So verabreichen Sie Ihrem Kind Medikamente richtig

Wenn Ihr Kind krank ist, möchten Sie ihm ganz schnell helfen. Doch leider sind Kinder von Medikamenten wie Augentropfen oder bitteren Antibiotika-Säften alles andere als begeistert. Lesen Sie hier, wie Sie Zäpfchen, Tropfen & Co. richtig verabreichen und welche Tricks es dabei gibt. 

Inhaltsverzeichnis

Medikamente bei Kindern richtig verabreichen

Ein wichtiger Hinweis vorweg: Wenn Ihr Kind bei der Einnahme von Medikamenten Theater macht, dürfen Sie dies Ihrem Kinderarzt sagen! Denn damit sind Sie nichtallein, und Kinderärzten ist das Problem recht geläufig.Zusammen mit dem Arzt können Sie überlegen, was beiIhrem Kind am besten verabreichen, und oft kann durch dieVerordnung eines anderen Mittels oder einer anderen Anwendungsform(z. B. Saft statt Zäpfchen) viel erreicht werden. Beileichteren Erkrankungen wie etwa einer Erkältung könnenSie Ihrem Kind mit Hausmitteln meist genauso gut und mitweniger Stress helfen.

Medikamente verabreichen bei Kindern: Die korrekte Dosierung ist entscheidend

Weil Kinder noch wachsen, verändert sich ihr Gewicht langsam, aber stetig. Deswegen ist es am besten, wenn Sie Arzneimittel nach dem Gewicht und nicht nach dem Alter Ihres Kindes dosieren – obwohl die Angaben für die meisten Kinder ohnehin übereinstimmen. Verwenden Sie zum Dosieren von Säften immer den der Arznei beiliegenden Messlöffel und nicht einen normalen Tee- oder Esslöffel. Am genauesten klappt die Dosierung mit einer Pipette oder Spritze ohne Nadel, die Ihnen der Arzt mitgibt oder die Sie in der Apotheke erhalten können. Für Babys gibt es so genannte Medizin-Schnuller, in die flüssige oder in Wasser aufgelöste Medikamente eingefüllt werden können. Durch eine Lochung am Sauger nimmt das Baby beim Nuckeln anschließend seine Arznei ein .Medizin-Schnuller gibt es in der Apotheke oder im Babyfachhandel für rund 5 Euro.

Die richtige Technik für das Verabreichen von  Zäpfchen, Augen- und Ohrentropfen bei Kindern

Für jede Medizin-Verabreichung gilt: Wenn Ihr Kind trotz altersgemäßer Erklärung und einer in Aussicht stehenden Belohnung nicht mitspielen will, müssen Sie ihm wichtige Medikamente notfalls mit sanfter Gewalt eingeben. Bitten Sie z. B. eine zweite Person um Hilfe, die Ihr Kind festhält, wenn Sie ihm Augentropfen verabreichen müssen. Ein strampelndes Baby können Sie fest in eine Decke einwickeln, um es ein wenig zur Ruhe zu bringen.

Zum Einführen eines Zäpfchens sollte Ihr Kind am besten mit angewinkelten Beinen auf der Seite liegen. Das Zäpfchen „flutscht“ besser, wenn Sie einen Klecks Creme draufgeben oder es kurz in warmes Wasser tauchen. Damit es nach dem Einführen nicht gleich wieder herausrutscht, drücken Sie die Pobacken Ihres Kindes für kurze Zeit leicht zusammen.

Mein Tipp
Zäpfchen haben meist Torpedoform und werden üblicherweise mit der Spitze voran eingeführt. Eine Studie an 60 Erwachsenen und 40 Kindern kam zu dem verblüffenden Ergebnis, dass Zäpfchen besser im Enddarm bleiben, wenn sie mit der Basis voran (also quasi „verkehrtherum“) eingeführt werden. Sogar das Nachschieben mit dem Finger kann man sich dann fast immer sparen. 

Ohrentropfen sollten möglichst körperwarm sein, bevor Sie sie Ihrem Kind in den Gehörgang träufeln. Wärmen Sie das Fläschchen zuvor in der Hand oder in warmem Wasser an.Wenn Sie den Kopf Ihres Kindes seitlich auf Ihren Schoß legen, können die Tropfen gut und sicher in das Ohr hineinlaufen. Achtung: Hat Ihr Kind ein Loch im Trommelfell oder hat es Paukenröhrchen liegen, dürfen Sie ihm keine Ohrentropfen geben, es sei denn, der Arzt hätte sie verordnet.

