10 Tipps für mehr Lernmotivation in der Pubertät

Die meisten Schüler haben ihre größten schulischen „Hänger“ während der Pubertät. Einerseits machen ihnen die „Umbauarbeiten“ im Gehirn zu schaffen – sie werden vergesslich, das konzentrierte Arbeiten fällt schwer etc. Andererseits begeistern auch die schulischen Themen häufig nicht mehr besonders: Freunde, Hobbys etc. sind nun eindeutig interessanter. Das alles wirkt sich oft unmittelbar negativ auf die schulischen Leistungen aus und motiviert in der Regel nicht zum engagierten Lernen. Welche Tipps und kleinen Tricks Ihrem Kind helfen können, aus diesem „Teufelskreis der fehlenden Lernmotivation“ herauszufinden, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Lernen mit Motivation

Desinteresse, Misserfolgserlebnisse, soziale oder entwicklungsbedingte Probleme etc.: Warum Ihr Kind beim Lernen schlappmacht und ihm die Motivation fehlt, kann unterschiedliche Gründe haben. Wichtig ist, dass es möglichst früh die „Bremse“ zieht, bevor es sich in der Negativspirale zu tief nach unten manövriert hat und es dann immer schwerer wird, dort wieder herauszukommen und den schulischen Anschluss zu finden. Mit den folgenden zehn Motivationstipps möchten wir Ihnen bzw. Ihrem Kind ein paar Ideen an die Hand geben, wie das Lernen wieder besser gelingen kann.

Motivationstipp 1: Hinderliche Denk- und Verhaltensweisen in der Pubertät aufgeben

Ab Freitagmorgen wird auf allen Radiosendern mindestens im halbstündigen Takt das bevorstehende und „wunderschöne Freizeit-Wochenende“ verkündet. Während der Woche erklingen die „Hymnen“ auf den wohlverdienten Feierabend spätestens nach der Mittagszeit. Tatsache ist, dass diese gedankliche Aufteilung zwischen schöner Freizeit und schlechter Arbeitszeit sich immer tiefer in den Köpfen der Menschen, so auch der Schüler, verankert. Natürlich sind dafür nicht die Radiosender verantwortlich – sie spiegeln nur das bereits bestehende Denken und Empfinden der Menschen wieder. Für den Lernerfolg Ihres pubertierenden Kindes ist es aber wichtig, dass es Lernen und Arbeiten mit positiven Gedanken und Gefühlen verbindet. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn Sie als Eltern ab und zu Ihr eigenes Verhältnis zur Arbeit und damit Ihre Vorbildfunktion reflektieren: Arbeiten Sie gerne – auch mal zusätzlich? Oder jammern Sie eher über Ihre Arbeit und fiebern dem Feierabend und der Freizeit entgegen? Was signalisieren bzw. vermitteln Sie Ihrem Kind für eine Vorstellung von Arbeit? Welche für die Lernmotivation Ihres Kindes untauglichen Denkweisen sollten Sie in Zukunft besser „über Bord“ werfen?

Motivationstipp 2: Ein angenehmes und störungsfreies Arbeitsumfeld für den Teenager schaffen

Gerade weil ältere Schüler nach Schulschluss und am Wochenende regelmäßig noch Hausaufgaben erledigen, für Klassenarbeiten lernen oder Referate vorbereiten müssen, ist es sinnvoll, wenn Sie dafür sorgen, dass es dieses Lernen und Arbeiten als möglichst angenehm empfindet. Unterstützen Sie es dabei, sein Lernumfeld (in der Regel das eigene Zimmer) so zu gestalten, dass es sich darin wohl fühlt und störungsfrei arbeiten kann. Fragen Sie Ihr Kind, ob es z.B. seine Möbel umstellen, seine Wände streichen oder zusätzlich Lampen, Bilder, Pflanzen etc. haben möchte. Vielleicht benötigt es auch einen größeren Schreibtisch oder ein zusätzliches Regal. Womöglich braucht es sogar einen ganz anderen Ort in der Wohnung, an dem es sich nicht so schnell ablenken lässt und störungsfrei lernen kann. Egal wo Ihr Kind arbeitet: Achten Sie darauf, dass es auf einem „gesunden“ Schreibtischstuhl sitzt und das Zimmer hell und gut gelüftet ist.

