens im  Kindergarten!
  • Ihr Kind wird sich umso leichter von Ihnen  lösen können, wenn Sie innerlich bereit dafür sind und ihm  einen weiteren Schritt in die Selbstständigkeit erlauben. Ihr Kind braucht besonders viel Lob und Anerkennung, das stärkt sein Selbstbewusstsein.
  • Fördern Sie von Anfang an Kontakte zu anderen Kindern.  Seelchen sind oft eher mütterlich und kommen deswegen  mit jüngeren Kindern, die sich auch mal etwas sagen  lassen, besser aus. So kann es den Umgang mit anderen  Kindern üben und fühlt sich später in der Gruppe mit Gleichaltrigen weniger verloren.
  • Kleine Pflichten im Haushalt stärken sein Selbstbewusstsein.  Lassen Sie es viel helfen, denn jedes Erfolgserlebnis  hilft ihm ein Stück aus seiner Schüchternheit heraus.
  • Unterstützen Sie seine kreativen Fähigkeiten, auch das  stützt sein Selbstbewusstsein.
  • Ermuntern Sie es, seine Gefühle zu zeigen. Es muss sich  nicht immer still zurückziehen, sondern darf auch einmal wütend brüllen. Wie wäre es mit einem Wettkampf, wer am lautesten brüllt und am gefährlichsten klingt?

Der Anführer

Hinter dem Dominanzstreben, das Anführer-Kinder zeigen,  steckt oft die Angst, nicht alles unter Kontrolle zu haben und ausgegrenzt zu werden. Solche Kinder müssen einerseits gestützt  und andererseits in ihre Schranken gewiesen werden, frei nach  dem Motto: „Ich liebe dich so, wie du bist, mit allen Stärken und  Schwächen. Du brauchst dich gar nicht extra aufzuspielen!“ 

Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Anführer: 

  • Ihr Kind braucht sichere Grenzen. Begründen Sie, warum  es sich an bestimmte Regeln halten muss, und bestehen Sie darauf, dass diese auch konsequent eingehalten werden.
  • Geben Sie nicht zu viel nach, und lesen Sie ihm nicht jeden Wunsch von den Augen ab. 
  • Erklären Sie Ihrem Kind, dass sich jeder Mensch an  bestimmte Spielregeln halten muss. Besprechen Sie mit ihm, warum es stets auch die Meinungen und Wünsche  der anderen anhören und berücksichtigen sollte.
  • Üben Sie im Familienalltag Kompromisslösungen ein. Denn die braucht Ihr Kind das ganze Leben lang, und  noch fallen sie ihm schwer. Macht es Theater beim Einkaufen,  könnten Sie z. B. sagen: „Nein, wir kaufen keine  Süßigkeiten. Du darfst dafür aber auswählen, welchen  Jogurt wir nehmen, und dir dein Lieblingsobst in der Obstabteilung selbst abwiegen.“ 
  • Anführer-Kinder profitieren sehr von Kontakten zu älteren Kindern oder vom Mannschaftssport. Beides sollten Sie fördern. So lernt Ihr Kind, sich fair zu verhalten, und gewöhnt sich daran, dass nicht alles nach seinem Kopf geht.
  • Anführer-Kinder sind meist sehr sozial veranlagt. Sie freuen sich, wenn sie eine „wichtige“ Aufgabe zugewiesen bekommen. – Sie möchten sich mit Ihrem Besuch ungestört unterhalten,  aber Ihr Kind stört immer wieder? Geben Sie ihm eine Aufgabe, mit deren Erledigung es danach glänzen  kann. Vielleicht mag Ihr Kind ein Puzzle legen und danach vorzeigen? Oder es putzt mit einem Klecks Spülmittel das Waschbecken im Bad, und Sie freuen sich anschließend, weil Sie so ein großes Kind haben, das Ihnen prima hilft.