Spätestens wenn Ihr Kind in der Pubertät ist, sollte der Zeitpunkt gekommen sein, an dem Sie sich als Eltern nicht mehr verantwortlich für die Fehler, Schwierigkeiten und Dummheiten Ihres Kindes fühlen sollten. Das gilt genauso für schulische wie außerschulische Belange.
Ihr Kind muss lernen, dass es selbst verantwortlich für sein Handeln ist. Es muss erfahren, dass es im Negativen wie im Positiven die Konsequenzen seines Tuns selbst trägt und nicht anderen dafür die Schuld geben darf bzw. darauf wartet, dass andere seine Probleme lösen. Je besser Ihrem Kind das gelingt, je selbstständiger und handlungsfähiger es auch in schwierigen Situationen wird, umso weniger Energie und Kontrolle sind dann von Ihrer Seite nötig.
Selbststeuerung statt Fremdsteuerung ist also das Ziel, das Sie schrittweise anstreben sollten, um nach und nach Vertrauen an die Stelle von Kontrolle setzen zu können. Dies hat auch immer etwas mit der
eigenen Motivation Ihres Kindes zu tun. Dass das ein anstrengender Lernprozess ist, der auch vielen Erwachsenen schwerfällt, zeigen die beiden möglichen Verhaltensweisen, die wir Menschen bei Schwierigkeiten meistens an den Tag legen.
Möglichkeit 1: Aufgeben, Verantwortung abgeben, die Opferrolle einnehmen
Die Schuld für das eigene Versagen in der Schule wird schnell bei anderen Personen oder den äußeren Umständen gesucht. Verantwortlich für die schlechte Mathe-Note Ihres Kindes ist dann zum Beispiel der Lehrer, weil er Aufgaben gestellt hat, die so vorher noch nie besprochen wurden. Schuld ist auch der Lärm auf dem Schulhof während der Pause, der Kaugummi kauende Sitznachbar oder sogar Sie, weil Sie mit Ihrem Kind falsch gelernt haben. Es kann durchaus „verlockend“ sein, sich zum Opfer zu machen, denn als Opfer kann bzw. muss Ihr Kind ja nichts an seiner Situation ändern und wird vielleicht sogar noch bedauert. Doch mit dieser Haltung wird Ihr Kind seine schulischen Ziele nicht erreichen.