Nur wer überhaupt eine Aussicht auf Erfolg hat, wird sich auch anstrengen, ihn zu erreichen. Spürt Ihr Kind hingegen, dass es z.B. die 4 in Physik oder die Versetzung ins nächste Schuljahr etc. gar nicht schaffen kann, wird es auch nicht motiviert sein, sich dafür ins Zeug zu legen. Gerade wenn es sich in einem Motivationsloch befindet, ist es besonders wichtig, über konkrete und zugleich realistische Ziele zu reden und diese schriftlich festzuhalten. Fehlen solche Lernziele, fehlt Ihrem Kind auch die Handlungsrichtung. Je genauer es aber vor Augen hat, z.B. welche Notenziele es in den einzelnen Fächern erreichen will und kann, umso leichter kommt der „Motor Motivation“ ins Laufen. Zusätzlich sollte Ihr Kind für die einzelnen Fächer praktikable Maßnahmen festlegen, die es erfolgreich zum Ziel führen können (z.B. täglich Hausaufgaben machen, eine Woche vor einer Klassenarbeit mit dem Üben beginnen, mindestens dreimal pro Stunde melden, ordentliche Mappe führen etc.). Mit Hilfe unseres Noten- und Maßnahmenplans kann Ihr Kind seine Ziele und die entsprechenden Maßnahmen notieren: In unserem Download-Bereich findet Ihr Kind einen Noten und Maßnahmenplan zum herunterladen.

Motivationstipp 4: Der Pubertierende soll einen Vertrag mit sich selbst abschließen, das Ziel visualisieren

Die Motivation, für die gesetzten Lernziele zu arbeiten und dabei die gewählten Maßnahmen zu beherzigen, steigt zusätzlich, wenn Ihr Kind diese Vorhaben in einem Vertrag besiegelt. Einen solchen Vertrag muss es nicht mit Ihnen oder seinen Lehrern abschließen, sondern es kann ihn auch mit sich selbst eingehen. Das ist oft sogar wirksamer – vor allem dann, wenn die im Vertrag festgehaltenen Ziele und Maßnahmen die persönlichen Ziele und selbstbestimmten Maßnahmen Ihres Kindes (und nicht die der Eltern oder Lehrer) sind. Wenn Ihr Kind möchte, kann es zusätzlich ein Bild, eine Collage etc. von dem Moment gestalten, in dem es sein Ziel erreicht hat. So hat es sein Ziel inklusive der damit verbundenen positiven Gefühle immer vor Augen. Von solchen visualisierten Zielvorstellungen geht eine Menge Kraft und Energie aus, die Ihr Kind auf seinem Weg zum Ziel gut gebrauchen kann.

Motivationstipp 5: Der Pubertierende soll sich selbst belohnen

Je mehr Ihr Kind es schafft, selbst die Verantwortung für Schule und Lernen zu übernehmen, umso mehr steigt auch die Verbindlichkeit für das eigene Handeln. Ihr Kind arbeitet dann nicht mehr, weil Sie es wollen, sondern weil es das selbst möchte. Um dieses Denken einen weiteren Schritt zu fördern, ist es sinnvoll, wenn nicht Sie Ihr Kind für gute Leistungen oder große Anstrengungen belohnen, sondern wenn es das selbst übernimmt. „Worüber freue ich mich? Was motiviert mich als Belohnung, wenn ich mein Tages-, Wochen- oder Monatsziel erreicht habe?“ Somit bewertet Ihr Kind nämlich unabhängig von Ihnen nun selbst seinen Arbeitseinsatz und muss Lernerfolg wie Misserfolg auch vor sich selbst verantworten. Eine solche Belohnung kann Ihr Kind in dem Vertrag mit sich selbst festhalten.