Augentropfen sind bei Kindern besonders unbeliebt. Bei kleineren Kindern brauchen Sie Hilfe durch eine zweite Person, die den Kopf des Mini-Patienten festhält. Ihr Kind sollte zum Eintropfen auf dem Rücken liegen oder so auf dem Schoß der Hilfsperson sitzen, dass es den Kopf nach hinten beugen („Schau mal an die Decke!“) und sich an sie anlehnen kann. Ziehen Sie vorsichtig das Unterlid Ihres Kindes seitlich oder nach unten vom Auge weg, halten Sie die Flasche direkt über das Auge und lassen Sie den Tropfen in die Tasche zwischen Auge und Unterlid fallen. Versuchen Sie das „Weiße“ im Auge zu treffen, denn dort ist das Auge weniger empfindlich. Augentropfen lassen sich meist leichter verabreichen als Augensalbe. Klagt Ihr Kind, dass die Augentropfen brennen, ist daran häufig die Konservierung (meist Benzalkoniumchlorid) schuld. Bitten Sie den Arzt, ein Präparat in Eindosisbehältern zu verschreiben. Darin ist kein Konservierungsstoff enthalten. Sie können die Eindosisbehälter nach dem Öffnen 24 Stunden lang verwenden, sofern Sie den geöffneten Behälter mit der Spitze nach oben in ein sauberes Schnapsglas stellen, sodass die Spitze keine anderen Gegenstände berührt. Wichtig bei allen Tropfen: Berühren Sie mit der Pipette nie das kranke Ohr oder Auge und fassen Sie die Dosierspitze nicht mit der Hand an, sonst kann es zu Verunreinigungen und Infektionen kommen.

Mein Tipp
Wenn Sie flüssige Arzneien wie Säfte, Augen-, Nasen- oder Ohrentropfen anbrechen, sollten Sie das Datum auf der Packung notieren. Geöffnete Augentropfen sollten Sie niemals länger als sechs Wochen benutzen und Reste nach dieser Zeit wegwerfen. Andere Säfte oder Tropfen sind nach Anbruch im Kühlschrank maximal sechs Monate haltbar, sofern in der Packungsbeilage nicht ein kürzerer Zeitraum genannt wird (z. B. bei Antibiotika, hier sollten Sie eventuelle Reste grundsätzlich entsorgen!). Eine Ausnahme bilden Tropfen mit hohem Alkoholgehalt (ab 30 Prozent) – die sind länger haltbar, aber für Kinder nicht zu empfehlen.

Geben Sie Medikamente für Kinder nicht in den Brei

Wenn ihr Kind beim Verabreichen von Medikamente streikt, bekommen Eltern oft den Tipp, die Medizin fürs Baby oder Kleinkind doch einfach ins Milchfläschchen oder in den Brei zu geben. Das ist jedoch aus mehreren Gründen ungünstig:

  • Viele Kinder riechen den Braten im wahrsten Sinne des Wortes und verweigern dann die ganze Mahlzeit.
  • Wird nicht die ganze Flasche ausgetrunken oder alles aufgegessen, bekommt Ihr Kind nur einen Teil der nötigen Arzneimenge.
  • Medikamente, die zusammen mit zu viel Essen oder Getränken genommen werden, könnten eventuell zu stark verdünnt werden und so ihre Wirkung verlieren.
  • Nicht jede Arznei darf mit Nahrungsmitteln gemischt werden. So büßen Eisen- und Fluorpräparate sowie manche Antibiotika von ihrer Wirkung ein, wenn sie zusammen mit Milch oder Milchprodukten eingenommen werden. Bis zwei Stunden vor und ab zwei Stunden nach der Einnahme sind Milch und Milchprodukte jedoch erlaubt. Manche Antibiotika wie Penicillin und Erythromycin sollten nicht mit Fruchtsäften (insbesondere Grapefruitsaft) genommen werden. Lesen Sie vorher genau den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
  • Wie Sie es schaffen, dass Ihr Kind die Medizin schluckt

