Trotzphase: So reagieren Sie richtig auf Ihr trotziges Kleinkind!

Nicht nur in der typischen Trotzphase von 3 Jahren oder in der Pubertät können Kinder ihre Eltern durch Wutanfälle richtig herausfordern. Lesen Sie hier, wie Sie bei einem Wutanfall mit Ihrem KInd in der Trotzphase richtig umgehen, damit der Familienfrieden erhalten bleibt. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungs-Tipps für Kleinkinder in der Trotzphase

Kindererziehung zieht sich über die gesamte Entwicklungsphase vom Säugling bis zum volljährigen Jugendlichen hin, manchmal auch noch darüber hinaus. Im Zusammenleben zwischen Eltern und Kindern gibt es immer wieder mal Trotzphasen, in denen alle an ihre Grenzen stoßen und Wutanfälle bei Kindern an der Tagesordnung sind. Doch so eine Trotzphase ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Oft hilft es, sich bei den Reaktionen auf den Wutanfall des Kindes auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Eltern wissen häufig ganz genau, was die Ursache für den Wutanfall bei Ihrem kleinen Trotzkopf ist. Versuchen Sie also, in einer Trotzphase nicht gleich emotional zu reagieren, sondern schauen Sie erst mal hinter die Reaktion Ihres Kindes beim Wutanfall. Welche Ursache könnte der Wutanfall haben?

  1. Ist Ihr kleiner Trotzkopf enttäuscht, weil ein Versprechen nicht eingehalten wurde?
  2. Ist Ihr kleiner Trotzkopf wütend, weil es von einem anderen Kind oder Erwachsenen geärgert wurde?
  3. Ist Ihr kleiner Trotzkopf gekränkt, weil seine Anstrengungen nicht beachtet wurden?
  4. Fühlt Ihr kleiner Trotzkopf sich schlecht, weil es kränkelt oder müde und unausgeschlafen ist?
  5. Ist Ihr kleiner Trotzkopf traurig?
  6. Hat Ihr kleiner Trotzkopf Angst?
  7. Möchte Ihr kleiner Trotzkopf herumalbern, obwohl dafür nicht der richtige Zeitpunkt ist?
  8. Fühlt Ihr kleiner Trotzkopf sich missverstanden und ungeliebt, weil niemand Zeit hat?
  9. Fühlt Ihr kleiner Trotzkopf sich unter- oder überfordert?

Hinter jeder Reaktion bei einem Wutanfall eines Kindes steckt auch ein Grund, warum es sich gerade jetzt so verhält. In den meisten Fällen gelingt es Eltern ohne große Schwierigkeiten, auf eine Trotzphase Ihres Kindes zu reagieren, wenn Sie sich über die Ursachen des Wutanfalls im Klaren sind. Sie müssen dann entscheiden, ob sie auf die Befindlichkeiten Ihres Kindes eingehen oder eine klare Entscheidung treffen, die dann auch umgesetzt werden muss.

Trotzphase bei Kleinkindern: Tief durchatmen und dann genau hinsehen

Vergessen Sie bei den Wutanfällen Ihres Kindes nicht, dass die Gefühle in diesem Alter noch sehr dicht unter der Oberfläche schlummern und immer recht schnell bei einem Wutanfall in der Trotzphase gezeigt werden möchten. Die nötige Distanz, die Sie sich im Laufe vieler Jahre antrainiert haben, ist bei Grundschuldkindern noch nicht vorhanden. Das bedeutet aber auch, dass Reaktionen auf unerwünschte Verhaltensweisen oder Wutanfälle nicht Zeit bis zum nächsten Tag haben. Kinder brauchen eindeutige und schnelle Rückmeldungen, damit sie aus der Abwärtsspirale von Wut, Angst und Frustration ausbrechen können.

