Familienleben: 5 Rituale, mit denen Sie Ihre Familie stark machen

Rituale scheinen in besonderer Weise dazu geeignet zu sein, um Menschen miteinander zu verbinden und ihnen Sicherheit und Rückhalt zu vermitteln. Lesen Sie hier, warum Rituale auch für Familien wichtig sind und welche 5 Rituale für Familien mit Teenagern besonders sinnvoll und hilfreich sind. 

Inhaltsverzeichnis

Sinnvolle Familienrituale

Viele Rituale haben daher eine lange Tradition und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Jedoch werden nicht alle tradierten Rituale heutzutage noch als passend und angemessen erlebt, manche sind mitunter grausam und lebensgefährlich, wie etwa die rituelle Beschneidung von Mädchen in einigen afrikanischen Stämmen. Aber auch harmlosere Rituale bedürfen ab und zu einer Überprüfung. 

Rituale haben im Familienleben verschiedene Funktionen. Zum einen strukturieren sie den alltäglichen Tagesablauf. Darüber hinaus haben sie aber auch oft eine starke emotionale Bedeutung für die einzelnen Personen. Hilfreiche Rituale zeichnen sich dadurch aus, dass sie für Sicherheit und Klarheit im Alltag und im gegenseitigen Umgang sorgen, das gegenseitige Vertrauen stärken, den einzelnen Familienmitgliedern Verlässlichkeit bieten und sie miteinander verbinden, Halt geben und Geborgenheit vermitteln.

Insbesondere für besondere Anlässe, etwa für Festtage wie Weihnachten, Ostern, Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigung etc., gibt es konventionelle, kulturelle und religiös bedingte Rituale, die den Menschen Orientierung geben, aber auch ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen können. So hilft etwa eine schön gestaltete Bestattung den Angehörigen dabei, den Verstorbenen loslassen und von ihm Abschied zu nehmen. In unserer offenen und liberalen Gesellschaft haben wir den großen Vorteil, dass wir tradierte Rituale flexibel handhaben und je nach Einstellung und Wunsch den eigenen Vorstellungen entsprechend anpassen können.

Rituale stabilisieren und können sogar heilsam sein

Zwar gewöhnen wir uns oft an gewisse Rituale, weil sie ihrer Natur nach aus wiederkehrenden Verhaltensweisen bestehen. Rituale sind jedoch weit mehr als bloße Gewohnheiten. Der Unterschied liegt darin, dass uns die Rituale etwas bedeuten, die Gewohnheiten jedoch eher dazu dienen, das Leben einfacher zu machen. Das tägliche Zähneputzen etwa würde man eher als tägliche Routinetätigkeit als ein Ritual bezeichnen. Sobald wir einer Gewohnheit jedoch eine gewisse persönliche Bedeutung zumessen, handelt es sich in der Regel schon um ein kleines Ritual. So kann die morgendliche „Schminkzeremonie“ Ihrer Tochter einen rituellen Charakter bekommen („Ich mache mich schön, und das ist mir wichtig“), aber auch der abendliche Jogginglauf Ihres Sohnes kann ihm als sportliches Ritual z.B. dabei helfen, einen klaren Kopf zu bekommen o.Ä.

In der Familienberatung haben Rituale ebenfalls einen hohen Stellenwert. So kann ein gemeinsames Ritual beispielsweise helfen, einen Konflikt beizulegen oder sich von einem Problem oder einem Menschen symbolisch zu verabschieden. Oder es werden bestimmte Familienrituale eingeführt, um den inneren Zusammenhalt zu stärken und die Beziehungen zu verbessern, etwa „Vater-Sohn-Zeiten“. Rituale sind also nicht nur hilfreich, sondern können durchaus heilsamen Charakter annehmen. Leider kann man Rituale auch zu menschenverachtenden Zwecken missbrauchen, wie das etwa bei satanistischen oder sadistischen Ritualen der Fall ist. Insofern ist immer auch der Inhalt des Rituals bedeutsam. Nicht das Ritual an sich ist gut. Ein Ritual ist nur dann „gut“, wenn es für alle Beteiligten eine positive Bedeutung hat und bei allen Beteiligten eine angenehme und wohltuende Wirkung entfaltet. Sobald sich also ein Familienmitglied bei einem bestimmten Ritual nicht wohlfühlt, sollte es entsprechend verändert und angepasst werden.

3 Tipps, die Sie beim Umgang mit Ritualen unbedingt beachten sollten

Wichtig bei der Einführung oder Fortsetzung von Ritualen sind folgende Aspekte:

  1. Rituale sollten nicht zu starr gehandhabt werden. 

    Rituale sollten zwar für klare Strukturen sorgen, aber auch flexibel gehandhabt werden können. Ein geplantes Essen kann dann auch mal verschoben oder früher oder später eingenommen werden. Sonst arten Rituale in Zwangsrituale aus und bewirken dann das genaue Gegenteil dessen, was sie eigentlich bewirken sollen: Sie wirken einengend statt stabilisierend und ermutigend.
  2. Rituale müssen zu der Familie passen.