Gerade wenn es in der Schule mal nicht so gut läuft, sollte Ihr Kind dafür unbedingt außerhalb der Schule Bestätigung erfahren. Damit sein Selbstbewusstsein und damit auch seine Motivation zum Lernen nicht völlig abhanden kommen, ist es wichtig, dass es z.B. beim Sport, in der Band, beim Theaterspielen etc. ausreichend Anerkennung bekommt. So kann es beim Fußballspielen neue Kraft zum Lernen für die nächste Englischarbeit tanken.

Motivationstipp 7: Etappenziele mit dem Teenager festlegen

Manchmal sieht man nur das große Ziel am Ende des Schuljahres – und weil das noch so weit weg ist, geht davon in der Regel auch keinerlei Motivation z.B. zum Lernen für den nächsten Vokabeltest aus. Weit entfernte Ziele können sogar Angst machen, wenn Ihr Kind das Gefühl hat, dass der Berg bis dahin vielleicht zu hoch sein könnte. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihrem Kind dabei helfen, solche großen Ziele in viele kleine Teilziele zu zerlegen. Nicht die Note am Ende des Schuljahres, sondern der nächste Mathe-Test ist dann z. B. das nächste wichtige Etappenziel. 

Motivationstipp 8: Auch kleine Erfolge mit Ihrem Teenager feiern

Dabei sollte Ihr Kind nicht vergessen, jeden noch so kleinen Erfolg auf seinem Weg zum großen Ziel zu würdigen und zu feiern! Auch wenn es in der Deutscharbeit vielleicht doch nur eine 4 geschrieben hat, so waren es diesmal womöglich viel weniger Rechtschreibfehler. Der Blick auf die schon gelingenden Dinge motiviert, um an noch bestehenden Baustellen weiterzuarbeiten.

Unser Rat für mehr Motivation: Ein Erfolgstagebuch führen
Ist Ihr Kind eher (pubertätsbedingt) pessimistisch veranlagt, kann ein kleines Erfolgstagebuch dabei helfen, das Gemüt aufzuhellen und das Selbstbewusstsein zu stärken. Ihr Kind darf hier alle noch so kleinen schulischen (und natürlich auch nichtschulischen) Erfolge hineinschreiben. Ist die Stimmung dann mal wieder im Keller, wirkt das Lesen im Buch wie Balsam für die „geschundene“ Seele und verleiht so neue Energie – vielleicht ja auch zum Lernen!

Motivationstipp 9: In der Pubertät den Schweinehund vor die Tür schicken

Motivation hat immer auch mit Selbstüberwindung und Bezwingen des „inneren Schweinehundes“ zu tun. Wem das in der einen oder anderen Situation gelingt, der profitiert davon für weitere Situationen. Wer hingegen immer wieder das Opfer seiner eigenen Unlustgefühle wird, macht tatsächlich schnell schlapp, wenn unangenehme Aufgaben bevorstehen. Die Vorstellung, diesen Unlustgefühlen ein Gesicht (Schweinehund) und vielleicht sogar einen Namen (Fred) zu geben, macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch dabei, sich davon zu distanzieren und sie so besser zu kontrollieren. Wenn Ihr Kind nun „seinen Fred“ regelmäßig vor dem Lernen aus dem Zimmer oder dem Haus schickt, kann es sich leichter motivieren.

Motivationstipp 10: Mit befreundeten Teenagern lernen

Wenn der Schweinehund vor der Tür ist, kann Ihr Kind ja stattdessen ein oder zwei Freunde zum gemeinsamen Lernen reinlassen. Vielleicht gestaltet sich der Lernprozess dann nicht in jeder Minute produktiv, aber Ihr Kind verbindet damit auf alle Fälle positivere Gefühle, als wenn es allein am Schreibtisch sitzt. Außerdem kann man das Zusammenarbeiten auch lernen. Wenn es erst mal geklappt hat, merkt meist jeder Beteiligte schnell, was er davon hat. Gegenseitiges Erklären, Abfragen oder das Tüfteln an schwierigen Aufgaben macht dann nicht nur mehr Spaß, sondern ist oft auch sehr produktiv.