    Viele Arzneisäfte für Kinder sind stark aromatisiert und gesüßt, haben aber trotzdem einen bitteren Nachgeschmack. Versuchen Sie Ihrem Kind niemals einzureden, dass der Saft doch lecker ist! Ihr Kind würde sich nach der ersten Gabe belogen fühlen. Treten Sie ganz entschlossen auf. Behutsame Vorankündigungen und lange Erklärungen, wofür die Arznei gut ist, verunsichern Ihr Kind eher und wecken seinen Widerstand. Sagen Sie lediglich kurz und entschieden: „Ich gebe dir jetzt diesen Saft. Der ist ganz wichtig, damit es dir bald wieder besser geht.“ Bewahren Sie Arzneisäfte im Kühlschrank auf, denn gut gekühlt ist der Geschmack weniger intensiv. Säfte, die schlecht schmecken, lassen sich mit einer Pipette oder Spritze hinter die Backenzähne träufeln. Das löst den Schluckreflex aus, und der Saft kommt kaum mit der Zunge in Berührung. Daher wird selbst ein bitterer Geschmack weniger wahrgenommen. Zusätzlich kann es helfen, wenn Sie Ihrem Kind beim Schlucken die Nase zuhalten. Geben Sie Ihrem Kind etwas Süßes zum Nachtrinken (gesüßter Tee oder ausnahmsweise auch Limonade), ein Stückchen Obst oder einen Keks. Auch ein Bonbon oder Lutscher als Belohnung kommen in Frage, wenn die Einnahme eines schlecht schmeckenden Antibiotikums dringend erforderlich ist. Tropfen können Sie Ihrem Kind auf einem Stückchen Zucker geben oder mit einem Teelöffel Sirup oder Honig.

    Was tun, wenn Kinder die Tabletten nicht schlucken wollen oder können?

    Auch wenn Kinder ohnehin meist Säfte oder Zäpfchen verschrieben bekommen, kann es doch einmal vorkommen, dass der Arzt Kapseln, Tabletten oder Dragees verordnet hat. Doch was tun, wenn Ihr Kind diese nicht schlucken kann oder will? Kapseln können Sie, wenn Arzt oder Apotheker grünes Licht gegeben haben, auseinander ziehen oder aufstechen und Ihrem Kind den Inhalt vom Löffel (eventuellmit etwas Nahrung) verabreichen. Tabletten können im Mörser klein gerieben oder in etwas Wasser aufgelöst werden. Aber auch hier müssen Sie vorhernachfragen, denn Filmtabletten sind z. B. mit einem speziellenÜberzug versehen, der den Wirkstoff vor der Magensäureschützen soll, und dürfen nicht zerkleinert werden. Dragees, also Tabletten mit einem Überzug, sollten nicht zerkleinert werden, denn der Überzug soll denWirkstoff schützen oder aber verhindern, dass derPatient den z.B. bitteren Wirkstoff schmeckt.Geben Sie Ihrem Kind Medikamente nicht im Liegen ein. Besser rutscht die Tablette, wenn Ihr Kind sie aufrechtsitzend oder stehend einnimmt. Geben Sie die Arznei aufdie Zunge Ihres Kindes und lassen Sie es bei leicht nachvorn geneigtem Kopf (nicht in den Nacken legen!) einengroßen Schluck nachtrinken. Weil die Tablette nun auf derFlüssigkeit schwimmt, bewegt sie sich automatisch inRichtung Rachen.Damit Kapseln und Tabletten nicht in der Speiseröhre klebenbleiben, sollte Ihr Kind mindestens 100 ml Flüssigkeit (ein halbes Glas voll) danach trinken, am besten Wasser.Wenn das Schlucken mit Wasser nicht klappt, geht es oftleichter in einem Löffel Apfelmus oder Kartoffelbrei.

    Was tun, wenn Ihr Kind das Medikament wieder ausgespuckt hat?

    Hat Ihr kleiner Patient etwa Saft wieder ausgespuckt, sieht das oft nach mehr aus, als es wirklich ist. Selten spucken Kinder wirklich alles wieder aus. Sie müssen deswegen in der Regel die Einnahme nicht wiederholen. Geben Sie einfach die nächste Gabe in der vorgeschriebenen Dosierung zum vorgesehenen Zeitpunkt. Spuckt Ihr Kind das Medikament regelmäßig wieder aus, sollten Sie Ihren Kinderarzt darauf ansprechen, ob es nicht andere Einnahmemöglichkeiten gibt. Wenn Ihr Kind nach der Einnahme erbricht, muss die ganze Sache differenzierter betrachtet werden. Bei Medikamenten, die Ihr Kind auf nüchternen Magen bekommen hat (eine halbe bis eine Stunde vor der Mahlzeit), genügen oftmals schon 15 Minuten, damit ein ausreichender Teil in den Darm gelangt und wirken kann. Hat es das Arzneimittel zusammen mit oder nach einer Mahlzeit eingenommen, sollten Sie die Gabe wiederholen, wenn es sich um ein wichtiges Medikament (z. B.Antibiotikum) handelt und Ihr Kind innerhalb der ersten Stunde nach der Verabreichung größere Mengen erbrochen hat. Tritt das Erbrechen häufiger als zweimal auf, wenden Sie sich bitte an den Kinderarzt.