Mit 9 schon in der Pubertät: Wie Sie Trotz und Wut richtig begegnen

Ihr Kind ist noch in der Grundschule, verhält sich aber schon manchmal wie ein „durchgeknallter“ Teenager? Ihr Sohn bekommt Pickel und Ihre Tochter wächst rasant? Die Pubertät lässt grüßen! Ob Ihr Kind schon mit den Hormonumstellungen kämpft und wie Sie Stimmungsschwankungen richtig begegnen, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

5 Tipps zur frühen Pubertät

Wenn Kinder schon in der Grundschule in die Pubertät kommen, sind viele Eltern stark verunsichert. Der schwierige Lebensabschnitt wird meistens später erwartet, doch der „Umbau“ vom Kind zum Jugendlichen findet heutzutage immer früher statt, und menstruierende Mädchen in der 4. Klasse sind inzwischen im Gegensatz zu früher keine Seltenheit mehr. Jungs sind erst etwas später dran, sie lassen sich im Schnitt ein bis zwei Jahre länger Zeit, um in die Phase der Pubertät einzutreten. Doch erste Verhaltensänderungen können ebenfalls schon die Vorboten der Pubertät sein.

In der Pubertät wird Ihr Kind sich selber fremd

Neben den körperlichen Veränderungen wie dem Haarwuchs am Körper, dem allgemeinen Wachstum oder der Entwicklung der Geschlechtsteile sind die Stimmungsschwankungen und die Identitätssuche bei Jungen und Mädchen am schwierigsten zu bewältigen.Das verunsichert die Kinder ebenso wie ihre Eltern. Besonders wenn Eltern auf die Pubertät noch gar nicht vorbereitet sind, kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen und Krisen in der Familie.

Pubertät beim MädchenPubertät beim Jungen
Ausgelöst durch hormonelle Veränderungen, ist das Wachsen der Brust bei Mädchen häufig das erste Zeichen der beginnenden Pubertät. In der Regel findet es im Alter von neun bis zehn Jahren statt, von Mädchen zu Mädchen kann es aber große Unterschiede geben.Bei Jungen beginnt die Pubertät  mit dem Wachstum der Hoden, des Penis und der Schamhaare, in der Regel um das elfte Lebensjahr herum. Auch hier gibt es große Unterschiede – sowohl Früh- als auch Spätentwickler sind normal.

Diese Verhaltensänderungen kündigen die Pubertät an

Die hormonelle Umstellung ist für eine Reihe von Veränderungen verantwortlich, die sowohl für die Kinder als auch für die Eltern sehr anstrengend sein können. Dazu zählen unter anderem:

  • Ihr Kind schläft schlechter.
  • Ihr Kind ist manchmal überaus glücklich und dann auch schnell wieder sehr unglücklich.
  • Ihr Kind wird „zickig“.
  • Ihr Kind reagiert aggressiver als sonst.
  • Ihr Kind streitet sich schnell und häufig.
  • Ihr Kind fühlt sich missverstanden.
  • Sie können es Ihrem Kind nur schwer recht machen.
  • Ihr Kind möchte sich nichts mehr sagen lassen und Entscheidungen selbst treffen.
  • Sie sind Ihrem Kind peinlich.
  • Ihr Kind orientiert sich stark an seinen Freunden.

Nehmen Sie es leicht: Krach gehört jetzt einfach dazu

Streit und Auseinandersetzungen sind in der Pubertät kaum zu vermeiden, denn Ihr Kind muss seinen eigenen Weg im Leben finden und sich von den Eltern langsam abnabeln. Dazu gehört es auch, eigene Positionen zu entwickeln und andere Sichtweisen als die der Eltern einzunehmen. Kinder fangen an, über ihr Leben und das der anderen zu grübeln. Sie stellen Fragen und vieles in Frage. Das führt unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten, und auch wenn die manchmal extrem sind, sind sie wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit Ihres Kindes. Vergessen Sie in schweren Momenten nicht: In einigen Jahren ist alles vorüber, und das Verhältnis zu Ihrem Kind wird sich wieder verbessern.

So reagieren Sie richtig bei Wutausbrüchen

Ob mit neun oder mit zwölf Jahren: Wenn Ihr Kind so richtig mittendrin in der Pubertät steckt, kommen Sie um den ein oder anderen Wutausbruch selbst bei den friedlichsten Kindern nicht herum. Lassen Sie sich in diesem Moment nicht auf Diskussionen ein, und nehmen Sie sich auf keinen Fall alles zu Herzen. Akzeptieren Sie die miese Stimmung Ihres Kindes, und vertagen Sie wichtige Entscheidungen oder Vereinbarungen auf später.

5 Tipps, um unbeschadet durch die Pubertät Ihres Kindes zu kommen

Doch was tun, damit das Verhältnis zwischen Eltern und Kind nicht nachhaltig gestört wird und das Zusammenleben erträglich bleibt? Was können Sie erlauben, und wo müssen Sie Grenzen setzen? Unsere fünf Tipps helfen Ihnen, richtig zu reagieren.

1. Nehmen Sie die Emotionen Ihres Kindes nicht persönlich.

Auch wenn es verletzend wird und Ihren wunden Punkt trifft, sollten Sie versuchen, über den Dingen zu stehen. Pubertierende können ungemein kränkend sein, und Sprüche wie: „Ich wünschte, du wärst tot“ sind nicht unnormal. Wissen Sie noch, wie es Ihnen in dieser Zeit ging? Manchmal kann es hilfreich sein, daran zurückzudenken.

2. Lassen Sie Ihrem Kind seine Geheimnisse …

… denn es braucht jetzt das Gefühl, nicht mehr alles mit den Eltern zu teilen. Klopfen Sie an, wenn Sie sein Zimmer betreten, schauen Sie ihm nicht ungefragt beim Chatten über die Schulter, mischen Sie sich nicht in seine Kleidungsvorstellungen ein, und räumen Sie sein Zimmer oder seine Schultasche nicht ungefragt auf.

3. Seien Sie stets gesprächsbereit …

… und nutzen Sie jede Gelegenheit, in der Ihr Kind von sich aus eine Unterhaltung beginnt. Kinder in der Pubertät brauchen ihre Eltern nach wie vor, sie können das aber nur schlecht zugeben. Aufmerksame Eltern erkennen den Zeitpunkt, an dem ein verbindendes Gespräch möglich ist. Hören Sie dann zu, und halten Sie sich mit ungewollten Ratschlägen zurück.

4. Setzen Sie klare Regeln und Grenzen …

… aber schränken Sie diese auf ein Minimum ein, um sich nicht im Dauerstreit wiederzufinden. Es ist jetzt egal, ob Ihr Kind seine Brotdose gleich nach der Schule in die Küche bringt oder seine Zimmerpflanze regelmäßig gießt. Wichtig ist, dass es die Hausaufgaben macht und pünktlich nach Hause kommt.

5. Nutzen Sie diese Zeit, um sich selbst etwas mehr Freiräume zu gestatten …

… und zwingen Sie Ihr Kind beispielsweise nicht, an jeder Familienaktivität teilzunehmen. Wenn es Ihnen gelingt, den Abnabelungsprozess Ihres Kindes nicht nur als Verlust, sondern auch als neue Freiheit für sich selbst zu betrachten, haben beide Parteien etwas davon. Belegen Sie beispielsweise endlich den immer wieder hinausgeschobenen Yoga-Kurs oder das Squash-Treffen mit der Freundin, und binden Sie Großeltern oder gute Freunde ruhig als „Babysitter“ ein.