Vermeiden Sie ein verbales Gefecht mit Ihrem trotzigen Kleinkind

Auf keinen Fall sollten Sie wütende Beschimpfungen, Anschuldigungen oder Vorwürfe Ihres Kindes mit gleicher Münze bei einem Wutanfall heimzahlen. Obwohl es sicherlich schmerzt, wenn Ihr kleiner Trotzkopf Sie im Eifer des Wutanfalls beschimpft, sollten Sie bei dieser Trotzphase möglichst ruhig und gelassen bleiben. Versuchen Sie unbedingt herauszubekommen, welches Ereignis hinter der Trotzphase steckt. Fragen Sie nach und bleiben Sie bei Ihrem Trotzkopf hartnäckig dabei, bis er sich auf ein ehrliches Gespräch einlässt. Die Reaktionen und verbalen Attacken bei einem Wutanfall Ihres Kindes können ganz unterschiedliche Gründe haben, im Abonnenten-Teil geben wir Ihnen ein paar Beispiele.

So reagieren Sie richtig auf ängstliche Kinder

Manchen Kindern fällt es sehr schwer, ihre Ängste offen einzugestehen und die Eltern um Hilfe zu bitten. Viel leichter gelingt es ihnen, sich hinter einer ruppigen Fassade zu verstecken und der Angst einflößenden Situation so aus dem Weg zu gehen. Eltern brauchen in solchen Fällen viel Fingerspitzengefühl, um wirklich zu erkennen, was hinter dem Verhalten ihres Kindes steht. Angst ist nichts Schlimmes, und sie vor den eigenen Eltern einzugestehen, sollten Kinder nicht verlernen. Haken Sie nach, warum Ihrem Kind das nicht gelungen ist. Außerdem sollten Sie den Ursachen der Angst auf die Schliche kommen, damit Ihr Kind sich nicht mehr fürchten muss.

So reagieren Sie richtig auf müde, erschöpfte und kränkelnde Kleinkinder

Wenn Kinder sich aus Müdigkeit oder Erschöpfung in eine Dauerquengelphase hineingesteigert haben, hilft Reden oft nicht mehr weiter. Hier müssen Sie Ihre Erziehungsautorität aufwenden und klare Ansagen machen. Müde und erschöpfte Kinder gehören ohne viele Diskussionen ins Bett, das Einschlafen kann mit leiser Musik, einer Kinderkassette oder einer Gute-Nacht-Geschichte erleichtert werden. Ist es noch nicht Abend, so schaffen Sie Ihrem Kind einen ruhigen Platz auf dem Sofa. Seien Sie liebevoll, aber konsequent, denn in solch einer Situation können Kinder nicht einschätzen, was das Beste für sie ist. Im Falle einer sich ankündigenden Krankheit müssen Sie entscheiden, ob der Besuch beim Kinderarzt bis zum nächsten Tag Zeit hat.

So reagieren Sie richtig auf über- oder unterforderte Kinder in der Trotzphase

Sowohl Langeweile und Eintönigkeit als auch extremer Leistungsdruck oder ständige Überforderung können ein Kind an seine Grenzen bringen. Auch hier ist Ihrem Kind mit ständigem Reden nicht viel geholfen, sondern es muss ein Ausweg aus der belastenden Situation gefunden werden. Stellen Sie durch einfühlsame Fragen erst einmal fest, worunter Ihr Kind besonders leidet. Entscheiden Sie dann je nach Alter des Kindes, was die Situation verbessern könnte. Vielleicht hat es die falschen Freunde, bei denen es sich nicht entfalten kann? Möglicherweise fehlt ihm ein interessantes Hobby? Aber auch anhaltender Schulstress und kontinuierlich schlechte Noten können zu Trotzreaktionen, Wutanfällen oder auch emotionalem Rückzug führen.

