Bis hierher und nicht weiter: Grenzen setzen und konsequent bleiben

Schon die Kleinsten testen aus, wie weit man bei Mama oder Papa gehen kann. Das gehört zur normalen Entwicklung dazu. Und trotzdem kann es ganz schön anstrengend sein. Doch es lohnt sich, Ihrem Kind Grenzen zu setzen und konsequent auf deren Einhaltung zu bestehen. Aber auch Ausnahmen dürfen sein! Mit Test „Wie konsequent sind Sie“ als Download. 

Inhaltsverzeichnis

Konsequente Eltern: So setzen Sie Grenzen

Das Thema Grenzen, Regeln und Konsequenzen ist ein „Dauerbrenner“ in der Erziehung. Viele Eltern schlagen sich heute mit der Frage herum, wie nachgiebig sie sein dürfen oder wie streng sie sein müssen. Einerseits wollen sie so gut wie möglich auf ihr Kind eingehen, andrerseits aber auch keinen kleinen „Tyrannen“, mit dem ihnen heute schon auf Buchtiteln gedroht wird, heranziehen. Mit der Erziehung ist es wie mit einem Zug, der auf Schienen fährt. Die eine Schiene ist die Liebe, also fürsorgliches Wohlwollen, die andere sind die Grenzen, die das Zusammenleben regeln. Jeder Zug braucht beide Schienen: Hat er nur eine, kann er nicht fahren. Auch hat die eine Schiene nichts mit der anderen zu tun: Eltern, die Grenzen setzen, lieben ihre Kind nicht mehr und nicht weniger als Eltern, die es nicht tun.

Konsequenz gibt Ihrem Kind Sicherheit

Schon Babys prägen sich erste Regeln oder Zusammenhänge ein. Auch wenn sie noch nicht wissen, was die Eltern von ihnen erwarten, können sie sich deren Reaktionen merken. So wissen sie bald, dass Schlafenszeit ist, wenn Mama oder Papa ihnen den Schlafsack angezogen und sie nach einem Schlaflied oder einem Kuss ins Bettchen gelegt haben. Die Kleinsten lernen Regeln am leichtesten durch Regelmäßigkeit. Es ist gut, wenn Mama und Papa berechenbar sind und dass es fürs Spielen, Essen und Schlafen feste Zeiten gibt. Im Kleinkindalter ist mehr Konsequenz nötig, da Kinder nun intensiv auszuloten beginnen, wo die Grenzen liegen. Wenn Sie jetzt klar und bestimmt auftreten, geben Sie Ihrem Kind Sicherheit und Orientierung. Ohne feste Grenzen, deren Einhaltung Sie konsequent durchsetzen, herrscht Unsicherheit. Ein anstrengender Zustand für Sie und auch für Ihr Kind, weil es ständig austesten muss, wie weit es gehen kann.

Unterscheiden Sie zwischen Wünschen und Bedürfnissen

Ihr Kind hat ganz fundamentale Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit, Fürsorge, Nahrung, Kleidung und Schlaf, die Sie als Eltern befriedigen müssen, damit es gesund aufwachsen kann. Darüber hinaus haben Kinder viele Wünsche, die einer momentanen Laune entspringen. Kinder kennen zunächst noch keinen Unterschied zwischen dem, was sie wirklich brauchen, und dem, worauf sie gerade Lust haben. Umso mehr müssen Sie als Eltern sich dieses Unterschieds bewusst sein! Natürlich braucht Ihr Kind täglich ausgewogene Mahlzeiten, aber es „braucht“ weder Pommes noch Ketchup. Sie können ihm diese also guten Gewissens abschlagen, wenn Sie aus Gründen einer gesunden Ernährung darauf verzichten wollen. Ihr Kind wird deshalb keinen Schaden nehmen, auch wenn es momentan vielleicht schmollt, weil „alle anderen das auch essen dürfen“. Sie können Ihr Kind nicht verwöhnen, indem Sie ihm „zu viel“ von dem geben, was es wirklich braucht, sprich: einfühlsam auf seine Bedürfnisse eingehen. Verwöhnte Kinder sind Kinder, die kein Nein akzeptieren können. Kinder, die erwarten, dass ihre unmittelbaren Wünsche jederzeit sofort erfüllt werden. Kinder, die fordernd und anstrengend sind. Doch so entwickeln sich nur Kinder, die zu viel vom Verkehrten bekommen – und das oft genug aus falschen Gründen. Das Verzwickte ist, dass Kinder sich oft ihrer eigentlichen Bedürfnisse nicht bewusst sind, aber fast immer genau wissen, wozu sie gerade Lust haben. Helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie nicht fragen „Worauf hast du Lust?“ oder „Was willst du?“, sondern „Was brauchst du jetzt (von mir)?“

Mein Tipp:

Wenn alle Bedürfnisse Ihres Kindes befriedigt sind, dürfen Sie ihm auch einige seiner Wünsche erfüllen. Wenn Ihr Kind das bekommt, worauf es gerade Lust hat, wird es keinen Schaden daran nehmen, so lange Sie dadurch nicht versuchen, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sich beliebt zu machen oder eigene Bedürfnisse und Grenzen zu unterdrücken.  