    So wird eine gläubige Familie vielleicht vor jedem Essen beten, eine musikalische Familie jeden Sonntag zusammen musizieren und eine sportliche Familie gelegentlich zusammen eine Radtour unternehmen. Die schönsten Familienrituale entstehen dann, wenn alle Spaß am gemeinsamen Tun haben und diesem einen wichtigen Sinn zuschreiben.
  3. Rituale müssen altersangemessen sein.

    Ein 12-Jähriger legt vermutlich keinen Wert mehr auf eine vorgelesene Gute-Nacht-Geschichte, sondern möchte vielleicht lieber vor dem Schlafen noch ein bisschen Musik hören. Das gilt es dann zu respektieren. Familienrituale dürfen sich also nicht nur verändern, sondern sie müssen sogar immer wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.

5 hilfreiche Rituale, mit denen Sie Ihrer Familie etwas Gutes tun

1. Gemeinsam den Morgen gestalten

Morgens gemeinsam aufzustehen und den Tag zu starten, kann für alle eine große Hilfe und Bereicherung sein. Das gilt insbesondere für den Alltag. Auch wenn Teenager sich natürlich morgens schon selbst versorgen könn(t)en und auch oft Morgenmuffel sind, so fühlen sie sich dennoch unterstützt, wenn sie den Start in den Tag nicht alleine meistern müssen. Außerdem frühstückt es sich gemeinsam gemütlicher. Damit das allerdings nicht in Stress und Streit ausartete, sollten Sie Folgendes berücksichtigen:

Organisieren Sie den morgendlichen Ablauf so, dass alle damit zufrieden sind. Klären Sie miteinander z. B. folgende Fragen: Wer geht zuerst ins Bad? Wie lange Zeit hat jeder dort? Wer liest wann die Zeitung? Sind Smartphones am Tisch erlaubt oder verboten? Wer möchte was frühstücken und wer bereitet was zu? Wer räumt ab? Je besser Sie sich diesbezüglich abstimmen, desto weniger Probleme wird es morgens geben. Auch kleine liebevolle Gesten am Morgen können für gute Stimmung sorgen und den Start in den Tag erleichtern. So könnten Sie Ihrem Teenager morgens eine Tasse Tee ans Bett bringen, etwa wenn er Kreislaufprobleme hat oder einfach schwer wach wird. Oder Sie sorgen mit einem leckeren Bananen-Milch-Shake, frisch gepresstem Orangensaft oder einem Smoothie für eine leckere Frühstücksüberraschung.

Auch am Wochenende kann ein schönes gemeinsames ausgiebiges und reichhaltiges Frühstück ein toller Start in den Tag sein. Hierfür sollen Sie sich dann ausgiebig Zeit nehmen. Sollten Sie Frühaufsteher und Ihre Teenager Langschläfer sein, lohnt sich sogar ein kleiner Brunch. Dann kann man sich das Mittagessen getrost sparen.

2. Gemeinsam kochen und essen

Mindestens einmal in der Woche sollten Sie zusammen das Essen planen und zubereiten. Dazu bietet sich naturgemäß das Wochenende an. Mit einem Teenager gemeinsam zu kochen bedeutet zwar oft zunächst mehr Aufwand und Arbeit, es macht aber auch Spaß. Und es schweißt zusammen. Positiver Nebeneffekt: Ihr Kind lernt nebenbei kochen. Eine gemeinsame Koch-Aktion sollte allerdings gut geplant sein: Überlegen Sie gemeinsam, was Sie kochen und essen wollen. Oder einer aus der Familie darf abwechselnd (etwa der Reihe nach, z.B. nach Alter auf- oder absteigend) bestimmen. Achten Sie bitte darauf, dass Sie sich früh genug auf ein Essen einigen, damit Sie und Ihr Teenager genug Zeit haben, die dafür erforderlichen Lebensmittel zu besorgen. Klären Sie auch rechtzeitig, wer aufdeckt, wer abdeckt, wer spült, wer die Küche aufräumt, den Müll wegräumt etc., damit nicht nachher alles an Ihnen hängen bleibt.

Versüßen Sie das Menü mit einem attraktiven Nachtisch, den sich der Teenager aussuchen darf. Überlegen Sie auch, wer wann was einkauft, und legen Sie das fest. Legen Sie dafür eine detaillierte Einkaufsliste an. Bei der Zubereitung sollte Ihr Teenager dann nicht nur mithelfen, sondern auch mit die Verantwortung dafür tragen, dass das Essen gelingt. Daher sollten Sie darauf achten, Ihr Kind nicht zu Ihrem Handlanger zu machen („Reich mir den Löffel, bitte!“, „Hol mal die Butter!“), sondern ihm bestimmte Arbeitsbereiche komplett überlassen. Ansonsten fühlt sich Ihr Teenager bevormundet und herumkommandiert. Das gemeinsame Kochen wird ihm dann schnell keinen Spaß mehr machen. Dazu ist eine Arbeitsteilung sicher hilfreich, z.B. Ihr Teenager bereitet das Dressing zu, während Sie den Salat waschen. Natürlich können Sie sich auch andere Essensrituale ausdenken, wenn Sie keine Lust zum gemeinsamen Kochen haben. Auf jeden Fall ist das gemeinsame Einnehmen einer leckeren Speise eines der verbindensten und verbindlichsten Rituale der Welt.