Grenzen helfen trotzigen Kleinkindern, sich angemessen zu verhalten

Auch wenn Ihr Kind einen guten Grund hat, sich wütend und trotzig zu verhalten, ist es nicht in Ordnung, andere Menschen zu beschimpfen oder mit Worten zu verletzen. Das lernt Ihr Kind am besten, indem Sie es ihm beibringen. Zeigen Sie also immer deutlich, dass Sie Beschimpfungen und persönliche Angriffe nicht gut heißen. Es ist durchaus in Ordnung, nach dem Abklingen der akuten Krisensituation, von Ihrem Kind eine Entschuldigung für Beleidigungen oder Beschimpfungen zu verlangen. Immerhin geben Sie ja auch Ihre Fehler uneingeschränkt zu – ein gutes Vorbild für angemessenes Verhalten

So reagieren Sie richtig auf gekränkte oder enttäuschte Kinder

Haben Sie Ihrem Kind etwas versprochen, was Sie aus Zeitmangel oder anderen Gründen leider nicht einhalten konnten? Haben Sie Ihrem Kind nicht richtig zugehört, als es Ihnen etwas Wichtiges erzählt hat? Schnell passiert es in der Hektik und den vielfältigen Anforderungen des Alltags, dass die Bedürfnisse von Kindern zur Seite geschoben oder übersehen werden. Ein echter Grund, wütend zu sein! Hier müssen Sie auf die Gefühle Ihres Kindes eingehen und sich für das eigene Fehlverhalten entschuldigen. Erklären Sie Ihrem Kind geduldig, warum Sie keine Zeit gehabt haben, und geloben Sie Besserung. Nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit zur Versöhnung und stellen Sie den Familienfrieden mit einem kleinen Spiel wieder her.

Jonas will mehr von seinem Vater

Jonas möchte seinem Vater, als der abends nach Hause kommt, unbedingt sofort etwas aus der Schule erzählen. Sein Vater wehrt den Jungen aber erst mal ab und hört nur mit einem Ohr zu, weil er die anderen Familienmitglieder begrüßen möchte und Hunger hat. Dabei bekommt er die wichtigsten Informationen nicht mit. Jonas ist enttäuscht. Nach dem Essen fragt sein Vater dann genauer nach, aber Jonas motzt jetzt: „Du bist blöd, lass mich in Ruhe!“ 

  • Was das bedeutet: „Jetzt habe ich die ganze Zeit versucht, mit dir zu reden, aber du hörst mir ja nicht zu!“ 
  • Gute Elternreaktion: „Entschuldige Jonas, du bist zu Recht sauer, aber bitte nenn mich nicht blöd, denn das kränkt mich. Ich habe wirklich nicht zugehört, weil ich etwas anderes nebenbei gemacht habe. Jetzt nehme ich mir aber Zeit für dich. Was ist denn los?“ 
  • Schlechte Elternreaktion: „Na bitte, wenn du willst. Ich bin schließlich auch kaputt und müde und kann mich nicht immer sofort um deine Bedürfnisse kümmern.

Sandra hat Angst zu versagen

Nach den Hausaufgaben muss Sandra noch für die morgige Mathe-Arbeit lernen. Ihre Mutter möchte helfen, aber plötzlich schmeißt Sandra ihr Heft in die Ecke und ruft wütend: „Lernen ist blöd, ich will jetzt spielen und nicht noch weiter arbeiten. Außerdem kannst du mich gar nicht zwingen, morgen in die Schule zu gehen!“ 

  • Was das bedeutet: „Ich glaube, ich schaffe das sowieso nicht. Bestimmt versage ich morgen in der Arbeit wieder. Dann will ich mich auch gar nicht erst damit befassen.
  • Gute Elternreaktion: „Ja, du hast wirklich schon viel gearbeitet heute, und Schule ist manchmal ganz schön anstrengend. Aber wenn wir jetzt nicht zusammen Mathe lernen, wird die Arbeit bestimmt sehr schwer für dich. Lass uns eine kleine Pause machen, und dann schauen wir uns die Aufgaben mal ganz in Ruhe an. Ich bin sicher, du kannst viel mehr, als du jetzt glaubst, und wenn du eine 3 schaffst, sind wir doch alle zufrieden.“ 
  • Schlechte Elternreaktion: „Jetzt beeil dich mal, schließlich sitzen wir schon eine Weile wegen der Hausaufgaben hier. In einer halben Stunde ist meine Geduld am Ende, also lass uns endlich anfangen. So schwer kann das ja nicht sein, die anderen Kinder können das doch auch!