Auch Eltern dürfen „Nein, ich will nicht!“ sagen

Gerade einfühlsame Eltern, die auf die Bedürfnisse ihres Kindes Rücksicht nehmen, vergessen manchmal ihre eigenen Bedürfnisse nach Ruhe, Erholung oder Ordnung. Sie gestehen ihrem Kind in der Trotzphase selbstverständlich sein „Nein, ich will nicht!“ zu, vergessen es aber manchmal auch selbst zu sagen. Bitte denken Sie daran: Nur Eltern, die gut für sich selber sorgen, können auf Dauer auch gut für ihre Kinder sorgen!

Muss jedes Nein begründet werden?

Wenn Sie Ihrem Kind einen Wunsch abschlagen oder auf der Einhaltung einer Regel bestehen, ist es günstig, Ihrem Kind kurz zu begründen, warum Sie das tun. Es macht natürlich keinen Sinn, es jedes Mal wieder lang und breit zu erklären, denn dann würde Ihr Kind bald gelangweilt weghören. Manchmal gibt es aber auch Entscheidungen aus dem Bauch heraus, die Sie auf die Schnelle gar nicht begründen können oder für deren Begründung Sie zu weit ausholen müssten. Dann dürfen Sie als Begründung durchaus auch „Weil ich das jetzt so will!“ sagen. In den allermeisten Fällen wird Ihr Kind diese „Erklärung“ problemlos akzeptieren. Schließlich kennt Ihr Kind das von sich selbst, dass es etwas möchte oder nicht möchte, es aber nicht begründen kann.

Familienregeln gemeinsam aushandeln

Finden Sie heraus, was Ihnen und Ihrer Familie wirklich wichtig ist, und beschränken Sie sich auf diese wenigen Regeln. Lieber nur drei Regeln konsequent anwenden als sich in einem Regellabyrinth verlieren. Ab dem Kindergartenalter können Sie auch Ihr Kind einbeziehen, denn wer selbst mitentscheiden darf, wird sich leichter an die aufgestellten Regeln halten. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie Ihr Kind immer wieder an die in Ihrer Familie geltenden Regeln erinnern müssen. Klare Regeln, Ermutigungen und eine positive Erwartungshaltung helfen ihm, sich in der Welt zurechtzufinden.

Mein Tipp:

Mit dem Satz „Ich weiß, dass du es schaffst, dich an unsere Abmachung zu halten“ sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm vertrauen und an es glauben. 

Welche Regeln sollen Kinder lernen?

Die meisten Eltern sind sich einig, wenn es um die Sicherheit des Kindes geht (nicht auf die Straße laufen, im Auto angeschnallt bleiben).Weitere wichtige Grenzen beginnen dort, wo andere beeinträchtigt werden. Ihr Kind darf beispielsweise seinen Spielkameraden nicht weh tun oder ihnen Spielzeug wegnehmen. Andere Dinge wie etwa der Ablauf des Alltags (Schlafenszeiten, Mahlzeiten, Umgang mit Süßigkeiten oder Fernsehen) sind sehr individuell und sollten gut mit dem Partner abgesprochen werden. Sinnvolle Regeln für ein Klein- oder Kindergartenkind könnten beispielsweise so aussehen:

  • Mahlzeiten. Alle essen gemeinsam am Tisch. Wenn Ihr Kind fertig ist, darf es aufstehen. Sie als Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt. Ihr Kind darf entscheiden, wie viel es davon essen möchte. Vor dem Essen gibt es keine Süßigkeiten.
  • Schlafen. Ihr Kind bleibt nach dem Gute-Nacht-Sagen in seinem Zimmer. Es schläft dort alleine ein.
  • Sicherheit. An verkehrsreichen Straßen oder beim Überqueren der Straße bleibt Ihr Kind an der Hand oder hält sich am Buggy fest. Es bleibt im Autositz angegurtet, bis die Fahrt beendet ist.
  • Umgang mit anderen. Keiner darf einem anderen weh tun oder ihm etwas aus der Hand reißen. Wir sprechen freundlich miteinander.
  • Aufräumen. Neues Spielzeug wird erst herausgeholt, wenn das vorherige aufgeräumt ist. Kleinkinder helfen beim Aufräumen mit. Kindergartenkinder können kleine  Aufräumaufträge (z. B. Bilderbücher ins Regal stellen) schon allein ausführen.
  •  Beschäftigung. Ihr Kind kann sich kurze Zeit alleine beschäftigen, wenn Mama und Papa etwas erledigen müssen.
  • Helfen. Ab dem Kindergartenalter kann Ihr Kind bereits kleine Aufgaben übernehmen wie etwa den Tisch decken oder abräumen.
  • Fernsehen. Sie als Eltern entscheiden, was und wie lange Ihr Kind etwas sehen darf.