3. Regelmäßige Familiengespräche führen

Was Menschen am besten miteinander verbinden kann, ist echte Kommunikation. Damit ist nicht die kleine Plauderei im Vorübergehen gemeint, sondern der Austausch von Gedanken, Ideen, Vorstellungen, Erlebtem, Meinungen, Träumen, Wünschen, Ängsten, Sorgen, Nöten, Hoffnungen und dergleichen mehr. An der Art, wie Familienmitglieder miteinander kommunizieren, kann man schnell erkennen, wie vertraut sie miteinander sind, ob sie sich mögen, ob sie sich nahestehen, ob sie einander respektieren usw. Je offener, ehrlicher und freundlicher in einer Familie kommuniziert wird, umso gesünder ist sie.

Problematische oder sogar gestörte Familienverhältnisse erkennt man oft an einer mangelnden Gesprächskultur oder destruktiven Kommunikationsformen und -mustern. Daher sollten Sie unbedingt regelmäßige offene und lockere Familiengespräche ermöglichen und fördern. Dafür brauchen Sie nicht unbedingt einen Anlass oder Grund. Oft ergeben sich Familiengespräche ganz spontan am Esstisch. Wichtig ist allerdings, dass die Atmosphäre entspannt ist. Gut reden lässt sich miteinander auch bei Kaffee, Tee oder (ausnahmeweise) einer Cola und Kuchen oder Waffeln. Bei wichtigen Themen wie etwa Urlaubsplanung etc. können Sie den „Familienrat“ einberufen oder Ihren Teenager nach Absprache einfach zu sich ins Wohnzimmer einladen.

4. Freundliche Begrüßungs- und Abschiedsrituale pflegen

Es sind oft die kleinen Gesten des Alltags, die wir zu schnell vernachlässigen. So kommt es oft vor, dass wir uns gar nicht oder zumindest nicht besonders freundlich von unseren Liebsten verabschieden. Das ist oft ein Zeichen von Unaufmerksamkeit oder Stress, es kann aber auch Zeichen von Frust oder Ärger sein. Das ist schade, denn diese kleinen Begrüßungs- und Abschiedsrituale sind von besonders großer Bedeutung, auch für Teenager! So fühlt er sich durch ein aufmerksames und freundliches „Hallo, da bist du ja endlich wieder!“, eine zärtlich Umarmung oder ein herzhaftes Schulterklopfen willkommen geheißen. Er merkt daran, dass der andere sich über seine Anwesenheit freut. Auch eine liebevolle Verabschiedung signalisiert: „Du bedeutest mir etwas, und ich freue mich auf unser Wiedersehen!“ Teenager brauchen diese kleinen alltäglichen Gesten der Freundlichkeit und Verbindlichkeit.

Nur weil sie sich selbst manchmal mürrisch und abweisend verhalten, sollten Eltern dies nicht auch tun. Achten Sie also immer wieder bewusst darauf, Ihr Kind freundlich zu verabschieden. Dazu kann gehören, es zur Tür zu begleiten, ihm einen schönen Tag und/oder viel Erfolg bei der Klassenarbeit zu wünschen etc. Achten Sie ebenso auf eine aufmerksame, liebevolle Begrüßung. Dazu passt dann entsprechend eine kurze interessierte Frage zur Befindlichkeit. Vermeiden sollten Sie allerdings, Ihr Kind auszufragen. Das ist ihm eher lästig, vor allem, wenn es gerade erst zur Tür hereingekommen ist. Wenn es sich dann etwas erholen konnte, können Sie es immer noch fragen, wie sein Schultag war und ob es eine Klassenarbeit zurückbekommen hat.

5. Gemeinsame Freizeitaktivitäten planen, gestalten und umsetzen

Auch gemeinsame Freizeitaktivitäten schweißen zusammen. Gemeinsame Erlebnisse schaffen eine besondere Beziehungsrealität, vorallem wenn sie besonders spannend, witzig oder kurios waren. Dabei ist es oft gar nicht so wichtig, dass sich diese Aktivität in einer besonders spektakulären Gegend ereignet hat, etwa einem besonders exotischen Land. Viel wichtiger ist, dass das, was man gemeinsam erlebt und getan hat, jedem Einzelnen etwas bedeutet. Ob das nun eine Partie Minigolf, ein Strandurlaub oder eine Stadtbesichtigung war, ist dabei völlig unerheblich: Hauptsache, alle Familienmitglieder haben an dieser Aktion Spaß. Wie wäre es also mal mit einem Ausflug zum Hochseilgarten oder einer kleinen Radtour zum nächsten See mit Picknickkorb?