Tim fühlt sich matt und schlapp

Tim kommt nach der Schule heim und wirft sich gleich erschöpft auf sein Bett. Die Schultasche landet im Flur, und die Schuhe fliegen durch sein Zimmer. Er macht eine CD an und steckt sich Kopfhörer in die Ohren. Als seine Mutter ihn ermahnt, jetzt schnell etwas zu essen, um nicht zu spät zum Schwimmtraining zu kommen, reagiert er sauer. Tim zieht die Bettdecke über den Kopf und murmelt: „Scheiß Schwimmtraining, ich habe keine Lust auf den Quatsch, geh doch selber hin.“ 

  • Was das bedeutet: „Heute fühle ich mich so mies, ich will nur noch ausruhen. Lasst mich doch alle in Ruhe, ich brauche unbedingt eine Pause.
  • Gute Elternreaktion: „Du hast doch sonst immer Lust aufs Schwimmen, ist heute irgendetwas passiert? Ich setze mich mal zu dir, und du erzählst mir, was los ist. Hast du keinen Hunger? Fühlst du dich nicht gut?“ 
  • Schlechte Elternreaktion: „Jetzt haben wir den teuren Kurs bezahlt, und du willst nicht hingehen? Kommt gar nicht in Frage, oder wir ziehen dir die Gebühr vom Taschengeld ab.

Bea wächst alles über den Kopf

Bea hat sich viel vorgenommen und in der Theatergruppe der Schule eine große Rolle übernommen. Mit der Zeit stellt sich aber heraus, dass sie nicht gut auswendig lernen kann und ihre Rolle sie überfordert. Bea möchte das aber nicht zugeben, weil ihr das peinlich ist. Stattdessen lernt sie immer mehr und gerät unter großen Druck. Auf die Frage der Oma, wann denn die Premiere ist, schreit Bea plötzlich los: „Immer fragen mich alle das Gleiche, ich kann das nicht mehr hören. Ihr geht mir alle total auf die Nerven!“ 

  • Was das bedeutet: „Die Premiere rückt immer näher, und ich bin in meiner Rolle noch ganz unsicher. Das ganze Projekt überfordert mich total, und ich weiß nicht, wie das alles funktionieren soll.“ 
  • Gute Elternreaktion: „Bea, sollen wir mal zusammen mit deiner Lehrerin reden, ob die Rolle nicht etwas verkleinert werden kann? Ich glaube, sie hat den Umfang dieser Aufgabe für dich etwas falsch eingeschätzt? Morgen gehen wir mal zusammen zu ihr.“ 
  • Schlechte Elternreaktion: „Ach Bea, so redet man nicht mit seiner Oma. Du hast dich für die Rolle entschieden, und jetzt ziehst du das auch durch. Wie sieht das denn aus, wenn du jetzt aufgibst?“

Manchmal sind Kinder auch grundlos schlecht gelaunt

Nicht immer stecken hinter Wut und Trotz handfeste, nachvollziehbare Gründe. Ab und zu wird auch Ihr Kind vom „wilden Affen gebissen“ und lässt seine miese Laune am Nächstbesten aus. In diesen Fällen hilft weder Reden noch Diskutieren, denn dann brauchen Kinder einfach ein Ventil, um die schlechte Stimmung wieder loszuwerden.

  • Mein Tipp: Verlieren Sie auch in anstrengenden Situationen nicht Ihren Humor, denn der hilft Ihnen und Ihrem Kind, die Situation aus der Distanz zu betrachten und nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Auch kann es nützlich sein, eine der schwierigen Situationen nach ein paar Tagen in einem Rollenspiel nachzuspielen. Es wird Ihrem Kind großen Spaß machen, wenn Sie dabei die Rollen tauschen. Eine Mutter, die im Wutanfall Türen zuknallt, spiegelt dabei dann das Verhalten des Kindes wider.