Warum schreit mein Baby? Wie Sie seine Bedürfnisse erkennen
Weinende und schreiende Babys verstehen und beruhigen
Checkliste: Warum schreit mein Baby?
- Hunger: Kann bei gestillten Neugeborenen schon nach zwei Stunden wieder auftreten, bei Wachstumsschüben (meist um die 6. und 12. Woche) sogar schon nach einer Stunde. Das Baby macht Suchbewegungen und saugt an Allem.
- Volle Windeln: Nasse Windeln stören Babys nur selten. Stuhlgang in der Windel wollen manche sofort entfernt haben, Säuglinge können damit oft nicht einschlafen.
- Körperliches Unbehagen: Ihrem Baby ist zu warm oder zu kalt (mit einem Finger die Hauttemperatur am Nacken testen, Haut sollte dort weder kalt noch heiß und schweißfeucht sein!). Sehen Sie nach, ob Nähte, Etiketten oder Reißverschlüsse drücken oder kratzen.
- Schmerzen: Hat Ihr Baby zusätzlich Fieber, hält es einen Körperteil auffällig ruhig, ist es teilnahmslos oder besonders unruhig, verweigert ein Säugling mehr als eine Mahlzeit oder schreit Ihr Baby anhaltend, ist es höchstwahrscheinlich krank und/oder hat Schmerzen.
- Einsamkeit/Langeweile: Das Bedürfnis nach Zuwendung und/oder Ablenkung ist Ihrem Kind angeboren. Tragen Sie Ihr Baby häufig. Tragen im Tragetuch ist nicht schädlich für seine Wirbelsäule, auch wenn dies immer wieder behauptet wird!
- Müdigkeit: Manche Babys „schimpfen“ sich geradezu in den Schlaf, indem sie sich – auf ihre Weise – etwas „von der Seele reden“. Natürlich sollen Sie es niemals lange schreien lassen, doch ist es manchmal sinnvoll, ein müdes Baby nicht sofort wieder aus dem Bettchen zu nehmen. Warten Sie einige Minuten ab, ob es nicht von selbst zur Ruhe kommt.
Das untröstliche Baby
Haben Sie anhand der Checkliste ausgeschlossen, dass es Ihrem Baby körperlich an nichts fehlt, versuchen Sie, sein Weinen nicht „persönlich“ zu nehmen. Vielleicht muss es dadurch Spannungen abbauen, die sich durch viele Reize über den Tag aufgebaut haben, oder Ihr Kind ist eben ein besonders „anspruchsvolles“ Baby. Versuchen Sie also weiterhin herauszufinden, was Ihrem Baby gut tut, und trösten Sie es, fühlen Sie sich aber nicht für sein Geschrei verantwortlich, indem Sie glauben, Sie würden etwas falsch machen!
Das Beruhigungsprogramm nach Harvey Karp
- Geben Sie Ihrem Baby Begrenzung wie im Bauch und wickeln Sie es in ein Tuch oder eine Decke ein. Es sollte seine Arme und Beine nur mehr wenig bewegen können. Damit lassen sich auch die in den ersten Wochen auftretenden Reflexzuckungen, die Ihr Baby sehr erschrecken können, verhindern.
- Legen Sie Ihr Baby in der Embryohaltung auf die Seite. Sichern Sie es gegen Umfallen in die Bauchlage durch eine zusammengerollte Decke oder ein Kissen.
- Schaffen Sie eine beruhigende Geräuschkulisse. Machen Sie „Schschsch“- Laute, die etwa fünf Zentimeter von Babys Ohr entfernt ungefähr so laut wie sein eigenes Schreien sein sollten. Als Geräuschkulisse eignen sich auch Geräusche von Staubsauger, Haarfön oderWaschmaschine (zur Schonung der Geräte Motorengeräusch besser auf Kassette aufnehmen). Auch ein alter Wecker mit lautem Ticken wirkt in den ersten drei Monaten oft wahre Wunder, da er das Baby an Ihren Herzschlag erinnert.
- Wiegen Sie Ihr Baby. Natürlich können Sie Ihr Baby auf dem Arm wiegen oder mit ihm durchs Zimmer tanzen.Wirksamer ist allerdings die „Scheibenwischer- Methode“: Legen Sie sich das eingewickelte Baby mit dem Rücken auf Ihre nebeneinander liegenden Oberschenkel (Köpfchen zum Knie) und bewegen Sie die Beine rhythmisch auf und ab oder (wie ein Scheibenwischer, daher der Name!) nach links und rechts. Passen Sie dabei den Rhythmus dem Geschrei Ihres Babys an: Je heftiger es schreit, desto schneller bewegen Sie Ihre Beine.
- Letzte Rettung: Saugen. Saugen entspannt Ihr Baby. Bieten Sie ihm Brust, Schnuller, Flasche oder Ihren sauberen Finger an. Da heftig schreiende Babys oft gar nicht saugen wollen und Brust oder Schnuller ablehnen, sollte sich Ihr Baby durch die Punkte 1. bis 4. schon etwas beruhigt haben.
Halten Sie sich bitte genau an die Reihenfolge der einzelnen Punkte und beenden Sie Ihre Beruhigungsversuche, wenn Ihr Baby nicht mehr schreit.